Eritrea-Festival in Stockholm Mehr als 50 Verletzte nach Ausschreitungen
Der Protest gegen ein Eritrea-Festival im schwedischen Stockholm ist eskaliert: Bei Ausschreitungen wurden mehr als 50 Menschen verletzt. Ähnliches war Anfang Juli bereits im hessischen Gießen passiert.
Eine Demonstration gegen ein eritreisches Festival in der schwedischen Hauptstadt Stockholm ist in gewaltsame Auseinandersetzungen umgeschlagen. Mehr als 50 Menschen wurden verletzt, um die 180 festgesetzt. Ähnliches hatte sich vor rund einem Monat im hessischen Gießen ereignet.
Das Festival in Stockholm findet seit Jahren regelmäßig statt. Geplant waren in diesem Jahr unter anderem Diskussionen, Gesangswettbewerbe und ein Jahrmarkt. Zeitgleich war nahe des Festivals im Norden der Stadt eine Gegendemonstration angemeldet. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge waren etwa 1000 Teilnehmer angemeldet.
Einigen der Demonstrierenden gelang es, die Absperrungen der Polizei zu durchbrechen und das Festivalgelände zu stürmen. Sie sollen Polizeikräfte mit Steinen beworfen und sich teils mit den Spitzen der eingerissenen Zelte bewaffnet haben. Andere Medien berichteten über in Brand gesetzte Zelte und Fahrzeuge.
Wie die Zeitung "Expressen" berichtete, konnte die Polizei die Lage bis zum späten Nachmittag beruhigen. Gegen 19.30 Uhr sei das Festival wieder fortgesetzt worden.
Mehr als 50 Menschen wurden verletzt
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden bei den Ausschreitungen mehr als 50 Menschen verletzt, die Zahlen unterscheiden sich in den Medien leicht. Die Nachrichtenagentur dpa berichtete von 52 verletzten Personen. Der "Expressen" schrieb von 55 Verletzten, von denen 15 zur Behandlung in ein Krankenhaus hätten eingeliefert werden müssen. Acht Menschen hätten schwere Verletzungen erlitten.
Zudem wurden bei den Auseinandersetzungen mindestens drei Polizeikräfte verletzt, teilte ein Sprecher der Polizei dem Rundfunksender SVT mit.
Eigenen Angaben zufolge setzte die Polizei in Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen etwa 180 Personen fest. Zudem seien Ermittlungen wegen gewalttätiger Ausschreitungen, Brandstiftung und schwerer Sabotage eingeleitet worden.
Mehr als 100 Personen wurden von der Polizei während der Ausschreitungen festgesetzt.
Ausschreitungen auch in Gießen
Das Eritrea-Festival in Stockholm war bereits in der Vergangenheit mehrfach kritisiert worden. Ausgerichtet wird es von einem dem autoritären Regime des afrikanischen Landes nahestehenden Veranstalter.
Auch im hessischen Gießen waren Proteste gegen das Anfang Juli dort stattfindende Eritrea-Festival eskaliert. Gegner der Veranstaltung hatten Polizisten mit Stein- und Flaschenwürfen attackiert und Rauchbomben gezündet. Sie durchbrachen Absperrungen und versuchten, auf das Festivalgelände zu gelangen. Die Polizisten setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Auch in der Stadt kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.
Eritrea mit seinen rund drei Millionen Einwohnern liegt im Nordosten Afrikas am Roten Meer und ist international weitgehend abgeschottet. Seit einer jahrzehntelang erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isayas Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur. Die Meinungs- und Pressefreiheit sind stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.