Russische Grenzregion zur Ukraine Kämpfe in Kursk dauern an
Im russischen Gebiet Kursk wird nach dem Vorrücken ukrainischer Streitkräfte weiter gekämpft. Moskau versucht, die Lage in den Griff zu bekommen. In mehreren Grenzregionen wurden "Anti-Terror-Einsätze" gestartet.
Nach dem Vordringen ukrainischer Truppen in der russischen Region Kursk dauern die Kämpfe dort in zahlreichen Ortschaften an. Russische Militärblogger sprachen von einer unruhigen Nacht.
"Die Streitkräfte schlagen weiterhin den versuchten Grenzdurchbruch der ukrainischen Armee zurück", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Aus der Ukraine gab es weiter keine Angaben zu der Operation.
Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein weiteres Video, das eine Verstärkung der Militärpräsenz in der Region zeigen soll. Zu sehen waren Panzer, die Stellungen beziehen sollten, um ukrainische Truppen zu bekämpfen.
Bilder wurden auch von einem nächtlichen Luftangriff verbreitet. Das Ministerium meldete zudem zahlreiche abgewehrte ukrainische Drohnenangriffe im Raum Kursk. Die Angaben und Videos waren nicht unabhängig überprüfbar.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russland startet "Anti-Terror"-Operationen in Grenzregionen
Angesichts des ukrainischen Vorstoßes kündigte die russische Führung "Anti-Terror-Einsätze" in Kursk sowie den Grenzregionen Belgorod und Brjansk an. Die Operationen würden gestartet, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten und um "die Bedrohung durch Terrorangriffe durch feindliche Sabotagegruppen zu unterbinden", teilte das russische Anti-Terror-Komitee mit.
Nach russischer Rechtslage erhalten Sicherheitskräfte und die Armee bei derartigen "Anti-Terror-Einsätzen" weitreichende Befugnisse. Die Bewegungsfreiheit der Bürger wird in solchen Fällen eingeschränkt, Fahrzeuge können beschlagnahmt, Telefongespräche abgehört und bestimmte Gebiete für den Zugang gesperrt werden. Auch können Kontrollposten errichtet werden und die Sicherheit kann an strategisch wichtigen Einrichtungen erhöht werden.
Das russische Anti-Terror-Komitee erklärte weiter, die Ukraine habe einen "beispiellosen Versuch gestartet, die Lage in einer Reihe von Regionen in unserem Land zu destabilisieren". Es bezeichnete den ukrainischen Vorstoß vor allem in der Region Kursk als "terroristischen Angriff".
Ukrainische Truppen rücken mehrere Kilometer vor
In sozialen Netzwerken kursierte ein nicht überprüfbares Video, das Männer in Uniform mit ukrainischer Flagge im Dorf Poros im russischen Gebiet Belgorod wenige Kilometer von der Grenze zur Ukraine zeigen soll. Kremlkritische Medien bezeichneten das als ein mögliches Ablenkungsmanöver der ukrainischen Streitkräfte.
Kiew hält sich bisher mit Äußerungen zu dem großangelegten ukrainischen Vorstoß auf russisches Gebiet zurück. Nach Angaben von Analysten konnten die ukrainischen Einheiten aber um mehrere Kilometer auf russischem Gebiet vorrücken. Nach Einschätzung des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington versucht das russische Verteidigungsministerium weiter darauf zu verzichten, Truppen von der Front in der Ukraine selbst abzuziehen, um Einheiten in Kursk zu verstärken.
IAEA ruft wegen AKW zu Zurückhaltung auf
Russland hatte zuletzt den Schutz des Atomkraftwerks Kursk erweitert. Die Internationale Atomenergieagentur IAEA warnte vor möglichen Gefahren. Der IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi rief beide Seiten auf, sich an die Regeln für nukleare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten.
"Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich alle Parteien zu maximaler Zurückhaltung aufrufen, um einen Atomunfall mit möglicherweise schwerwiegenden radiologischen Folgen zu vermeiden", erklärte Grossi am Freitag mit Blick auf Kämpfe nahe des AKW. Er sei "persönlich in Kontakt mit den zuständigen Behörden beider Länder".
Die russische Grenzregion Kursk mit dem Atomkraftwerk nahe der Stadt Kurtschatow.
Das AKW Kursk befindet sich nahe der Stadt Kurtschatow, die etwa 100 Kilometer von der russischen Grenze zur Ukraine entfernt liegt. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Novosti berichtete unter Berufung auf den Pressedienst des Kraftwerks, in der Anlage funktioniere "alles normal" mit den üblichen Strahlungswerten.
In Kurtschatow selbst sind die Einwohner derzeit ohne Strom. Nach Angaben von Regionalgouverneur Alexej Smirnow war durch herabstürzende Teile von abgewehrten ukrainischen Drohnen ein Elektrizitätswerk in Brand geraten.