Tote Fische in der Oder Polen beruft Krisenstab ein
In Polen sind in Seitenkanälen der Oder Hunderte Kilogramm an Fisch verendet. Das Umweltministerium in Warschau ist alarmiert und berief einen Krisenstab ein. Im vorigen Sommer war es in der Oder zu einem massiven Fischsterben gekommen.
Im vergangenen August kam es in der Oder zu einem massenhaften Fischsterben - eine Umweltkatastrophe, die nicht nur Polen, sondern auch Brandenburg traf. Nun schlägt das polnische Umweltministerium erneut Alarm und hat bereits einen Krisenstab einberufen.
Hintergrund ist, dass zu Beginn der Woche in zwei Kanälen im polnischen Verwaltungsbezirk Opole tote Fische entdeckt wurden - laut der Nachrichtenagentur dpa insgesamt rund 450 Kilogramm. Zudem sei bereits im April und Mai die giftige Goldalge Prymnesium parvum nachgewiesen worden. Betroffen waren der von der Oder abzweigende Gleiwitzer Kanal und der Kedzierzyn-Kanal, der vom Gleiwitzer Kanal abzweigt und zu den Stickstoffwerken in Kedzierzyn-Kozle führt.
"Hohes Risiko", dass sich Umweltkatastrophe wiederholt
"Das ist bereits ein wichtiges Warnsignal, dass wir in Bereitschaft gehen müssen, und das Risiko einer Wiederholung der Situation vom letzten Jahr sehr hoch ist", warnte Polens Umweltministerin Anna Moskwa im Gespräch mit dem polnischen öffentlich-rechtlichen Radio. Sie wies auch darauf hin, dass die Wassertemperatur in der Oder stark angestiegen sei - ein deutlicher Risikofaktor.
Darum sei bereits ein Krisenstab einberufen worden, so Moskwa. Das Gremium habe auch schon erste Empfehlungen ausgesprochen: Die Altarme der Oder sollten demnach vorübergehend abgeriegelt und in Rückhaltebecken natürliche Barrieren errichtet werden, um die Entwicklung der Goldalge zu stoppen. Außerdem sollte die Einleitungen von Industrie- und Haushaltsabwässern systematisch gesteuert werden, abhängig von der Wassertemperatur. Der Krisenstab rät weiterhin, die Gewässer mit Sauerstoff anzureichern.
Hunderte Tonnen an Fisch verendet
Im August 2022 hatte ein massives Fischsterben in der Oder Experten lange vor Rätsel gestellt. Nach umfassenden Untersuchungen kam ein Abschlussbericht im September zu dem Schluss, dass der Salzgehalt im Wasser sprunghaft angestiegen war, was gemeinsam mit weiteren Faktoren zu einer massiven Vermehrung der Brackwasseralge Prymnesium parvum geführt hat. Die Alge erzeugt eine giftige Substanz, die für Fische und andere Wasserorganismen tödlich sein kann, wie es auf der Internetseite des Bundesumweltministeriums heißt.
Schon Ende August hatte das Institut für Binnenfischerei bilanziert, dass durch die Umweltkatastrophe bis zu 400 Tonnen an Fisch in der Oder verendet waren, was 25 bis 50 Prozent des gesamten Bestandes entsprochen habe.