Türkei Pro-Palästinenser-Demo nahe US-Basis aufgelöst
Die türkische Polizei hat eine pro-palästinensische Kundgebung nahe des US-Luftwaffenstützpunktes Incirlik aufgelöst. Dabei setzte sie auch Wasserwerfer ein. Am Abend wird US-Außenminister Blinken in der Türkei erwartet.
Während einer pro-palästinensische Kundgebung vor dem US-Luftwaffenstützpunkt Incirlik in der Türkei ist es Medienberichten zufolge zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Einige Demonstranten hätten sich von der Kundgebung entfernt und versucht, auf das Gelände des Stützpunktes zu gelangen, berichteten der Sender NTV und die Zeitung "Hürriyet". Die Polizei schritt offenbar erst ein, als die Demonstranten begannen, sich auf den Stützpunkt zuzubewegen. Die Beamten setzen laut der Nachrichtenagentur AFP auch Tränengas und drängten die Demonstranten zurück.
Auf Bildern in Onlinenetzwerken war zu sehen, wie Hunderte Menschen palästinensische Fahnen schwenkten und über ein Feld liefen, während die Polizei den Protestierenden folgte und dabei offenbar auch einen Wasserwerfer einsetzte. Berichte über Verletzte oder Festnahmen gab es bislang nicht.
Auf Aufnahmen der islamischen "Stiftung für humanitäre Hilfe" (IHH) war außerdem zu sehen, wie Demonstranten Flaggen der militant-islamistischen Hamas schwenkten. Die in Gaza herrschende Hamas ist in Israel, den USA und Europa als Terrororganisation eingestuft, in der Türkei nicht.
Partei fordert Abzug der US-Luftwaffe aus Incirlik
Die IHH hatte die Kundgebung organisiert. Die IHH hatte im Jahr 2010 eine Flottille gechartert, um die israelische Seeblockade zu durchbrechen und Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Beim Entern des türkischen Schiffes "Mavi Marmara" töteten israelische Soldaten damals zehn türkische Aktivisten. Kritiker werfen der IHH vor, der im Gazastreifen herrschenden Hamas nahe zustehen.
Die islamistische Partei Hüda Par, die Teil der Regierungsallianz ist, fordert die Schließung Incirliks für die US-Luftwaffe, weil Israel von den USA unterstützt wird. Die USA äußerten sich nicht zu den Vorfällen.
Zeitgleich zu der Demonstration in Incirlik kam es laut einem AFP-Fotografen vor Ort auch in der türkischen Hauptstadt Ankara zu Protesten mit etwa tausend Teilnehmern vor der US-Botschaft.
Erdogan ist beim Blinken-Besuch verreist
Die Proteste fanden vor einem Türkei-Besuch von US-Außenminister Antony Blinken statt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird nach eigenen Angaben beim kurzfristig angesetzten Besuch von Blinken nicht in Ankara sein. Er werde wie geplant seine Reise innerhalb der Türkei fortsetzen und am Montag in dem entlegenen Ort Ayder im Nordosten sein, sagte Erdogan in einer Rede in der Schwarzmeerstadt Rize. In Ayder wolle er den "urbanen Wandel" der Region begutachten.
Blinken soll am Abend in der Türkei eintreffen, für Montag sind in Ankara Gespräche mit seinem türkischen Kollegen Hakan Fidan geplant. Blinkens Umfeld hatte sich vor Erdogans Äußerungen optimistisch zu einem möglichen Treffen mit dem türkischen Präsidenten geäußert.
Der US-Chefdiplomat ist seit Ende der Woche im Nahen Osten unterwegs, um sich für eine humanitäre Feuerpause im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas einzusetzen. Bei dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu stieß er mit dieser Forderung jedoch auf Ablehnung.