Nach heftigen Regenfällen Lage in Österreich weiter ernst
Sintflutartige Regenfälle haben in Österreich zu Überschwemmungen geführt. Menschen wurden evakuiert - doch die Lage ist weiter ernst. Auch in Slowenien wüteten Unwetter. Von einem "Rekordhochwasser" war die Rede.
Im Süden Österreichs ist nach heftigen Regenfällen noch immer keine Entspannung in Sicht. In überschwemmten Gebieten hatte es in der Nacht teils weitergeregnet - weniger stark als befürchtet, doch Feuerwehr und Behörden gaben am Morgen keine Entwarnung.
Mehr als 2500 Feuerwehrleute und Dutzende Soldaten waren im Einsatz. Das berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf den Rundfunksender ORF.
Kärnten fürchtet weitere Verschärfung
In Kärnten wurde für neun Gemeinden eine Zivilschutzwarnung herausgegeben. In den Gemeinden St. Paul und Loibach gab es Zivilschutzalarm.
Behörden erwarteten in St. Paul eine weitere Hochwasserwelle - vorsorglich waren am Abend 70 Haushalte evakuiert worden. "Die Prognose ist so hoch, dass wir mit einer weiteren Hochwasserwelle rechnen müssen", sagte der Bezirkshauptmann, Georg Fejan, in der Nacht dem ORF-Radio Kärnten. Die Bewohner der gefährdeten Gebäude seien in Sicherheit gebracht und Hochwasserschutzelemente aufgestellt worden.
Starke Niederschläge sorgten in der Nacht in Kärnten für Überflutungen. Straßen wurden gesperrt.
Lage weiter angespannt
In Lavamünd gerieten völlig durchnässte Hänge ins Rutschen und bedrohten Wohnhäuser. In einem südlichen Vorort der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee musste ein Rückhaltebecken ausgepumpt werden, weil es drohte überzulaufen.
Auch Campingplätze wurden geräumt. So waren nach Angaben der Behörden ein Campingplatz am Gösselsdorfer See und einer am Turnersee von Hochwasser bedroht. Camper wurden teils in nah gelegenen Schulgebäuden untergebracht.
Auch in der Steiermark mussten Menschen in Sicherheit gebracht werden. In Leibnitz wurde ein Seniorenheim vorsorglich geräumt. In einer anderen Ortschaft wurden Menschen mit Booten aus ihren Häusern abgeholt und in Sicherheit gebracht. Im südlichen Burgenland entspannte sich dagegen die Lage nach den jüngsten Niederschlägen.
In den nach heftigen Regenfällen bereits teils überschwemmten Gebieten im Süden Österreichs hat es in der Nacht weiter geschüttet. Entspannung gab es am Samstagmorgen von Feuerwehr und Behörden nicht: In Kärnten und in der Steiermark drohten weitere Überschwemmungen.
Van der Bellen dankt Einsatzkräften
Der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen dankte den Einsatzkräften über den Onlinedienst Twitter, der in "X" umbenannt wurde. Bereits am Abend hatte er die vom Unwetter betroffene Bevölkerung zu erhöhter Vorsicht und Rücksichtnahme aufgerufen.
Urlaubsverkehr erschwert Verkehr und sorgt für Staus
Die Behörden rechneten wegen der Überschwemmungen mit Chaos im Urlaubsverkehr an der österreichisch-slowenischen Grenze. Wegen des Urlaubsverkehrs staute es sich am Morgen, etwa auf der A11 im Karawankentunnel. Unwetterbedingt war die Ausweichstrecke über den Loiblpass zwischen Klagenfurt und Ljubljana gesperrt und teils auch die slowenische Autobahn A1, eine wichtige Transitroute etwa für viele Kroatien-Urlauber. Die Behörden empfahlen, Fahrten nach oder durch den Norden Sloweniens zu verschieben.
Nach Angaben des ORF sollte die Strecke zwischen Maribor und Triest noch bis Sonntag teils unterbrochen bleiben.
Tote nach Unwetter in Slowenien
Sintflutartige Regenfälle hatten am Freitag auch Slowenien getroffen. Flüsse traten über die Ufer, Straßen und Brücken wurden überspült und Häuser standen unter Wasser. Drei Menschen kamen am Freitag ums Leben: Zwei niederländische Bergsteiger aus Gouda starben im Gebirge bei Kranj vermutlich durch Blitzschlag, wie die Nachrichtenagentur STA unter Berufung auf die Polizei meldete. Außerdem sei eine Frau in der Stadt Kamnik gestorben. Die slowenische Polizei ermittelt noch, ob drei Todesfälle mit den Unwettern und Überschwemmungen in Zusammenhang standen.
Am Samstag teilte das Außenministerium dem Radiosender NOS mit, dass fünf Niederländer vermisst werden. Zudem wurde am Ufer des Flusses Save in der Hauptstadt Ljubljana ein Toter entdeckt. Auch in diesem Fall überprüfen die Behörden, ob der Todesfall mit den Unwettern zusammenhängt.
Der slowenische Ministerpräsident Robert Golob sprach von einer Katastrophe und forderte die Menschen auf, ihre Häuser nur im Notfall zu verlassen. "Wir können schon jetzt sagen, dass es sich um ein Rekordhochwasser handelt', sagte Golob auf einer Pressekonferenz, nachdem er seinen Urlaub wegen der Überschwemmungen abgebrochen hatte. Das Hochwasser könne das schwerste seit der Unabhängigkeit Sloweniens 1991 sein.
Behörden sprechen von Rekordhochwasser
Die Behörden in Celje ordneten die Evakuierung von rund 4000 Menschen an, weil der Fluss Savinja über die Ufer trat. Die Region Koroska in Nordslowenien, die an Österreich grenzt, war am stärksten betroffen: Brücken stürzten ein, zahlreiche Straßen standen unter Wasser und etwa 16.000 Haushalte waren ohne Strom. Soldaten unterstützten die Einsatzkräfte bei den Rettungsarbeiten.
In Dravograd nahe der Grenze zu Österreich mussten nach einem Erdrutsch 110 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Es drohte ein weiterer Erdrutsch. Der Ort liegt am Zusammenfluss der drei anschwellenden Flüsse Drau, Meze und Mislinje.
3700 Einsätze binnen 36 Stunden
Katastrophenschützer versorgten Menschen in vom Wasser abgeschnittenen Orten mit Nahrungsmitteln und Hilfe. Tankwagen mussten Trinkwasser in viele Ortschaften liefern, weil Wasserleitungen durch die Überschwemmungen beschädigt worden waren. Der Katastrophenschutz meldete innerhalb von 36 Stunden landesweit mehr als 3.700 Einsätze.
Die slowenische Umweltbehörde Arso hatte die Unwetterwarnung auf die höchste Stufe angehoben, nachdem in den nördlichen, nordwestlichen und zentralen Landesteilen innerhalb von 24 Stunden die Regenmenge eines ganzen Monats gefallen war.
Flüsse schwollen extrem an, wie hier in Medvode, nahe Ljubljana.