Nach Abitur Greta Thunbergs letzter Schulstreik
Vor fünf Jahren demonstrierte Greta Thunberg erstmals alleine während der Schulzeit fürs Klima. Nach 251 Wochen ist für sie nun Schluss mit den Schulstreiks: Die Schwedin hat ihr Abitur gemacht. Protestieren will sie weiter.
Mit einem großen, weißen Protestschild mit der Aufschrift "Skolstrejk för klimatet" hatte vor fünf Jahren alles angefangen - mit einem ähnlichen Plakat zeigte sich Greta Thunberg heute zum letzten Mal bei einem freitäglichen Schulstreik. Der Grund für das Ende: Die 20-Jährige hat ihr Abitur gemacht, damit endet nach 251 Streikwochen auch ihre Zeit als Schulschwänzerin. Sie könne jetzt nicht mehr den Unterricht ausfallen lassen, um vor dem schwedischen Parlament protestieren zu gehen, denn sie gehe ja nicht mehr zur Schule, schrieb die junge Schwedin auf Twitter.
Weiter protestieren will sie an den Freitagen aber trotzdem - es sei nur eben kein eigentlicher "Schulstreik" mehr. "Wir haben einfach keine andere Wahl, als alles zu tun, was wir nur können. Der Kampf hat gerade erst begonnen", schrieb Thunberg. Dazu stellte sie ein Gruppenbild von ihrem regelmäßigen Protest vor dem schwedischen Reichstag sowie ein weiteres von sich mit der typischen Mütze skandinavischer Gymnasialabsolventen.
Erst einsamer Protest, dann weltweite Bewegung
Thunberg war erst 15 Jahre alt, als sie sich im August 2018 während der Schulzeiten erstmals alleine vor das Parlament in Stockholm setzte, um gegen die Klimapolitik ihres Landes zu protestieren. Teenager aus der ganzen Welt folgten ihrem Vorbild - innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich aus dem einsamen Protest die weltweite Bewegung "Fridays for Future".
Mit einem einsamen Protest fing vor fünf Jahren alles an: Greta Thunberg im Alter von 15 Jahren bei ihrem Streik vor dem schwedischen Parlament.
"Als ich 2018 angefangen habe, zu streiken, hätte ich nie damit gerechnet, dass das zu irgendetwas führen würde", erklärte Thunberg nun. Auf einmal sei aus ihrem Protest eine globale, täglich wachsende Bewegung geworden. 2019 seien Millionen Kinder und Jugendliche in über 180 Ländern statt zur Schule zu Demonstrationen gegangen. Dann habe man in der Corona-Pandemie neue Protestformen finden müssen, sei im Laufe der Zeit aber zurück auf die Straßen gegangen.
"Vieles hat sich verändert, seit wir angefangen haben, und trotzdem müssen wir noch viel weitergehen", schrieb Thunberg. Die Welt bewege sich noch immer in die falsche Richtung. Menschen an der Macht werde erlaubt, an den Rand gedrängte und von der Klimakrise betroffene Menschen und den Planeten im Namen von Gier, Profit und Wirtschaftswachstum zu opfern. Dadurch nähere man sich möglichen ökologischen und klimatischen Kipppunkten außerhalb menschlicher Kontrolle.
Treffen mit Obama und Merkel
Die Botschaften von "Fridays for Future" blieben im Kern stets dieselben: Die Welt müsse auf die Erkenntnisse der Wissenschaft hören, aus fossilen Brennträgern wie Kohle, Öl und Gas aussteigen und endlich anfangen, die Klimakrise wie eine wirkliche Krise zu behandeln. Thunberg selbst wurde mit ihrem Protest und ihren eindringlichen Worten weltbekannt. Sie reiste per Segeljacht zu einem Klimagipfel in New York, traf Persönlichkeiten wie den früheren US-Präsidenten Barack Obama und Hollywood-Star Leonardo DiCaprio. Zusammen mit ihrer deutschen Mitstreiterin Luisa Neubauer und zwei belgischen Aktivistinnen traf sie sich im Sommer 2020 im Kanzleramt in Berlin auch mit Angela Merkel, um von der damaligen Bundeskanzlerin mehr Mut und Einsatz beim Klimaschutz einzufordern.
Bei ihrem letzten "Schulstreik fürs Klima" erhielt Thunberg nun prominente Unterstützung: Musikerin Patti Smith, die für ein Konzert in Stockholm war, kam zur Demo. Der Zeitung "Dagens Nyheter" sagte Smith, sie habe Tränen in den Augen gehabt, als sie Thunberg getroffen habe. Auf Twitter würdigte die Sängerin den Kampf der 20-jährigen Schwedin für das Klima und gratulierte ihr zum Schulabschluss.
Mit dem Abschluss kann Thunberg nun ein Studium beginnen. Ihre genauen Pläne sind öffentlich aber noch nicht bekannt.