Kabine abgestürzt 14 Tote bei Seilbahnunglück in Norditalien
Nach dem Absturz einer Seilbahngondel am Lago Maggiore in Norditalien ist die Zahl der Toten auf 14 gestiegen. Eines der beiden überlebenden Kinder verstarb an seinen schweren Verletzungen. War ein gerissenes Seil die Ursache?
"In 20 Minuten vom See zum Berg": So lautet der Slogan, mit dem die Seilbahn Funivia Stresa-Alpino-Mottarone im norditalienischen Piemont um Fahrgäste wirbt. Nach weniger als 20 Minuten endete die Fahrt heute für mindestens 14 Menschen mit dem Tod.
Die nicht voll besetzte Kabine stürzte aus großer Höhe hinab und zerschellte in einem Waldstück. Wie Walter Milan vom Rettungsdienst gegenüber Medien berichtete, ereignete sich das Unglück kurz vor der Bergstation. An der Stelle des Absturzes sei die Distanz zum Erdboden besonders groß. Das steile Gelände erschwere die Bergungsarbeiten, erklärte Milan.
Bilder zeigen die abgestürzte, zerbeulte Kabine in einem Waldstück. Laut Bergrettung waren mehrere Hubschrauber im Einsatz. Zwei Kinder im Alter von fünf und neun Jahren seien zunächst in kritischem Zustand in eine Turiner Klinik geflogen worden. Eines erlag Stunden nach dem Unglück seinen schweren Verletzungen.
Alter und Herkunft der Todesopfer sind noch nicht zweifelsfrei festgestellt. Nach derzeitigen Erkenntnissen des Auswärtigen Amtes sind unter ihnen keine Deutschen.
Ursache noch nicht geklärt
Zur Unfallursache gibt es noch keine offiziellen Angaben. Der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge wurde der Absturz der Kabine vermutlich durch einen Kabelriss im obersten Bereich der Strecke verursacht.
Stresas Bürgermeisterin Marcella Severino sagte dem Sender RAI, Wanderer in der Nähe hätten vor dem Absturz ein lautes Zischen gehört, was auf einen Riss des Seiles hindeuten könne. Eine Überlastung der Kabine scheint ausgeschlossen, da sie mehr als 30 Passagiere transportieren kann. Italiens Verkehrsminister Enrico Giovannini kündigte die Einsetzung einer Untersuchungskommission an.
Die Stresa-Mottarone-Seilbahn befördert vornehmlich Touristen vom Ort am Ufer des Sees auf etwa 1400 Meter Höhe.
2016 saniert, gerade erst wieder eröffnet
Erbaut wurde die Seilbahn 1970; sie hat zwei Gondeln - in jede Richtung eine. Die Bahn war vor fünf Jahren komplett restauriert worden. Sie nahm erst kürzlich den Betrieb wieder auf. Zuvor hatte die Bahn - wie sämtliche Lift- und Seilbahnanlagen in Italien - monatelang stillgestanden.
Das Unglück ereignete sich nahe dem Urlaubsort Stresa, der am Ufer des Lago Maggiore liegt. Die Seilbahn befördert vornehmlich Touristen vom Ort am Ufer des Sees auf etwa 1400 Meter Höhe. Vom Monte Mottarone kann man den Lago Maggiore und die umliegenden Alpengipfel überblicken. Auf dem Berg befindet sich auch ein kleiner Freizeitpark mit einer Achterbahn für Kinder.
Politiker reagieren bestürzt
Das schwere Unglück sorgte landesweit für Entsetzen. Ministerpräsident Mario Draghi sprach in einer Erklärung vom "tiefen Schmerz" über den Verlust der vielen Menschenleben. "Mit großer Trauer habe ich von dem tragischen Unfall der Stresa-Mottarone-Seilbahn erfahren", teilte Draghi mit und drücke den Familien der Opfer sein Beileid aus. Auch Außenminister Luigi Di Maio und andere aus dem Kabinett Draghi zeigten sich via Twitter bestürzt über das Unglück.
Der Regionalpräsident des Piemont, Alberto Cirio, erklärte, die Tragödie raube allen den Atem. Er reiste sofort ins Unglücksgebiet und forderte die Aufklärung des Vorfalls. Italien sei ein Land der Sicherheit.
EU-Ratspräsident Charles Michel sprach in einer Twitter-Botschaft auf Italienisch den "Familien und Freunden, die bei diesem tragischen Unfall einen geliebten Menschen verloren haben", sein tiefes Beileid aus. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni twitterte, die Tragödie versetze einen in Trauer - an einem Sonntag, der eigentlich für die Hoffnung stehen sollte. EU-Parlamentspräsident David Sassoli drückte ebenfalls seine Anteilnahme aus.
Es ist das schwerste Seilbahnunglück in Italien seit 1998, als ein tieffliegender Jet der US-Luftwaffe das Kabel einer Bahn in Cavalese in den Dolomiten durchtrennte. Damals starben beim Absturz der Gondel 20 Menschen.