Landtagswahl in Salzburg Weichenstellung für ganz Österreich?
Ein möglicher Durchmarsch der rechtspopulistischen FPÖ und ein Überraschungskandidat der Kommunisten: Die morgige Wahl in Salzburg könnte das Machtgefüge in dem österreichischen Bundesland verschieben - und nicht nur dort.
Wilfried Haslauer ist noch einer der alten Langzeit-Landeshauptmänner der Österreichischen Volkspartei, konservativ, aber flexibel. Nach der Wahl 2018 im gutbürgerlichen Mozartkugelland Salzburg konnte er sich nur mit einer für viele ÖVP-Gefolgsleute fast schon zu bunten Koalition an der Regierung halten: Türkis-Grün-Pink - die Salzburger nennen es "Dirndl-Koalition" - die ÖVP mit den Grünen und den liberalen NEOs.
Aber seit die rechtspopulistische FPÖ in der österreichweiten Sonntagsfrage immer weit vorne liegt, wird im ganzen Land wieder über ÖVP-FPÖ-Koalitionen debattiert. Im ÖVP-Kernland Niederösterreich gibt es diese Koalition seit Kurzem, ohne Not, die ÖVP hätte auch mit der SPÖ gekonnt.
Haslauer schießt gegen Kickl
Und in Salzburg? Dort hat ÖVP-Landeshauptmann Haslauer zumindest seine Abscheu deutlich formuliert: "Ich will nicht, dass in diesem Land, dass in unserem Salzburg, die Niedertracht, die Gemeinheit, der Hass, der Neid, die Unterstellung, die Boshaftigkeit das politische Klima bestimmen."
Das ist gegen Herbert Kickl gerichtet, den FPÖ-Bundesparteichef - Corona-Leugner und vorlaut selbsterklärter Möchtegern-Kanzler nach den nächsten Nationalratswahlen.
Der "ewige Landeshauptmann" Salzburgs: Wilfried Haslauer von der ÖVP
Svazek - das freundliche Gesicht der FPÖ
Aber jetzt geht's erstmal um Salzburg. Da tritt für die FPÖ Marlene Svazek an. Sie ist 30 Jahre alt und das deutlich freundlichere Gesicht der FPÖ. Das schräg-aggressive der FPÖ-Männer in Wien oder auch in Niederösterreich ist ihr fremd.
Sie will für bürgerliche Salzburger ÖVP-Anhänger wählbar sein. Sie kalkuliert kühl, abgerechnet wird später: "Es wird am Ende des Tage nur der Wähler entscheiden und der Wähler auch uns die Stärke geben, ob wir uns in einer Landesregierung wiederfinden oder nicht."
Svazek erinnert viele an Susanne Riess, früher Riess-Passer, genannt die "Königskobra" der FPÖ: klug und durchsetzungsstark. Riess war es, die mit einem ÖVP-Bundeskanzler Vizekanzlerin wurde - und nicht Jörg Haider. Insofern könnte die Wahl in Salzburg Weichen stellen, zumindest in der FPÖ, für die kommende österreichische Nationalratswahl.
Marlene Svazek will auch für bürgerliche Salzburger ÖVP-Anhänger wählbar sein
Ziehen die Kommunisten in den Chiemseehof ein?
Nur 390.000 Wahlberechtigte entscheiden, wer im Chiemseehof in der Salzburger Altstadt das Sagen haben wird, dort sitzt die Landesregierung. Das klingt nach Landkreiswahl, aber trotzdem schauen alle neugierig hin.
Es könnte noch eine Überraschung geben: ein paar selbsterklärte "Nervensägen", die die Salzburger Dirndl-Idylle stören könnten. Kay-Michael Dankl ist der Mann an der Salzburger Säge, ein smarter Kommunist aus dem Salzburger Kulturbetrieb: Er trete an, "um die größte Nervensäge" beim Thema Wohnen für Landeshauptmann Haslauer zu sein, verspricht der 34-Jährige.
KPÖ-Plus-Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl könnte für eine kleine Sensation sorgen
Die KPÖ, Österreichs kommunistische Partei, dürfte es diesmal über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen. Ausgerechnet im reichen Salzburg, dem wirtschaftlich stärksten Bundesland. Ja - aber, sagen die Experten: Bei den Einkommen liege das Land im hinteren Mittelfeld - und Wohnen werde zunehmend unerschwinglich. Airbnb und andere Zweckentfremdungen sind die Wahlkampfschlager der KPÖ.
"Man bekommt immer den Haslauer"
Dazu eine SPÖ, die momentan österreichweit nicht weiß, mit wem und in welcher Richtung sie weitermachen soll. Da bietet sich die Linke geradezu an - als Alternative zu eigentlich allen anderen:
"Egal, ob man eins, zwei oder drei ankreuzt, man bekommt immer den Haslauer. Und die ÖVP, soviel steht schon vor der Wahl fest, wird wieder auf Platz eins landen", prognostiziert Dankl. Nur mit wem sie dann weiterregieren kann, das ist die sehr offene Frage.