Umstrittene Leihroller Pariser stimmen über E-Scooter-Verbot ab
Blockierte Gehwege, betrunkene Fahrer, Chaos und Unfälle - E-Scooter sind umstritten, seit sie das Stadtbild der Metropolen zeichnen. In Paris können die Bürger heute über die Zukunft der Leihroller abstimmen.
E-Scooter sind seit Jahren Teil der europäischen Großstädte - und sorgen immer wieder für Diskussionen. Auch in Paris stören sich viele an den "Trottinettes", wie die Tretroller auf französisch heißen. Fast 15.000 Leihexemplare sind auf den Straßen der französischen Hauptstadt unterwegs, werden monatlich von rund 400.000 Menschen gefahren. Bei Touristen sind sie besonders beliebt, aber immer wieder kommt es zu Unfällen und Chaos auf Bürgersteigen durch falsch geparkte Roller.
Ergebnis bindend - unabhängig von der Wahlbeteiligung
Heute können Pariserinnen und Pariser in einer Bürgerbefragung darüber abstimmen, ob der Verleih von E-Scootern in der Stadt beibehalten oder abgeschafft wird. Bürgermeisterin Anne Hidalgo hatte die Abstimmung initialisiert. Ihr sind die Roller schon lange ein Dorn im Auge, sie will den Verleih in ihrer Stadt ganz beenden. E-Scooter seien nicht umweltfreundlich und die Angestellten der Unternehmen nicht angemessen geschützt, so Hildalgo.
Drei Vermieter bieten in Paris E-Scooter an, die Lizenzen laufen Ende August aus. Bei einer Zustimmung zum Verbot würden sie nicht verlängert werden. Paris betrachte den Ausgang der Bürgerbefragung unabhängig von der Beteiligung als bindend, betonte ein Stadtsprecher. Das Ergebnis der Befragung soll noch am Sonntagabend bekannt gemacht werden. Die Benutzung von privaten E-Scootern soll nicht begrenzt werden, die Abstimmung betrifft nur die Leihroller.
Vermieter versprechen Nachbesserungen
Erst Anfang Dezember hatten die Vermieter der E-Scooter die Regeln verschärft, um ein drohendes Verbot abzuwenden. Nur Erwachsene dürfen die Roller nutzen, Benutzer müssen bei der Registrierung ihren Ausweis einscannen. Auch chaotische Fahrer sollen so leichter identifiziert und von der Vermietung ausgeschlossen werden können. Dadurch sollen zudem Verkehrsverstöße mit den Rollern leichter verfolgt werden, die außerdem Nummernschilder erhalten sollten.
Die Unternehmen versicherten, dass ungenutzt auf Bürgersteigen und Plätzen herumliegende Scooter schneller weggeräumt werden. Die Vermieter wollten dazu doppelt so viel Personal einsetzen. Die Entscheidung der Stadt sei für die großen E-Scooter-Anbieter von immenser Bedeutung, denn Paris gelte als weltweit wichtigste Stadt für die sogenannte Mikromobilität mit elektrisch angetriebenen Kleinstfahrzeugen, berichtete die Wirtschaftszeitung "Les Échos".
Wenn Paris den Scootern die Rote Karte zeige, drohten viele andere Städte nachzuziehen, sagte der Chef eines Anbieters der Zeitung. Wenn die Lizenz für Paris verlängert wird, wollen die Vermieter demnach in Verbesserungen investieren - darunter E-Scooter für Gehbehinderte und eine Technik, mit der auf Gehwegen liegende Scooter schnell lokalisiert werden können.
E-Scooter sind auch in Deutschland umstritten
Auch in deutschen Städten sorgen E-Scooter für Ärger - etwa wenn Fahrerinnen und Fahrer sich nicht an die Verkehrsregeln halten, falsche Straßen nutzen oder betrunken fahren.
Zudem haben sich die Verkehrsunfallzahlen mit E-Roller-Beteiligung in Deutschland seit 2020 fast verfünffacht. Wurden 2020 noch 92 Verkehrsunfälle gezählt, so waren es 2022 insgesamt 442 Verkehrsunfälle. In 69,7 Prozent der Fälle wurden die Fahrerinnen und Fahrer als Unfallverursachende festgestellt. Auch das Abstellchaos sorgt in vielen Kommunen für Ärger. So gibt es mancherorts bereits gesonderte Abstellflächen für die Scooter und Knöllchen für falsch abgestellte Fahrzeuge.