Haus aus dem 3D-Drucker Wohnen wie Fred Feuerstein
Ist es ein riesiger Findling mit Fenstern und Türen? Nein, am Stadtrand von Eindhoven steht das erste niederländische Haus aus dem 3D-Drucker. Die ersten Mieter sind glücklich, dürfen aber nur kurz bleiben.
Das Haus sieht aus wie ein Relikt aus der Steinzeit - wie ein großer, grauer Findling, nur mit Türen und Fenstern. Aber nicht Fred Feuerstein wird hier in drei Monaten einziehen, sondern die Amsterdamer Künstlerin Elize Lutz mit ihrem Mann Harrie Dekkers.
"Für mich ist das so ein bisschen wie früher, wenn du als Kind im Freizeitpark gestaunt hast über das kleine Häuschen, aus dem Hänsel und Gretel kamen", sagt Lutz. "Und dieses Staunen habe ich auch, wenn ich dieses Haus sehe und darauf zulaufe."
Ein halbes Jahr lang wird das Paar in dem außergewöhnlichen Bungalow am Stadtrand von Eindhoven leben. Länger geht es leider nicht, denn möglichst viele Mieter sollen in den nächsten Jahren die Gelegenheit bekommen, in Hollands erstem Haus aus dem 3D-Drucker zu wohnen.
Die Künstlerin Elize Lutz und ihr Mann Harrie Dekkers ziehen in das Haus aus dem 3D-Drucker.
"Eine Freiheit der Form"
"Ich betrachte das als eine Art Reise", sagt Dekkers. "Ich mache eine Weltreise im eigenen Land - für ein halbes Jahr. Wir schauen uns das hier an, erkunden die Umgebung und wir erkunden dieses Haus und werden erfahren, wie es sich anfühlt, hier zu wohnen."
Der Bungalow im grünen Landschaftspark Meerhoven besteht aus 24 Bauelementen, die der 3D-Betonprinter der Technischen Universität Eindhoven in einer Halle gefertigt hat. Schicht für Schicht sprüht der Roboterarm des Druckers dabei den Beton auf eine Metallplatte, so dass nach und nach eine leicht geriffelte Wand entsteht. Die kann gerade, schräg oder rund sein.
Den Möglichkeiten seien keine Grenzen gesetzt, sagt Theo Salet, der das Projekt seitens der Uni begleitet. "Es ist eine Freiheit der Form entstanden. Du selbst kannst entscheiden, welche Form dein Haus haben soll." Der Bungalow im Landschaftspark Meerhoven orientiere sich sehr am Standort. "Das ist eine waldreiche Umgebung, wo einige Steine zu Gast sein werden. Du kannst mit dem Drucker aber auch jede andere Form machen."
Das Wohnzimmer des Bungalows ist komplett eingerichtet.
Nachhaltiges Bauen gegen die Wohnungsnot
Dieses erste von insgesamt fünf geplanten Häusern aus dem 3D-Drucker ist 94 Quadratmeter groß und bietet ebenerdig ein großes Wohn- und Esszimmer sowie zwei Schlafzimmer. Alle Räume sind bereits komplett eingerichtet.
Eigentlich könnten Lutz und Dekkers sofort einziehen, aber in den kommenden drei Monaten ist das Haus als Schau-Objekt der Öffentlichkeit zugänglich. Ein erstes Mal gucken und fühlen durften die beiden aber jetzt schon: "Es ist eine ganz besondere Atmosphäre - auch akustisch. Sehr still", sagt Dekkers. Und seine Frau ergänzt: "Am schönsten finden wir beide die Mauern. Die Außenfassade ist glatt und drinnen sind die Wände rau, aber schön."
Das urige Wohn-Ei ist Teil des Projekts Milestone, mit dem Theo Salet und sein Team nicht nur optisch neue Wege in der Architektur gehen. "In erster Linie wollen wir versuchen, nachhaltiger zu bauen, indem wir weniger Materialien verwenden", sagt Salet. "Und dafür ist diese Technik sehr gut geeignet. Sie kann auch dazu beitragen, die Wohnungsnot zu lindern. Denn das ist industrielles Bauen. Wir können Häuser dadurch sehr schnell bauen, und gleichzeitig maßgeschneidert. Das heißt: Jede Wohnung ist einmalig."
Bis zu drei Etagen geplant
Für den Bau werden außerdem weniger Arbeitskräfte benötigt, was angesichts der immer weniger werdenden Maurer im Land auch eine Motivation war, die neue Technik zu entwickeln. Die geplanten fünf Objekte entstehen bewusst nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. So kann die Technik nach jedem Projekt optimiert und weiterentwickelt werden.
Das nächste Haus soll über zwei Etagen gehen, das letzte sogar über drei. So entsteht in der grünen Oase am Rande der Großstadt eine Art Skulpturengarten - mit modernen Kunstwerken aus dem Drucker, die einzigartig und bewohnbar sind.