Treffen in Sotschi Erdogan und Putin wollen engere Beziehungen
Das Treffen des türkischen Präsidenten Erdogan mit seinem russischen Amtskollegen Putin war mit Spannung erwartet worden. Syrien, Kampfdrohnen, Ukraine-Krieg - an großen Themen mangelte es nicht. Der große Paukenschlag blieb jedoch aus.
Der russische Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan haben ihr Treffen im russischen Badeort Sotschi beendet. Die Gespräche zwischen den beiden Staatschefs hätten vier Stunden gedauert, hieß es am Abend aus dem türkischen Präsidialpalast.
In einer gemeinsamen Erklärung teilten Putin und Erdogan mit, die Kooperation beider Länder solle in den Bereichen Verkehr, Landwirtschaft, Finanzen und Bau vertieft werden. Nach Angaben des russischen Vize-Ministerpräsidenten Alexander Nowak erklärte sich die Türkei zudem bereit, Teile der Energielieferungen aus Russland künftig in Rubel zu zahlen.
Viel Lob von Putin für Erdogan
Zu Beginn der Gespräche in Sotschi hatte es zunächst einen kräftigen Händedruck, ein freundliches Lächeln für die Kameras und viele warme Worte gegeben. Putin sparte nicht mit Lob. Er dankte Erdogan unter anderem für seinen Einsatz bei der Vermittlung des Getreideabkommens und "auch dafür, dass gleichzeitig eine Paketlösung über eine störungsfreie Lieferung russischer Lebens- und Düngemittel auf die Weltmärkte verabschiedet wurde."
Erdogan und Putin hatten sich zuletzt Mitte Juli in Teheran getroffen. Drei Tage später unterzeichneten Moskau, Kiew, Ankara und die Vereinten Nationen ein Abkommen, um wieder ukrainische Getreide-Exporte über das Schwarze Meer zu ermöglichen. Am vergangenen Montag lief dann ein erstes mit Mais beladenes Schiff aus dem Hafen von Odessa aus.
Dank von russischer Seite gab es - diplomatisch verpackt - auch dafür, dass die Türkei die westlichen Sanktionen nicht mitträgt: Die Gaspipeline TurkStream sei inzwischen von zentraler Bedeutung, so Putin. Sie könne störungsfrei betrieben werden und sorge dafür, dass nicht nur die Türkei mit Gas versorgt werde, sondern auch Europa: "Unsere europäischen Partner sollten der Türkei dankbar sein, dass sie den Transit unseres Gases auf den Europäischen Markt ungehindert sichert."
Erdogan reiste mit großer Delegation an
Beide Seiten wurden nicht müde zu betonen, wie gut sich die bilateralen Beziehungen gerade entwickelten. Laut Kreml einigten sie sich "trotz der derzeitigen regionalen und globalen Herausforderungen" auf einen verstärkten Handelsaustausch zwischen den beiden Ländern. Dazu gehöre ein Ausbau der Handelsbeziehungen - das Handelsvolumen soll weiter auf 100 Milliarden US-Dollar steigen - und eine verstärkte Zusammenarbeit in den Feldern Wirtschaft und Energie.
Er hoffe, so Erdogan, dass man nun ein neues Kapitel im russisch-türkischen Verhältnis aufschlagen könne. Nicht ohne Grund hatte der türkische Präsident eine hochrangig besetzte Delegation mit nach Sotschi gebracht. Neben dem Außen- und dem Verteidigungsminister waren unter anderem die Minister für Energie, Handel und Finanzen und der Chef des türkischen Geheimdienstes bei den Gesprächen mit dabei.
Kauf von Kampfdrohnen offenbar kein Thema
Mit Spannung erwartet worden war, ob Putin und Erdogan über einen möglichen Erwerb von türkischen Kampfdrohnen durch Russland sprechen würden. Im Zuge seines Kriegs gegen die Ukraine hatte Moskau zuletzt Interesse an den Waffen vom Typ Bayraktar TB2 geäußert. Am Abend hieß es jedoch von Journalisten der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, die beiden Präsidenten hätten das Thema nicht angesprochen.
Im Gegensatz dazu stand das heikle Thema Syrien auf der Tagesordnung. Die beiden Präsidenten versicherten einander, bei der Bekämpfung "aller terroristischen Organisationen in Syrien" in gegenseitiger Abstimmung und Solidarität zu handeln. Die Türkei hatte zuletzt gegen den Widerstand Russlands Militäreinsätze gegen kurdische Milizen im Norden Syriens durchgeführt.
Erdogan droht seit mehreren Wochen mit einer erneuten Offensive. Ohne die Zustimmung Russlands - im syrischen Bürgerkrieg auf der Seite des Regimes - dürfte Ankara diesen Schritt jedoch nicht wagen. Nach dem Treffen deutete zunächst nichts darauf hin, dass Russland seine ablehnende Haltung gegenüber dem Vorhaben aufgegeben hätte.
Beide Seiten haben bereits verabredet, die Verhandlungen auf höchster Ebene schon bald fortsetzen zu wollen. Der nächste Gipfel, hieß es, werde in der Türkei stattfinden.
Mit Informationen von Christina Nagel, ARD-Studio Moskau