Trump sitzt im Oval Office und spricht vor der Unterzeichnung eines Dekrets zu Reportern.
Player: videoGudrun Engel, ARD Washington, zum Gespräch zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin
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Gespräch am Nachmittag Trump und Putin wollen telefonieren - was ist zu erwarten?

Stand: 18.03.2025 11:37 Uhr

Trump und Putin wollen heute ein zweites Mal über eine mögliche Waffenruhe für die Ukraine sprechen. Auf einen Vorschlag zu einer 30-tägigen Feuerpause hat Putin zurückhaltend reagiert. Was ist also von dem Gespräch zu erwarten?

Player: videoSarah Schmidt, ARD Washington, über das bevorstehende Telefonat zwischen Trump und Putin

Sarah Schmidt, ARD Washington, über das bevorstehende Telefonat zwischen Trump und Putin

tagesthemen, 17.03.2025 22:15 Uhr

Es gab schon mehrere Gespräche zwischen Amerikanern und Russen - wie ist der Stand bisher?

Eine Waffenruhe lässt auf sich warten. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte zwar am vergangenen Donnerstag, dass Russland grundsätzlich bereit sei, die Kampfhandlungen - wie im gemeinsamen Papier der Ukraine und der USA vorgeschlagen - zu beenden. Er formulierte dafür aber Bedingungen, die nach Einschätzung westlicher Beobachter und der Ukraine einem "Nein" gleichkamen.

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff war Ende vergangener Woche erneut nach Moskau gereist und hatte sich dort mehrere Stunden mit dem Kremlchef ausgetauscht, wie er im US-Sender CNN schilderte. Einer Frage nach Putins mutmaßlichen Forderungen, darunter die Kapitulation der ukrainischen Streitkräfte im russischen Gebiet Kursk, die internationale Anerkennung der von Moskau annektierten Gebiete sowie ein Stopp westlicher Militärhilfen und ein Verbot ausländischer Friedenstruppen, wich Witkoff aus. Er gab an, dass man die Differenzen zwischen den beiden Seiten verringert habe und sie weiter verringern wolle - ohne inhaltliche Details preiszugeben.

Das geplante Gespräch zwischen Trump und Putin wäre nach offiziellen Angaben das zweite Telefonat der beiden Präsidenten seit Trumps Amtsantritt Ende Januar. 

Mit welchen Zielen und Angeboten für Putin geht Trump in das Gespräch?

US-Präsident Donald Trump drängt weiterhin auf eine Waffenruhe. Sein Kurs setzte bislang vor allem die Ukraine unter Druck, während unklar bleibt, welche konkreten Zugeständnisse er von Russland fordert. Wesentliche Forderungen, die der Westen bislang erhoben hatte, hatte die neue US-Administration schon vorher preisgegeben, etwa nach einem NATO-Beitritt der Ukraine. Mit Blick auf die laufenden Gespräche erklärte Trump am Sonntag, dass sie unter anderem Gebietsansprüche und Kraftwerke beträfen. Dabei sprach er vage von einer "Aufteilung bestimmter Güter".

Der US-Präsident erweckte auf die für ihn typische Art einerseits den Eindruck, es gebe eine "sehr gute Chance", den Krieg zu beenden. Andererseits sagte er: "Vielleicht gelingt es uns. Vielleicht auch nicht." US-Außenminister Marco Rubio unterstrich beim US-Sender CBS, dass der erste Schritt darin bestehe, die Kampfhandlungen zu stoppen. "Es ist schwer, ein dauerhaftes Ende eines Kriegs auszuhandeln, solange man sich gegenseitig beschießt", sagte Rubio. Erst danach könnten alle Parteien an einen Tisch kommen. Es werde "Zugeständnisse von beiden Seiten" brauchen.

Was ist von Putins bekundeter Bereitschaft zu einer Lösung des Konflikts zu halten?

Die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten werfen Putin immer wieder vor, kein Interesse an einem Kriegsende zu haben, er wolle vielmehr das angegriffene Land zerstören. Russland selbst spielt vor allem auf Zeit, weil es militärisch für sich derzeit eine günstige Lage sieht, obwohl es kleinere territoriale Eroberungen immer mit sehr hohen Verlusten an Menschen und Material erkämpft - und bis zu einem eventuellen Friedensschluss der Ukraine noch möglichst viel Gebiet entreißen will.

Formell betont der Kreml die Bereitschaft zum Dialog und zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts - allerdings zu Putins Bedingungen. Russland will, wie Vizeaußenminister Sergej Rjabkow sagte, eine eiserne Garantie, dass die Ukraine niemals NATO-Mitglied wird. Außerdem möchte Russland, dass die ukrainische Armee drastisch verkleinert wird - was sie im Falle von künftigen Angriffen aus Russland faktisch wehrlos machen würde.

Zu Moskaus Grundforderungen gehören auch weitgehende Rechte für den verbleibenden russischsprachigen Teil der ukrainischen Bevölkerung. Klar ist zudem, dass die Ukraine aus russischer Sicht mindestens auf die bisher besetzten Teile der Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja und auf die bereits 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verzichten müsste. In seiner Verfassung hat Russland sogar die gesamten Verwaltungsbezirke zum Teil des Landes erklärt - auch Gebiete, die es noch gar nicht erobert hat. Ein Kompromiss könnte laut der russischen Zeitung Nesawissimaja Gaseta aber darin bestehen, dass Putin von seiner Forderung, dass die Ukraine diese Gebiete komplett aufgibt, abrückt. 

Eine wie auch immer geartete Waffenruhe dürfte sich Putin zudem von Trump gut bezahlen lassen - etwa mit einem Ende der Sanktionen.

Wie reagiert die Ukraine auf die Gespräche zwischen Washington und Moskau?

Kiew versucht einerseits, diplomatisch auf die neue Lage vor allem in den USA zu reagieren und nimmt stark Rücksicht auf die Befindlichkeiten Washingtons. Dabei geht es der Ukraine vor allem darum, eine erneute Aussetzung der US-amerikanischen Militärhilfen zu vermeiden. Andererseits versucht Kiew, deutlich zu machen, wo Russland einen Friedensschlusses blockiert oder unannehmbar macht.

Die Ukraine fordert vor allem Sicherheitsgarantien, um eine Waffenruhe oder einen Friedensschluss sicherer zu machen als frühere Übereinkünfte, die von Russland gebrochen wurden. Auch fordert das Land weiter die Aufnahme in die NATO. Ebenso unterstrich Außenminister Andrij Sybiha das Prinzip "nichts über die Ukraine ohne die Ukraine", womit Kiews Einbeziehung in alle Gespräche und Entscheidungen gefordert wird. Auch einer von Moskau geforderten Abrüstung der Ukraine erteilte Sybiha eine klare Absage. 

Wolodymyr Selenskyj

Wenn es zu einem Deal Trump - Putin kommt: Worauf muss sich die Ukraine einstellen?

Eine Absprache zwischen Trump und Putin wird vermutlich darauf hinauslaufen, dass die Ukraine einen Teil ihres Landes verliert - derzeit hält Russland rund 20 Prozent besetzt. Offiziell, also dauerhaft, wird die Ukraine kaum auf ihre besetzten Gebiete verzichten. Die Forderungen, dass die Russen aus allen besetzten Gebieten abziehen, sind aber praktisch verstummt.

Die entscheidende Frage ist, wie die Ukraine nach einem Ende der Kämpfe vor neuen russischen Angriffen geschützt werden kann. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht weniger von einem Sieg, als von einem gerechten und dauerhaften Frieden sowie von Sicherheitsgarantien für das Land. Er will als Sicherheit eine Kombination von NATO- und EU-Mitgliedschaft, die Stationierung von europäischen Truppen und eine starke eigene Armee. Russland lehnt aber auch die Stationierung von europäischen Truppen in der Ukraine kategorisch ab.

Außerdem muss sich die Ukraine wegen des Wegfalls von US-Hilfen auf finanziell schwierige Zeiten einstellen.

Russlands Außenminister führt in Moskau im Jahuar 2025 ein Telefongespräch.

Wie ist die militärische Lage in dem Land?

Entlang der mehr als 1.000 Kilometer langen Frontlinie stehen die ukrainischen Truppen weiter unter Druck. Russland versucht, die ukrainischen Truppen ganz aus dem russischen Grenzgebiet Kursk zu verteiben, nachdem diese die Kleinstadt Sudscha aufgegeben haben. Die Hoffnung der Ukraine vom vergangenen Jahr, mit dem Vorstoß auf russisches Gebiet die Verhandlungsposition gegenüber Russland zu verbessern, hat sich damit nicht erfüllt.

Insgesamt ist der Frontverlauf in den vergangenen Wochen nicht durch dramatische Veränderung gekennzeichnet. Die russischen Truppen versuchen, an vermeintlich ruhigen Frontabschnitten wieder in die Offensive zu gehen, zum Beispiel im südukrainischen Gebiet Saporischschja. Kleinere Gebietsgewinne verzeichnete die russische Seite auch im ostukrainischen Gebiet Charkiw. Im Donetsker Gebiet ist die Front an mehreren Abschnitten vor allem bei der Bergarbeiterstadt Pokrowsk auch durch ukrainische Truppenverlegungen aus dem Kursker Gebiet vorerst stabilisiert worden.

Russland attackiert weiterhin alle Landesteile der Ukraine mit massiven Drohnen- und Raketenangriffen und greift dabei weiter systematisch zivile Ziele und die Infrastruktur des Landes an. Die militärischen Aussichten der Ukraine hängen stark von der Unterstützung aus den USA ab. Ohne die Lieferung von Waffen und Munition und ohne die Bereitstellung von Geheimdienstinformationen könnte sich die Lage für die Ukraine im Laufe des Jahres deutlich verschlechtern.