Ausgrabungen in Pompeji Archäologen legen prächtigen Bankettsaal frei
In der antiken italienischen Stadt Pompeji haben Archäologen einen prächtigen Bankettsaal ausgegraben. Die Wände sind mit Fresken geschmückt, die Motive aus dem Trojanischen Krieg zeigen. Das sollte die Festgesellschaften wohl zu Gesprächen anregen.
Bei Ausgrabungen in der italienischen Ruinenstadt Pompeji haben Archäologen einen prächtigen Bankettsaal freigelegt, der mit kunstvollen Fresken mythologischer Figuren aus Homers Trojanischem Krieg geschmückt war. Wie die vom deutschen Archäologen Gabriel Zuchtriegel geleitete Ausgrabungsstätte bekannt gab, ist der Saal mit fünfzehn mal sechs Metern Fläche beeindruckend groß.
Auf schwarzem Untergrund sind etwa die griechische Königin Helena und der trojanische Prinz Paris abgebildet, der in Homers Ilias Helena entführt und damit den Krieg der Griechen gegen die kleinasiatische Stadt auslöst. Zu sehen ist unter anderem auch Paris' Schwester Kassandra - welche bei Homer die Trojaner vergeblich vor dem von den Griechen geschenkten Holzpferd warnte, in dem griechische Soldaten versteckt waren.
Banketts nach Sonnenuntergang
Dank der schwarzen Grundierung des Gemäldes habe das zitternde Licht der Öllampen den Eindruck erwecken können, dass sich die aufgemalten Figuren bewegten, erklärte Ausgrabungsleiter Zuchtriegel. Zudem habe diese Technik an den Wänden verhindert, dass der Rauch der Öllampen sichtbar wurde.
Der Saal habe der gehobenen Unterhaltung gedient, erklärte Zuchtriegel. In dem Raum hätten sich vermutlich Menschen nach Sonnenuntergang zu Banketten getroffen. Die Abbildungen dienten demnach dazu, die Gäste zu unterhalten und für Gesprächsstoff zu sorgen.
Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano würdigte die Entdeckungen als weiteren Beleg für den Zauber Pompejis. Die verschüttete Stadt höre "nie auf, uns zu überraschen, denn jedes Mal, wenn wir graben, finden wir etwas Schönes und Bedeutendes".
Schwerpunkt der Ausgrabungen verschiebt sich
Der Saal mit Mosaikfußboden öffnet sich zu einem Innenhof in der Nähe einer Treppe, die in den ersten Stock des Wohnhauses führte, hieß es in einer Pressemitteilung des Archäologischen Park Pompeji. Ausgrabungen dort haben sich zuletzt auf Gebiete der Stadt konzentriert, in denen die Mittelschicht und Dienstpersonal lebten.
Früher lag der Schwerpunkt auf den kunstvoll mit Fresken verzierten Villen der Oberschicht von Pompeji. Die Ausgrabungen, die zur Entdeckung des Bankettsaals führten, sollen die hydrogeologische Struktur des archäologischen Parks verbessern, um die UNESCO-Welterbestätte gegen Klimaextreme wie heftigen Regen und große Hitze zu wappnen.
Große Teile der Stadt gut konserviert
Pompeji wurde 79 nach Christus durch einen Ausbruch des Vulkans Vesuv verschüttet, durch die Vulkanasche aber ungewöhnlich gut konserviert. Seit 1997 gehören die archäologischen Reste zum UNESCO-Weltkulturerbe. Archäologen gehen davon aus, dass bei dem Vulkanausbruch 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von Pompeji starben. Von der 22 Hektar großen archäologischen Stätte ist etwa ein Drittel immer noch unter Vulkanasche begraben. Die Ausgrabungsstätte nahe Neapel gehört zu den beliebtesten Touristenzielen in Italien.