Frachtschiff "Yi Peng 3"

Beschädigtes Datenkabel in der Ostsee Beobachter dürfen chinesischen Frachter betreten

Stand: 19.12.2024 16:41 Uhr

Seit Mitte November steht ein chinesischer Frachter unter Verdacht, zwei Datenkabel in der Ostsee beschädigt zu haben. Auf Einladung Chinas darf nun Schwedens Polizei an Bord - allerdings nur als Beobachter und nicht als Ermittler.

China hat die schwedische Polizei an Bord des Frachters "Yi Peng 3" eingeladen. Die Crew des Schiffs steht unter Verdacht, für beschädigte Datenkabel in der Ostsee verantwortlich zu sein. Das Schiff liegt derzeit zwischen Dänemark und Schweden vor Anker.

Chinesische Behördenvertreter untersuchen das Schiff nun. Dabei darf die schwedische Polizei zuschauen. Auch die schwedische Havariekommission geht mit an Bord. Eigene Maßnahmen werden die Schweden aber nicht ergreifen. Die Ermittlungen der Chinesen sind laut Polizei auch nicht Teil der Untersuchung wegen möglicher Sabotage.

Dänemarks Außenminister Lars Lökke Rasmussen erklärte vor Journalisten, auch ein Vertreter seines Landes sei vor Ort, "weil wir eine vermittelnde Rolle gespielt haben". Es werde davon ausgegangen, dass der Frachter nach der Inspektion von Vertretern aus China, Deutschland, Schweden und Finnland "zu seinem Bestimmungsort fahren kann", fügte Rasmussen hinzu.

Frachtschiff ist im Kattegat festgesetzt

Mitte November waren binnen 48 Stunden Schäden sowohl an einem Telekommunikations-Kabel zwischen Deutschland und Finnland als auch an einem derartigen Kabel zwischen Schweden und Litauen bekannt geworden. Alle vier Staaten sind NATO-Mitglieder.

Die "Yi Peng 3" geriet dabei früh ins Visier von Ermittlern: Das chinesische Frachtschiff ist unter anderem deshalb verdächtig, weil es zum fraglichen Zeitpunkt die beiden betroffenen Stellen der Kabel in schwedischen Hoheitsgewässern passiert haben soll.

Das Schiff liegt seit dem 19. November im Meeresgebiet Kattegat. Patrouillenschiffe aus Deutschland und anderen NATO-Ländern sind ununterbrochen in der Nähe.

Pistorius vermutet Sabotageakt

Wie es dazu kommen konnte, dass gleich zwei Unterwasserkabel durchtrennt wurden, ist weiterhin unklar. China wies alle Vorwürfe zurück, die Crew habe vorsätzlich oder unter Anweisung gehandelt. Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson erklärte Ende November, sein Land habe China formell um Zusammenarbeit bei der Aufklärung des Kabelbruchs gebeten. Der Regierungschef betonte allerdings, dass es keinerlei "Anschuldigungen" gebe.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte jedoch kurz nach Bekanntwerden der Vorfälle davon gesprochen, dass man von Sabotage ausgehen müsse. Andere Politiker in Europa äußerten diesen Verdacht ebenfalls und vermuteten Russland als Drahtzieher.

Die Polizeibehörden aus Finnland, Schweden und Litauen haben ein gemeinsames Ermittlungsteam gebildet - auch Deutschland untersucht den Vorfall. Russland wies den Vorwurf der Sabotage als "absurd" und "lächerlich" zurück.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 19. Dezember 2024 um 16:45 Uhr in den Nachrichten.