Sipri-Bericht Weltweite Rüstungsausgaben steigen
Weltweit sind die Ausgaben für Waffen und Rüstungsgüter gestiegen. Laut einem Bericht des Friedensforschungsinstituts Sipri lag der Gesamtumsatz im Jahr 2019 bei 361 Milliarden US-Dollar - der größte Teil davon entfällt auf die USA.
Im vergangenen Jahr sind die Umsätze von Rüstungskonzernen und Waffenlieferanten erneut angestiegen. Laut einem Bericht des Friedensforschungsinstituts Sipri setzten die weltweit 25 größten Rüstungskonzerne 361 Milliarden US-Dollar mit dem Verkauf von Waffen und militärischen Dienstleistungen um. Das waren 8,5 Prozent mehr als 2018 und 15 Prozent mehr als 2015.
Angeführt wird die Liste der größten Waffenhändler von den USA. Die zwölf US-Unternehmen, die in der Rangliste erfasst sind, stehen für 61 Prozent der Verkäufe weltweit. Allein die fünf größten Rüstungsproduzenten Lockheed Martin, Boeing, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics verzeichneten einen Umsatz von 166 Milliarden US-Dollar.
Deutsche Firmen nicht unter den Top 25
Auf Platz zwei im weltweiten Waffenhandel folgt China mit 16 Prozent. Die vier von Sipri gelisteten chinesischen Unternehmen steigerten ihren Umsatz binnen eines Jahres um 4,8 Prozent. "Chinesische Waffenunternehmen profitieren von militärischen Modernisierungsprogrammen für die Volksbefreiungsarmee", sagt Sipri-Forscher Nan Tian. Verkauft werde überwiegend im eigenen Land.
Der drittgrößte Waffenhändler ist Russland mit einem Anteil von 3,9 Prozent. Die Ausfuhr ins Ausland ist für russische Rüstungsproduzenten durch die Sanktionen infolge des Ukraine-Konflikts und der Besetzung der Krim-Halbinsel beschränkt. Aufgrund der Wirtschaftslage habe sich die Modernisierung des russischen Militärs zudem verlangsamt, sagt Lucie Béraud-Sudreau, Leiterin des Sipri-Forschungsprogramms zu Waffenhandel und Militärausgaben. "Das bedeutet natürlich einen Umsatzrückgang für die russische Rüstungsindustrie, weil ihr Hauptauftraggeber, die russische Regierung, weniger ordert."
Die sechs größten westeuropäischen Unternehmen machten zusammen 18 Prozent aus. Deutsche Firmen rangieren nicht unter den Top 25.
Kritik von Verbänden
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte den Anstieg der Rüstungsausgaben und forderte ein "radikales Umdenken". "Selten wird eine Fehlentwicklung so deutlich vor Augen geführt: Weltweit sind Hunderte Millionen Existenzen durch die Corona-Pandemie bedroht, Abermillionen sind infiziert und Unzählige haben keine ausreichende medizinische Versorgung", sagte Greenpeace-Abrüstungsexperte Alexander Lurz.
"Es ist ein Skandal, dass die Umsätze der 25 größten Rüstungsfirmen weltweit steigen, während das Geld für eine nachhaltige Bekämpfung des Hungers fehlt", kritisert auch Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Der Anstieg der Rüstungsausgaben sei auch ein Spiegel der Spannungen in der internationalen Politik, sagt Sipri-Forscherin Béraud-Sudreau. Diese Entwicklung sei bereits seit der Besetzung der Krim-Halbinsel durch Russland 2014 zu beobachten. Nach dem Einzug des inzwischen abgewählten US-Präsidenten Donald Trump ins Weiße Haus 2016 habe sie sich verstärkt.