UN-Sicherheitsrat

Krieg gegen die Ukraine UN verurteilen russische Angriffe

Stand: 30.12.2023 03:55 Uhr

Die Vereinten Nationen haben die jüngsten Luftangriffe Russlands auf die Ukraine scharf verurteilt. Bei einer der heftigsten Angriffswellen seit Kriegsbeginn wurden mindestens 30 Menschen getötet und mehr als 160 verletzt.

Der UN-Sicherheitsrat hat sich in einer Dringlichkeitssitzung mit den jüngsten massiven russischen Angriffen auf die Ukraine befasst. Der beigeordnete UN-Generalsekretär Mohammed Khiari verurteilte die Attacken scharf: "Bedauerlicherweise waren die heutigen entsetzlichen Angriffe nur die jüngsten in einer Reihe eskalierender Attacken" Russlands.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres verurteile die Angriffe auf Städte und Gemeinden in der Ukraine unmissverständlich und aufs Schärfste, sagte Khiari. Angriffe gegen Zivilisten und zivile Infrastruktur "verstoßen gegen das humanitäre Völkerrecht, sind inakzeptabel und müssen sofort eingestellt werden".

China verurteilt die Angriffe nicht

Auch die meisten Mitglieder des Sicherheitsrats, darunter die USA, Frankreich und Großbritannien, verurteilten die Anschläge. US-Vertreter John Kelley sagte, Russlands Präsident Wladimir Putin habe sich dafür entschieden, das neue Jahr mit einer beispiellosen Anzahl von Drohnen- und Raketenangriffen gegen einen anderen UN-Mitgliedsstaat einzuleiten.

Chinas stellvertretender Ständiger Vertreter bei den UN, Geng Shuang, verurteilte die Angriffe hingegen nicht. Er forderte stattdessen eine "politische Lösung" für den Krieg. Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja schob die Schuld an den Todesfällen auf den fehlerhaften Gebrauch der ukrainischen Luftabwehrsysteme, deren Nutzung "zum Tod von Zivilisten geführt" habe. Er hielt einen QR-Code hoch, der mit einem Video verbunden war, das nach Nebensias Angaben zeigte, wie Wohnhäuser von der ukrainischen Luftabwehr beschädigt wurden.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte, der Angriff zeige, dass von einem Waffenstillstand mit dem Kreml "nicht die Rede sein kann" - und das zu einer Zeit, in der die Zukunft der westlichen Unterstützung für Kiew ungewiss sei. Er forderte die Verbündeten auf, weiterhin langfristige Hilfe zu leisten.

Nach den bisher schwersten russischen Angriffen auf Ukraine hat UN-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung einberufen

tagesschau, 30.12.2023 09:30 Uhr

Russland setzt Angriffe am Samstag fort

Bei einer der heftigsten russischen Angriffswellen auf die Ukraine seit Kriegsbeginn waren am Freitag ukrainischen Angaben zufolge mindestens 30 Menschen getötet und mehr als 160 weitere verletzt worden. Demnach wurden unter anderem Schulen, eine Geburtsklinik, Einkaufzentren und Wohnhäuser getroffen.

In der Nacht zu Samstag setzte Russland seine Angriffe aus der Luft fort. In den südlichen ukrainischen Gebieten bis nach Westen herrschte Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe meldete russische Kampfdrohnen, die mit mehrfachen Richtungswechseln über das Land flogen.

Das russische Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, das Militär habe über den grenznahen Gebieten Brjansk, Orjol und Kursk sowie über dem Gebiet Moskau 32 ukrainische Drohnen abgeschossen.

"Russland setzt weiter auf die Zerstörung der Ukraine", Vassili Golod, ARD Kiew, über das strategische Ziel Russlands in der Ukraine

tagesthemen, 29.12.2023 23:05 Uhr

"Material für noch zwei bis drei solcher Angriffswellen"

Die Luftangriffe gelten als gezielter Versuch der russischen Militärführung, den Widerstand der Ukrainer gegen die von Putin befohlene Invasion zu brechen.

Sicherheitsexperte Nico Lange schrieb auf X, vormals Twitter, die kombinierten Luftangriffe mit weit mehr als 100 Marschflugkörpern, ballistischen Raketen und Drohnen seien seit mindestens ein bis zwei Wochen geplant gewesen. Sie seien keine spontane Reaktion etwa auf die Zerstörung eines russischen Schiffes durch die Ukraine. Dafür seien die Planungszeiträume für derart komplexe Angriffe zu lang.

"Solche Angriffe Russlands waren leider zu erwarten, da Russland offenbar seit längerem neu produzierte Marschflugkörper dafür aufsparte", schrieb Lange weiter. Man müsse davon ausgehen, dass Russland derzeit über Material für noch zwei bis drei solcher Angriffswellen verfügt.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Wohl auch polnischer Luftraum verletzt

Im Zuge der massiven Luftangriffe hat eine russische Rakete nach Erkenntnissen der polnischen Armee am Freitag auch den Luftraum des NATO-Mitglieds Polen verletzt. "Alles deutet daraufhin, dass eine russische Rakete in den polnischen Luftraum eingedrungen ist. Sie wurde von uns auf dem Radar verfolgt und hat den Luftraum auch wieder verlassen", sagte Generalstabschef Wieslaw Kukula.

Den Angaben zufolge befand sich die Rakete etwa drei Minuten lang im polnischen Luftraum und überflog dabei 40 Kilometer. Die von Russland auch heute attackierte westukrainische Stadt Lwiw ist nur etwa 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 30. Dezember 2023 um 09:00 Uhr.