Prinz Harrys Autobiografie "Spare" Von Sex, Verrat und der Stiefmutter
Einige Ausgaben der Prinz-Harry-Memoiren gelangten schon vor der Veröffentlichung in den Handel - und sorgen für reichlich Gesprächsstoff. Es sind einige Details dabei, die die Briten schockieren.
Harrys Buch beherrscht die Berichterstattung, nur die Financial Times kommt heute noch ohne den Prinzen auf der Titelseite aus. "Oh Spare us", titelt die "Daily Mail" in Anlehnung an den englischen Buchtitel: "Verschone uns", und die "i" spricht von der schwersten Krise der Monarchie seit 30 Jahren. Jetzt geht es ans Eingemachte, um Sex, Gewalt und Verrat.
Harry: Familie behandelt uns wie Schurken
In einem ITV-Interview, das in Gänze erst am Sonntag ausgestrahlt wird, und in dem Harry zum Buch befragt wird, sagt er über die Mitglieder der Königsfamilie, sie hätten überhaupt keine Bereitschaft zur Versöhnung gezeigt. Sie würden es besser finden, ihn und seine Frau weiterhin als Schurken zu betrachten.
Und im Interview mit dem US-Sender CBS sagt Harry: Immer wenn er etwas privat habe klären wollen, seien Dinge durchgestochen und die Geschichte gezielt an die Presse gegeben worden.
Harry spricht von Verrat, muss sich diesen Vorwurf inzwischen aber auch selbst machen lassen. Der BBC-Königshaus-Experte Nick Witchell betont, dass nun Harry derjenige ist, der mit seinen Memoiren Privates an die Öffentlichkeit zerrt: "Bei aller Fairness muss man sein Urteilsvermögen infrage stellen. Dass er in seine eigene Privatsphäre eindringt, ist seine Sache, aber er verletzt auch die Privatsphäre seiner Familienmitglieder und das führt zu einem Vertrauensbruch."
Einige pikante Details
Viele Details dürften die Königsfamilie in Rage bringen: die Aussage etwa, dass Charles gefühlskalt ist und es nicht geschafft hat, Harry in den Arm zu nehmen, als die Familie von Dianas Tod unterrichtet wurde; die Schilderung, wie William im Streit über Meghan handgreiflich wurde und Harry zu Boden ging; die Behauptung, dass William und Kate ihn - Harry - ermutigt hätten, zu einer Kostümparty in Nazi-Uniform zu gehen; und dass er und William Charles bekniet hätten, Camilla nicht zu heiraten, weil die sich als böse Stiefmutter entpuppen könnte.
"Menschliche Handgranate"
Harrys Buch hat das Zeug dazu, die Monarchie zu entzaubern. Eine Aussöhnung in der Königsfamilie ist jetzt in noch weitere Ferne gerückt, meint die Autorin der "Palace Papers", Tina Brown. Sie sagt, Harry habe sich zu einer menschlichen Handgranate entwickelt, gerade wo sein Vater seine Regentschaft angetreten hat.
Andere Details des Buches beziehen sich stärker auf Harry selbst: dass er mit 17 Kokain ausprobiert und danach häufiger gekokst hat, und dass er bei seinem ersten Sex von einer deutlich älteren Frau wie ein junger Zuchthengst behandelt wurde.
Aussage zum Afghanistan-Einsatz "unklug"
Für Gesprächsstoff sorgen in Großbritannien aber nicht nur die familiären und intimen Enthüllungen, sondern auch Harrys Aussage, als Soldat im Afghanistan-Einsatz 25 Taliban getötet zu haben.
Oberst Richard Kemp, der einst britischer Kommandant in Afghanistan war, hält Harrys Einlassung für unklug: "Er ist ohnehin schon bedroht, und diesen Einsatz nun auf diese Weise wieder ins Bewusstsein zu bringen, untergräbt seine eigene Sicherheit."
Außerdem kritisiert Kemp Harry für seine Ausdrucksweise. Harry spricht von den Taliban als Schachfiguren und entmenschliche damit die Opfer. Das entspreche nicht dem Verständnis der britischen Armee.
Harrys ganze Geschichte ist noch gar nicht auf dem Markt. Die beiden großen TV-Interviews mit ihm kommen erst noch, und sein Buch gibt es - zumindest offiziell - erst ab Dienstag zu kaufen.