Hochwasser in Russland Wasser in Überschwemmungsgebieten steigt weiter
Tausende Häuser stehen unter Wasser, zahlreiche Ortschaften wurden evakuiert: Die Menschen in den russischen Regionen Orenburg und Kurgan kämpfen weiter gegen die Überschwemmungen. Mit dem Rückgang der Pegelstände wird in zwei Tagen gerechnet.
In den Hochwassergebieten in den südrussischen Regionen entlang der Grenze zu Kasachstan bleibt die Lage angespannt: In Orenburg stieg der Wasserpegel des Flusses Ural weiter - um fast 70 cm innerhalb von 24 Stunden, was nach Angaben von Vize-Bürgermeister Alexej Kudinow zu Überschwemmungen weiterer Häuser geführt habe.
Etwa 100 weitere Bewohner seien in Sicherheit gebracht worden. Vermutlich am Freitag werde der Scheitelpunkt erreicht, sagte Kudinow der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge. In zwei Tagen würden die Überschwemmungen dann voraussichtlich zurückgehen. Laut Behörden lag der Pegelstand in Orenburg am Morgen bei 11,29 Metern. Die kritische Marke sei damit um fast zwei Meter überschritten.
Gleichzeitig warnten die Behörden vor möglichen Stromausfällen in einigen Stadtvierteln, da das steigende Wasser auch die Energieinfrastruktur gefährde.
16 medizinische Einrichtungen überschwemmt
Orenburg liegt etwa 1.200 Kilometer südöstlich von Moskau in der gleichnamigen Oblast. Große Teile der 550.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Stadt sind bereits überschwemmt. Tausende Menschen waren über das vergangene Wochenende evakuiert worden, nachdem der Damm den steigenden Pegelständen nicht mehr standgehalten hatte. Die russische Regierung rief einen Notstand aus.
Nach Angaben des Gouverneurs der Region, Denis Pasler, sind neben rund 12.000 Gebäuden auch 16 medizinische Einrichtungen überschwemmt worden. Der Gesamtschaden durch das Hochwasser wird auf über 40 Milliarden Rubel geschätzt - umgerechnet rund 400 Millionen Euro.
Dorf in Kurgan evakuiert
Auch in der nordöstlich gelegenen Region Kurgan musste aufgrund rasch steigender Pegelstände das Dorf Kaminskoje am Fluss Tobol evakuiert werden. Der Gouverneur von Kurgan, Wadim Schumkow, erklärte bei Telegram, der Pegelstand sei um 1,4 Meter gestiegen.
Der Tobol, an dem Kaminskoje liegt, fließt auch durch die gleichnamige Stadt Kurgan, in der rund 300.000 Menschen leben. In den kommenden Tagen könne es auch dort eine Überschwemmung geben, sagte Schumkow. "Wir können nur hoffen, dass sich die Überflutungsebene weit ausdehnt und der Boden auf seinem Weg so viel Wasser wie möglich aufnimmt." In Kurgan werde ein Damm verstärkt.
Die Einwohner der betroffenen Regionen klagen Medienberichten zufolge über das schlechte Krisenmanagement der Behörden.
Ausnahmezustand auch in Kasachstan
Die russischen Regionen Kurgan und Orenburg grenzen an Kasachstan, wo es ebenfalls zu heftigen Überschwemmungen gekommen ist. Nach Angaben des kasachischen Katastrophenschutzministeriums wurden fast 100.000 Menschen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. In acht der 17 Provinzen Kasachstans gelte weiterhin der Ausnahmezustand.
In diesem Jahr trafen mehrere Faktoren zusammen und lösten die ungewöhnlich starken Überschwemmungen aus. So war nach Angaben russischer Katastrophenschutz-Experten der Boden schon vor dem Winter durchnässt. Unter sehr starken Schneefällen gefror er, und als dann im Frühling die Temperaturen rasch anstiegen, schmolz das Gemisch - begleitet von heftigen Regenfällen.