Untergang von Luxusjacht Ermittler nehmen Kapitän der "Bayesian" ins Visier
Die Luxusjacht "Bayesian" war in der vergangenen Woche vor Sizilien gesunken, sieben Menschen starben. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung laufen - und richten sich jetzt offenbar konkret gegen den Kapitän.
Seit Samstag ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung, nachdem bei dem Untergang der Luxusjacht "Bayesian" vor einer Woche sieben Menschen ums Leben kamen. Jetzt wurden Details öffentlich: Die Ermittler haben Medienberichten zufolge inzwischen den Kapitän der Jacht im Visier.
Die Nachrichtenagenturen Ansa und Reuters und die Tageszeitung La Repubblica berichteten, gegen den 51-jährigen Neuseeländer werde wegen fahrlässiger Tötung und Schiffsbruchs ermittelt. Er sei am Sonntag ein zweites Mal innerhalb einer Woche befragt worden. Eine offizielle Bestätigung von den Behörden dafür gibt es bislang nicht.
Jacht hielt Sturmböen nicht stand
Bei dem Unglück am Montag vor einer Woche kamen neben dem britischen Software-Unternehmer Mike Lynch, auch seine 18-jährige Tochter Hannah, zwei befreundete Ehepaare und der Schiffskoch ums Leben. 15 Menschen, darunter auch Lynchs Ehefrau, konnten gerettet werden.
Nach Erkenntnissen der Ermittler wurde die "Bayesian" gegen vier Uhr morgens in einem Sturm von einer Fallböe getroffen. Fallböen entstehen, wenn kalte Luft in einem Gewitter nach unten fällt. Sie können sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen.
Die Jacht sank binnen weniger Minuten. Vermutet wird, dass die Todesopfer in ihren Kabinen im Schlaf überrascht wurden und sich nicht mehr aus dem Schiff retten konnten.
Weitere Crew-Mitglieder werden befragt
Bei der jüngsten Befragung des Kapitäns ging es den Berichten zufolge unter anderem darum, ob Türen und Luken während des Unglücks geöffnet waren oder nicht, und wann der Alarm ausgelöst wurde. Derzeit würden auch die anderen Besatzungsmitglieder von den Ermittlern befragt.
Lynch wollte mit dem Segeltörn im Mittelmeer einen juristischen Erfolg feiern. Der Gründer der britischen Softwarefirma Autonomy war in Kalifornien von deren heutigem Eigentümer Hewlett-Packard verklagt worden, wurde aber im Juni von einer Jury einstimmig freigesprochen
Zunächst hatte die Küstenwache den Kapitän und die acht überlebenden Crew-Mitglieder im Auftrag der Ermittlungsbehörden befragt. Nach den Worten von Staatsanwalt Raffaele Cammarano zeigten sich diese bei der Befragung durch die Behörden "äußerst kooperativ".
Die "Bayesian" aus dem Meer zu ziehen, könnte den Ermittlern helfen, den Unfallhergang zu klären. "Es liegt im Interesse der Eigentümer und Managern des Schiffes, es zu bergen", sagte Behördenleiter Ambrogio Cartosio.