Wegen Fehlverhaltens Scotland Yard suspendiert Hunderte Beamte
Die Polizei in London hat mehr als 1.000 Beamte suspendiert oder in ihren Befugnissen eingeschränkt. Grund: Fehlverhalten. Eine Untersuchung der Behörde institutionellen Rassismus und Sexismus bescheinigt.
Die Londoner Metropolitan Police hat mehr als 1.000 Beamte wegen angeblichen Fehlverhaltens suspendiert oder von Teilen des Dienstes ausgeschlossen. Das teilte die auch als Scotland Yard bekannte Polizeibehörde britischen Medienberichten zufolge mit. Demnach sind derzeit mehr als 200 Beamte suspendiert, bei 860 wurde die Ausübung des Dienstes eingeschränkt.
"Das ist beinahe die Größe einer kleineren Polizeibehörde in anderen Teilen des Landes", sagte der stellvertretende Polizeipräsident Stuart Cundy vor britischen Journalisten. Allein im vergangenen Jahr wurden den Angaben zufolge 100 Beamte wegen schweren Fehlverhaltens aus dem Dienst entlassen. Cundy rechnet damit, dass in den nächsten Jahren noch viele weitere Fälle von polizeilichem Fehlverhalten bekannt werden dürften, da die Behörde den Rückstau an Fällen abarbeitet und jeden Monat etwa 60 Beamte mit Disziplinarverfahren konfrontiert werden.
"Institutionell rassistisch, sexistisch und homophob"
Die Metropolitan Police wurde in den vergangenen Jahren durch eine ganze Reihe schwerer Skandale erschüttert. Ein Wechsel an der Spitze sollte die Wende bringen. Der neue Scotland-Yard-Chef Mark Rowley kündigte eine radikale Reform an. Eine unabhängige Untersuchung bescheinigte der Behörde jedoch noch im März, "institutionell rassistisch, sexistisch und homophob" zu sein.
Für Entsetzten hatten insbesondere zwei Fälle gesorgt: Der Sexualmord an einer Londonerin durch den Beamten Wayne Couzens im März 2021 und Dutzende Vergewaltigungen und andere sexuelle Übergriffe durch den Beamten David Carrick. Die beiden wurden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Beide hatten zeitweise in der für den Schutz des Parlaments zuständigen Einheit gearbeitet, die nun nach Angaben der Polizei zu großen Teilen ausgetauscht werden soll.
Vertrauen beschädigt
Die Untersuchung ergab auch, dass die Behörde es versäumt hatte, Beamte ordnungsgemäß zu überprüfen und auszubilden, und dass viele von ihnen ihren Job behalten durften, selbst nachdem sie der häuslichen Gewalt oder der rassistischen Belästigung beschuldigt wurden. Die Skandale haben das Vertrauen der Öffentlichkeit in die größte britische Polizeibehörde und die gut 34.000 Beamten der Hauptstadt erschüttert.