Blumen und Kerzen umgeben Bilder von Alexej Nawalny.

Team berichtet von Verhandlungen Sollte Nawalny ausgetauscht werden?

Stand: 26.02.2024 14:07 Uhr

Kremlkritiker Nawalny sollte bei einem Gefangenenaustausch freikommen: Das berichtet sein Team in einem auf Youtube veröffentlichten Video. Demnach waren die Verhandlungen zum Austausch gegen den "Tiergartenmörder" weit fortgeschritten.

Der in Haft verstorbene russische Kremlkritiker Alexej Nawalny sollte nach Aussagen seines Teams gegen den in Deutschland inhaftierten "Tiergartenmörder" ausgetauscht werden. "Ich habe am 15. Februar die Nachricht bekommen, dass die Verhandlungen geführt werden und sich auf der Zielgeraden befinden", sagte die politische Direktorin des Nawalny-Fonds für die Bekämpfung der Korruption, Maria Pewtschich, in einem auf YouTube veröffentlichen Video. Am 16. Februar starb Alexej Nawalny nach Angaben der Gefängnisbehörden in einem Straflager im hohen Norden Russlands.

Pewtschich: Putin wollte Nawalny um keinen Preis freihaben

Anfang Februar sei Kremlchef Wladimir Putin demnach ein Angebot unterbreitet worden, wonach der im Dezember 2021 in Deutschland verurteilte "Tiergartenmörder" Wadim K. an Russland übergeben hätte werden können - im Austausch gegen Nawalny und zwei US-Amerikaner. Wobei der Plan, Nawalny frei zu bekommen, schon länger und nach Beginn des Ukraine-Kriegs besonders intensiv verfolgt worden sei, so Pewtschich. Wer genau an der Ausarbeitung dieser vermeintlichen Austauschpläne beteiligt gewesen sein soll und wie konkret sie waren, sagte sie nicht.

In seinem propagandistischen Interview mit dem umstrittenen rechten US-Talkmaster Tucker Carlson am 9. Februar hatte Putin angedeutet - ohne K. beim Namen zu nennen - dass er sich den Austausch eines "Patrioten" etwa gegen den in Russland inhaftierten US-Journalisten Evan Gershkovich vorstellen könne. "Die Verhandlungen werden sogar schon geführt", hatte Putin damals gesagt. Pewtschich wertete diese Aussage des russischen Staatschefs als "Spur des fast erfolgten Austauschs".

Sie warf Putin vor, angesichts der weit fortgeschrittenen Verhandlungen persönlich die Tötung Nawalnys angeordnet zu haben. Er habe den Oppositionellen um keinen Preis freigeben wollen. Er habe erkannt, dass der Westen bereit sei, Wadim K. auszutauschen und dann entschieden, Nawalny als Tauschobjekt loszuwerden, vermutet Pewtschich. "Das ist das absolut unlogische, irrationale Verhalten eines verrückten Mafiosi", sagte sie.

Bundesregierung äußert sich nicht zum Fall K.

Ob es tatsächlich eine realistische Chance gegeben hat, Nawalny gegen den "Tiergartenmörder" freizubekommen, ist unklar. Zu einem grundsätzlichen Austausch von K. hatte die Bundesregierung auf Nachfrage von tagesschau.de noch vergangene Woche geantwortet: "Die Bundesregierung hat keinen Kommentar oder Stellungnahme in der Sache."

In Bezug auf die jüngste Aussage von Nawalnys Team verwies die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa nun auf frühere Äußerungen und sagte: "Und ich kann dazu jetzt auch nichts anderes antworten, als dass wir uns dazu nicht äußern können."

Wadim K. hat 2019 in Berlin einen Exil-Tschetschenen ermordet. K. soll den Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen verübt haben.

Frank Aischmann, ARD Moskau, tagesschau, 26.02.2024 17:38 Uhr