Hochwasser in Russland Massenevakuierungen in Orenburg
Die Überschwemmungen in den russischen Regionen an der Grenze zu Kasachstan gelten als die schwersten seit Beginn der Aufzeichnungen. Weil das Wasser rasch steigt, ordneten die Behörden in Orenburg Massenevakuierungen an.
Im russischen Orenburg spitzt sich die Hochwasserlage zu: Aufgrund von immer weiter steigendem Wasser laufen Massenevakuierungen in mehreren Stadtteilen und Vororten. "In der Stadt heulen Sirenen. Das ist keine Übung. Massenevakuierungen finden statt", schrieb Orenburgs Bürgermeister, Sergej Salmin, bei Telegram. In den vergangenen zehn Stunden sei der Wasserpegel um 40 Zentimeter auf 11,49 Meter gestiegen. "Das sind gefährliche Zahlen", so Salmin weiter.
Der Bürgermeister zählte die Stadtteile, Straßenzüge und Vororte auf, aus denen sich die Menschen in Sicherheit bringen sollen. "Nehmen Sie wichtige Dokumente sowie lebensnotwendige Medikamente mit und verlassen Sie unverzüglich Ihre Häuser. Die Lage ist kritisch, verlieren Sie keine Zeit", drängte Salmin.
Nahe der Ortschaft Gasodobytschikow im Südwesten der Stadt droht ein Damm zu brechen, weswegen auch hier die Menschen aufgerufen wurden, ihre Häuser zu räumen.
Fast 12.000 Häuser unter Wasser
Orenburg liegt etwa 1.200 Kilometer südöstlich von Moskau in der gleichnamigen Oblast. Große Teile der 550.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Stadt sind bereits überschwemmt. Tausende Menschen waren über das vergangene Wochenende evakuiert worden, nachdem der Damm den steigenden Pegelständen nicht mehr standgehalten hatte. Etwa 12.000 Häuser stehen in der Region unter Wasser. Nach Angaben des Gouverneurs der Region, Denis Pasler, sind auch 16 medizinische Einrichtung überschwemmt.
Behörden gehen davon aus, dass der Scheitelpunkt der Flut im Laufe des Freitags oder am Samstag erreicht sein könnte und das Wasser in den kommenden Tagen langsam zurückgeht. Bis dahin warnten sie aber vor möglichen Stromausfällen in einigen Stadtvierteln, da das steigende Wasser auch die Energieinfrastruktur gefährde.
Wie russische Medien berichten, werden in der Regionen Spenden für die Betroffenen gesammelt. Fast 200.000 Menschen hätten zudem bei Behörden Anträge auf Entschädigungen gestellt. Gleichzeitig mehrt sich Berichten zufolge aber auch Kritik am Krisenmanagement der Verantwortlichen.
Wasser steigt auch in Kurgan und Tjumen
Von den Überschwemmungen betroffen sind neben der Region Orenburg auch die Gebiete Kurgan und Tjumen. In den Regionen wurde der Notstand ausgerufen. In Kurgan musste wegen des rasch steigenden Wassers das Dorf Kaminskoje am Fluss Tobol evakuiert werden. Der Gouverneur von Kurgan, Wadim Schumkow, erklärte bei Telegram, der Pegelstand sei um 1,4 Meter gestiegen.
Der Tobol, an dem Kaminskoje liegt, fließt auch durch die gleichnamige Stadt Kurgan, in der rund 300.000 Menschen leben. In den kommenden Tagen könne es auch dort eine Überschwemmung geben, sagte Schumkow. "Wir können nur hoffen, dass sich die Überflutungsebene weit ausdehnt und der Boden auf seinem Weg so viel Wasser wie möglich aufnimmt." In Kurgan werde ein Damm verstärkt.
Die Überschwemmungen gelten als die schwersten seit Beginn der Aufzeichnung. Der Gesamtschaden durch das Hochwasser in der Region wird auf über 40 Milliarden Rubel geschätzt - umgerechnet rund 400 Millionen Euro.
Überschwemmungen auch in Kasachstan
Die betroffenen russischen Gebiete grenzen allesamt an Kasachstan, wo es ebenfalls zu heftigen Überschwemmungen gekommen ist. Nach Angaben des kasachischen Katastrophenschutzministeriums wurden fast 100.000 Menschen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. In acht der 17 Provinzen Kasachstans gelte weiterhin der Ausnahmezustand.