Explosion in St. Petersburg Festnahme nach Tod eines Bloggers
Nach dem Tod eines russischen Militärbloggers melden die Behörden die Festnahme einer Frau. Sie soll dem Kriegsbefürworter in St. Petersburg eine Büste überreicht haben, die explodierte. Mehr als 30 Menschen sollen verletzt worden sein.
Nach dem Tod eines bekannten Militärbloggers in St. Petersburg ist eine Frau namens Darja Trepowa festgenommen worden, teilte das staatliche Ermittlungskomitee mit. Es hat Befugnisse einer Staatsanwaltschaft. Die Behörden hatten zuvor Mordermittlungen aufgenommen.
Die 26-jährige Frau soll dem Militärblogger Wladlen Tatarskij, der entschieden den Krieg seines Landes in der Ukraine unterstützte, bei einer patriotischen Diskussionsveranstaltung in dem Café "Street Food Bar No. 1" eine ihn darstellende Büste überreicht haben. Anschließend soll sich die Explosion ereignet haben.
Der 40-jährige Journalist und Blogger Maxim Fomin, der unter dem Pseudonym Wladlen Tatarskij schrieb, sei nach der Explosion auf der Stelle tot gewesen. Die Zahl der Verletzten stieg unterdessen nach Angaben des russischen Gesundheitsministeriums auf 32. Das Café soll nach Medienberichten Jewgeni Prigoschin, dem Chef der berüchtigten Söldnertruppe Wagner, gehören.
Wachleute hatten Frau aufgefordert, Saal zu verlassen
Berichten zufolge wurde die Verdächtige vor der Detonation von Wachleuten aufgefordert, den Saal zu verlassen. Eine Zeugin sagte, es sei bereits vermutet worden, dass es sich bei dem vermeintlichen Geschenk um einen Sprengsatz handeln könnte.
Die Frau habe jedoch beim Hinausgehen mit dem Militärblogger gescherzt und ihm die Statuette überreicht. Nachdem dieser sie auf einem Tisch abgestellt habe, sei es zu der Explosion gekommen. Eine patriotische russische Gruppe, die die Veranstaltung organisiert hatte, erklärte, sie habe Sicherheitsvorkehrungen ergriffen, die sich "leider als nicht ausreichend erwiesen" hätten.
Spekulationen über Verwicklung der Ukraine
Das russische Außenministerium legte nun eine mögliche Verwicklung der Ukraine nahe. Tatarskij habe sich mit seinen Aktivitäten den Hass Kiews eingebracht, sagte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Der im ukrainischen Donbass geborene Tatarskij und andere Militärblogger seien schon länger mit Drohungen aus der Ukraine konfrontiert gewesen.
Wenngleich die Tat zunächst niemand für sich reklamierte, legten auch andere prorussische Militärberichterstatter eine Verwicklung der Ukraine nahe. Das russische Ermittlungskomitee eröffnete eine Untersuchung wegen Mordes.
Wagner-Chef Prigoschin sieht eine Gruppe von Radikalen hinter dem Mordanschlag. "Ich würde nicht dem Regime in Kiew die Schuld geben an diesen Handlungen", sagte er. Er denke, "dass eine radikale Gruppe agiert, die kaum eine Beziehung zur Regierung (in Kiew) haben dürfte". Prigoschin lobte den Blogger als Patrioten und widmete ihm eine Aktion in der umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut. Dort ließ er auf dem Verwaltungsgebäude eine russische Flagge hissen - mit dem Namen von Tatarskij auf dem Stoff.
Ukraine vermutet Verwicklung innerrussischer Opposition
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak hatte vor der Festnahme Trepowas spekuliert, dass die innerrussische Opposition gegen die Invasion des Kremls in die Ukraine für die Tat verantwortlich sei. "Spinnen fressen einander in einem Einmachglas auf", schrieb Podoljak auf Twitter. Die Frage, wann inländischer Terrorismus zum Instrument interner politischer Kämpfe werden würde, "war eine Frage der Zeit".
Mehr als 560.000 Anhänger auf Telegram
Tatarskij soll mehr als 560.000 Anhänger auf Telegram gehabt haben. Er hatte ab 2014 zunächst als Aufständischer für die Unabhängigkeit des russisch kontrollierten Donbass gekämpft, ehe er zu bloggen anfing.
Er verbreitete in seinem Blog Videos vom Frontgeschehen in der Ukraine und gab zuletzt jungen russischen Soldaten Tipps, wie sie sich in den vordersten Linien verhalten sollten.
Ideologe Dugin: Militärblogger war "unsterblicher Held"
Der nationalistische Ideologe Alexander Dugin rühmte Tatarskij als "unsterblichen Helden". Er sei gestorben, um das Leben des russischen Volkes zu retten.
Im August vergangenen Jahres war bei einer Autobombenexplosion in Moskau Dugins Tochter ums Leben gekommen. Die 29-jährige Darja Dugina war Philosophin und Publizistin. Auch sie war eine Unterstützerin des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs auf die Ukraine.