Vorwurf der "illegalen Aktivitäten" Russland weist zwei US-Diplomaten aus
Die Beziehungen zwischen den USA und Russland steuern auf einen neuen Tiefpunkt zu: Das Außenamt in Moskau forderte zwei US-Diplomaten wegen "illegaler Aktivitäten" zur Ausreise auf. Sie sollen Verbindungsleute eines verhafteten Russen gewesen sein.
Das russische Außenministerium hat zwei US-Diplomaten zu unerwünschten Personen erklärt und sie zum Verlassen des Landes innerhalb von sieben Tagen aufgefordert. Begründet wurde der Schritt mit der Behauptung, dass Jeffrey Sillin, der erste Sekretär der US-Botschaft in Russland, und David Bernstein, der zweite Sekretär, an "illegalen Aktivitäten" beteiligt gewesen seien. Russland wirft ihnen Einmischung in innere Angelegenheiten vor.
Die beiden seien "Verbindungsleute" für Robert Schonow gewesen, einen früheren russischen Angestellten des US-Konsulats in Wladiwostok, der im Mai wegen Spionage festgenommen worden war, teilte das Außenministerium in Moskau in einer Erklärung mit. Sillin und Bernstein hätten Schonow angeworben, um an geheime Informationen zum Schaden der Sicherheit Russlands zu gelangen.
Protestnote an Botschafterin Tracy
Wegen des Falls wurde US-Botschafterin Lynne Tracy ins Außenamt in Moskau einbestellt. Ihr sei dort die Protestnote übergeben worden.
Das Ministerium teilte mit, es sei betont worden, "dass illegale Aktivitäten der diplomatischen Vertretung der USA, einschließlich der Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Gastlandes, inakzeptabel sind und mit aller Entschiedenheit unterbunden werden. Die russische Seite erwartet von Washington, dass es die richtigen Schlüsse zieht und von konfrontativen Schritten absieht". Von der US-Botschaft oder dem US-Außenministerium lag zunächst keine Reaktion vor.
FSB klagte Schonow im August an
Die russischen Behörden werfen dem Ex-Konsulatsmitarbeiter Schonow vor, Informationen unter anderem über den Verlauf des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gesammelt und an die US-Botschaft weitergegeben zu haben. Der Inlandsgeheimdienst FSB stellte den Verdächtigen im August unter Anklage.
Ihm droht bei einer Verurteilung wegen Zusammenarbeit mit ausländischen Mächten zum Schaden der nationalen Sicherheit bis zu acht Jahre Haft. Washington hatte die Anschuldigungen gegen Schonow als "grundlos" zurückgewiesen. Nach Angaben des US-Außenministeriums bestand seine Aufgabe darin, öffentlich zugängliche russische Medienartikel zusammenzufassen.
Austausch eigener Agenten
Der Vorfall belastet das ohnehin äußerst gespannte Verhältnis zwischen Russland und den USA schwer. Moskau hatte solche Verhaftungen in der Vergangenheit für den Austausch eigener Agenten im Ausland genutzt.
Anfang des Jahres hatte der russische Geheimdienst außerdem den US-Korrespondenten Evan Gershkovich vom "Wall Street Journal" festgenommen und ihm ebenfalls Spionage vorgeworfen. Der Angeklagte und die Zeitung weisen die Vorwürfe vehement zurück. Gershkovich sitzt seit Ende März in Haft.
In den vergangenen Jahren hat es zwischen Moskau und Washington eine ganze Reihe von gegenseitigen Ausweisungen von Diplomaten gegeben.