Zwei Männer sitzen nebeneinander und halten sich an den Händen (Archivbild).

Tschechien Mehr Rechte, aber keine Ehe

Stand: 08.01.2025 02:03 Uhr

In Tschechien haben gleichgeschlechtliche Paare seit Anfang des Jahres mehr Rechte: Sie können Partnerschaften eintragen lassen und gemeinsame Kinder gegenseitig adoptieren. Doch es fehlen ihnen weiter wichtige Rechte.  

Ivo Skopal und Martin Káňa sind seit fünfzehn Jahren zusammen. In Tschechien haben sie ihre Partnerschaft eintragen lassen. Trotzdem haben sie danach noch mal richtig im benachbarten Österreich geheiratet. "Wegen des Gefühls, dass wir auf ein Amt kommen und dort wie ein heterosexuelles Paar behandelt werden", sagt Skopal. "Das war für uns sehr wichtig." Und sein Ehemann ergänzt: "In Österreich haben sie uns Frischvermählte genannt. In Tschechien waren wir Person eins und Person zwei."

Seit Anfang Januar haben gleichgeschlechtliche Paare auch in Tschechien mehr Rechte. Sie können einen gemeinsamen Nachnamen annehmen und ihr Vermögen teilen. Auch ein Anspruch auf Witwen- oder Witwerrente ist neu. Für Ivo Skopal ist das schon ein großer Fortschritt: "Ich würde mich sehr freuen, wenn es auch Ehe heißen würde. Aber seitdem die Rechte angeglichen wurden, bin ich sehr zufrieden damit."

Präsident für Erleichterungen, Regierung stimmt dagegen

Über die Ehe für Alle wurde in Tschechien seit Jahren debattiert. In Umfragen sind 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung für gleiche Rechte für homosexuelle Paare. Auch Präsident Petr Pavel unterstützte entsprechende Initiativen - anders als sein Vorgänger Milos Zeman, der sexuelle Minderheiten beschimpfte.

Doch das tschechische Parlament lehnte vergangenes Jahr einen Gesetzesvorschlag aus dem liberalen Lager ab und stimmte stattdessen für einen Kompromiss. Der konservative Regierungschef Petr Fiala war gegen die vollständige Öffnung der Ehe, genau wie die mitregierenden Christdemokraten. Beide Parteien haben ihre Hochburgen im Süden von Tschechien, im katholisch geprägten Mähren. Arbeitsminister Marian Jurecka sagt: "Wir vertreten schon lange die Position, dass die Ehe nicht für alle ist, sondern eine Verbindung zwischen Mann und Frau."

Auch Adoption wird erleichtert - zum Teil

Dennoch ist auch Petra Hanzelinova erleichtert. Mit ihrer Partnerin zieht sie zwei Kinder groß, 14 und zwölf Jahre alt. Ihre Partnerin ist die biologische Mutter. Hanzelinova hatte bisher keine Rechte, nun kann sie die Kinder adoptieren. "Das ist es, womit ich seit der Geburt der Kinder zu kämpfen hatte: Du versprichst ihnen, sie immer zu beschützen. Ich denke, das wollen alle Eltern. Aber du kannst es nicht garantieren, also lügst du sie an", sagt sie.

Ein fremdes Kind zu adoptieren, das bleibt gleichgeschlechtlichen Paaren in Tschechien allerdings verwehrt - anders als in Deutschland, kritisiert die Menschenrechtsbeauftragte Klára Laurenčíková Šimáčková. "Einerseits ist die Einführung der neuen Partnerschaft ein bedeutender Schritt für Tschechien", sagt sie. "Andererseits darf man eben nicht den Unterschied im Adoptionsrecht vergessen. Außerdem unterscheidet das Gesetz Paare weiterhin anhand ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Orientierung."

Der Kampf geht weiter

Die Initiative "Jsme Fer", also "Wir sind fair", will weiter für eine gleichberechtige Ehe kämpfen. Gleichheit vor dem Gesetz sei kein Privileg, sondern ein Grundrecht, heißt es in einer neuen Erklärung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. Januar 2025 um 08:00 Uhr.