Nach Wagner-Aufstand Putin wollte Söldner in Ukraine weiterkämpfen lassen
Nach ihrer Revolte hat der russische Präsident den Wagner-Söldnern vorgeschlagen, in der Ukraine unter gewohnter Führung weiterkämpfen zu dürfen. So erzählte es Putin jetzt in einem Interview. Truppenchef Prigoschin habe das Angebot abgelehnt.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach eigenen Angaben den Söldnern der Privatarmee Wagner angeboten, in der Ukraine unter eigenem Kommando weiterzukämpfen - trotz der vorangegangenen Revolte gegen die Militärführung. Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, soll das Angebot abgelehnt haben, wie Putin in einem Interview der Zeitung "Kommersant" schilderte.
Putin habe sich fünf Tage nach dem Aufstand mit Prigoschin sowie rund drei Dutzend der Söldner im Kreml getroffen und das Angebot unterbreitet. "Sie hätten sich alle an einem Ort versammeln und ihren Dienst fortsetzen können und nichts hätte sich geändert", sagte der Kreml-Chef. Mehr noch: "Sie wären von derselben Person angeführt worden, die die ganze Zeit über ihr eigentlicher Befehlshaber gewesen war." Viele der Anwesenden hätten dabei genickt, sagte Putin der Zeitung.
Zuvor hatte der russische Präsident noch erklärt, dass die Wagner-Truppen sich entscheiden müssten, ob sie Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium unterzeichnen, ins benachbarte Weißrussland abziehen oder aus dem Dienst ausscheiden wollten.
Wagner-Gruppe laut Putin juristisch nicht existent
Prigoschin habe das Angebot abgelehnt. "Nein, die Männer sind mit so einer Entscheidung nicht einverstanden", sagte der Wagner-Chef laut Putin. Die Privatarmee sei aufgelöst - "sie existiert einfach nicht".
Putin gestand im Interview indirekt, dass die russische Führung im Krieg gegen die Ukraine bewusst auf eine illegale Organisation gesetzt habe. "Wir haben kein Gesetz über private Militärorganisationen", sagte der Kremlchef, "die Gruppe gibt es zwar, aber juristisch existiert sie nicht."
Krieg gegen die Ukraine und Angriff auf Russland
Die Söldnertruppe Wagner hatte monatelang an der Seite regulärer Moskauer Truppen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gekämpft. Sie machte durch die monatelangen Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut regelmäßig Schlagzeilen.
Ende Juni ließ Prigoschin aber nach einem angeblichen Angriff russischer Truppen auf Wagner-Lager die Stadt Rostow am Don besetzen und schickte Militärkolonnen Richtung Moskau. Putin sprach damals von "Verrat". Kurz vor Moskau befahl Prigoschin nach Verhandlungen mit dem Kreml, bei denen Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko als Vermittler fungierte, den Rückzug.
Pentagon: Mehrheit der Söldner noch in Ukraine
Die bewaffnete Gruppe hatte mit einem Aufstand im Juni versucht, die russische Militärführung zu stürzen. Wagner-Kämpfer hatten mehrere Stunden lang das Hauptquartier der russischen Armee in der Stadt Rostow am Don im Südwesten des Landes besetzt und waren dann in Richtung Moskau vorgerückt.
Der Aufstand endete aber noch am selben Tag mit einer Vereinbarung, die die Ausreise des Wagner-Chefs nach Belarus vorsah. Den Kämpfern stellte Präsident Wladimir Putin frei, sich der regulären Armee anzuschließen, ebenfalls nach Belarus auszureisen oder aber ins zivile Leben zurückzukehren.
Die Mehrheit der Söldner hält sich laut US-Verteidigungsministerium offenbar aber weiterhin in russisch besetzten Gebieten der Ukraine auf. Demnach sind die verbliebenen Kämpfer derzeit nicht nennenswert an Kampfhandlungen in der Ukraine beteiligt. "In diesem Stadium sehen wir keine Wagner-Truppen, die sich in bedeutendem Ausmaß an Kampfeinsätzen in der Ukraine beteiligen", sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder.