Tod des Kremlkritikers Drei-Stunden-Ultimatum für Nawalnys Mutter
Die Nawalny-Angehörigen werden von den Behörden massiv unter Druck gesetzt. Es geht um die Beisetzung des im Straflager verstorbenen Kremlkritikers. Ihnen wurde eine Beerdigung auf dem Gefängnisgelände angedroht.
Die russischen Behörden haben nach Angaben eines langjährigen Mitstreiters des in einer arktischen Strafkolonie gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny eine Bestattung des 47-Jährigen auf Gefängnisgelände angedroht.
Behörden stellen Drei-Stunden-Ultimatum
Der Mutter Nawalnys, Ljudmila Nawalnaja, sei eine Frist von drei Stunden gesetzt worden, eine private Bestattung unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu akzeptieren, teilte Iwan Schdanow in den sozialen Medien mit. Andernfalls werde es zu der Bestattung auf dem Gefängnisgelände kommen.
Nawalnaja weigere sich, die Verhandlungen fortzusetzen. Sie bestehe darauf, dass sich die Behörden an das Gesetz hielten und den Leichnam binnen 48 Stunden nach Festlegung der Todesursache aushändigten, was am Samstag wäre, sagte Schdanow. Sie habe zudem eine Beschwerde eingereicht, in der sie den Behörden die Schändung des Leichnams vorwerfe.
Mutter Nawalnys stößt auf erhebliche Widerstände
Nach der Nachricht vom Tod des bekanntesten russischen Oppositionspolitikers in der Strafkolonie Nr. 3 in Charp, etwa 1.900 Kilometer nordöstlich von Moskau, hatten Hunderte Russen im ganzen Land an improvisierten Gedenkstätten Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Etliche Menschen wurden festgenommen.
Seit der vergangenen Woche haben Nawalnys Mutter und die Anwälte des Kremlgegners versucht, dessen Leichnam ausgehändigt zu bekommen, stießen dabei aber auf erhebliche Widerstände. Am Donnerstag erklärte Nawalnaja, die Ermittler hätten ihr gestattet, den Körper ihres toten Sohnes in der Leichenhalle der Stadt Salechard zu sehen. Die Behörden versuchten, sie zu einer geheimen Bestattung zu zwingen, berichtete sie. "Sie wollen es geheim und ohne Trauerzeremonie tun."
Nawalnys Witwe bezichtigt Putin des Mordes
Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch hatte am Donnerstag im Netzwerk X geschrieben, der Mutter des Kremlgegners sei ein medizinisches Zertifikat gezeigt worden, in dem von einer natürlichen Todesursache die Rede gewesen sei. Jarmysch machte keine Angaben dazu, welche Ursache konkret angegeben wurde. Nawalnys Mutter fordert in einer Klage die Herausgabe des Leichnams.
Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin beschuldigt, ihren Mann getötet zu haben. Die Weigerung, seine Leiche auszuhändigen, sei Teil eines Vertuschungsversuchs. Kremlsprecher Dmitri Peskow nannte die Vorwürfe "absolut unbegründete, unverschämte Anschuldigungen gegen das russische Staatsoberhaupt".