Verbot organisierter Kneipentouren Prag will keinen Partytourismus mehr
Viele Kneipen, billiges Bier - Tschechiens Hauptstadt Prag ist ein beliebtes Ziel für Partytouristen. Doch damit soll bald Schluss ein. Die Stadtverwaltung will vermehrt auf Kultur setzen, die nicht auf Hefe basiert.
Tschechiens Hauptstadt Prag will organisierte Kneipentouren verbieten. Eine entsprechende Verordnung sei von den Prager Behörden verabschiedet worden und solle am Monatsende in Kraft treten. Künftig werde es "nicht möglich sein, zwischen 22.00 und 06.00 Uhr geführte Kneipentouren zu veranstalten", sagte Prags Vize-Bürgermeister Zdenek Hrib.
Sogenannte Pub Crawls sind vor allem für die Bewohner der Prager Innenstadt immer mehr zu einer Zumutung geworden. Stattdessen will die Stadt mehr auf Urlauber setzen, die bei Kultur nicht automatisch an mit Hefe vergorene Kaltgetränke denken. Die Stadtverwaltung wolle "kultiviertere, wohlhabendere" Touristen ansprechen und nicht solche, die "nur für kurze Zeit kommen, um sich zu betrinken", sagte ein weiterer Vize-Bürgermeister, Jiri Pospisil.
Bier teilweise billiger als Wasser
Prag zählt zu den meistbesuchten Städten Europas. 2023 reisten knapp 7,5 Millionen Touristen in die Metropole an der Moldau. Die 1,3-Millionen-Einwohner-Stadt zählt ebenso wie die südpolnische Stadt Krakau seit Jahren zu einem der beliebtesten Reiseziele für Junggesellenabschiede. Einwohner stören sich seit langem an einer damit einhergehenden unverhältnismäßig hohen Anzahl betrunkener Touristen. Einige Einwohner reichten deshalb Klage gegen die Stadtverwaltung ein.
Beim Bierkonsum ist Tschechien mit 128 Litern Bier pro Kopf weltweit Spitzenreiter. In einigen tschechischen Restaurants ist Bier immer noch billiger als Wasser. Viele Kneipen in der zum UNESCO-Welterbe zählenden Prager Altstadt bieten das berühmte einheimische Bier für weniger als drei Euro pro halbem Liter an. Zu den bekanntesten Marken zählen Pilsner Urquell, Budweiser und Staropramen; daneben gibt es mehrere Klosterbrauereien.
Auch Gaststättenverband für Verbot
Der Chef des tschechischen Hotel- und Gaststättenverbands, Vaclav Starek, begrüßte die Entscheidung der städtischen Behörden. Dem Bierverkauf tut das Verbot aus seiner Sicht keinen Abbruch. Schließlich werde es "niemandem verboten, in eine Kneipe zu gehen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die organisierten nächtlichen Kneipentouren hingegen "braucht niemand".