Helfer nach dem russischen Angriff auf Pokrowsk

Russische Attacken auf Pokrowsk Ukraine spricht von gezielten Angriffen auf Helfer

Stand: 08.08.2023 20:27 Uhr

Zwei russische Raketen schlugen in Pokrowsk ein - die zweite erst 40 Minuten nach der ersten, als längst Helfer vor Ort waren. Die Ukraine ist überzeugt, dass die russische Armee das genau so wollte.

Die Ukraine hat der russischen Armee gezielte Attacken auf Rettungskräfte vorgeworfen. Bei dem Raketenangriff auf ein Wohngebiet in Pokrowsk am Montag war eine zweite Rakete 40 Minuten nach der ersten eingeschlagen und hatte so auch Rettungskräfte getötet und verletzt.

Die ukrainischen Behörden halten das nicht für einen Zufall: "Der Feind hat ganz bewusst das zweite Mal zugeschlagen", sagte der nationale Polizeichef Iwan Wyhiwskyj. Von den mehr als 80 Verletzten des Angriffs sind nach ukrainischen Angaben die meisten Rettungskräfte, vor allem Polizisten. Unter den Toten ist der Vizechef des Katastrophenschutzes der Region Donezk.

"Typisch russisches Szenario"

Der Chef der Stadtverwaltung von Pokrowsk, Serhij Dobriak, nannte den zeitlichen Abstand zwischen den beiden Angriffen ein typisch russisches Szenario: "Wenn die Helfer kommen, um das Leben der Menschen zu retten, trifft eine weitere Rakete und die Zahl der Todesopfer steigt", sagte er.

Russland hat sei Beginn des Kriegs immer wieder zu der im Militärjargon als "Doppelschlag" bezeichneten Taktik gegriffen. Dabei wird ein Ziel nach etwa 30 Minuten ein zweites Mal beschossen, wobei dann oft Rettungstrupps getroffen werden. Russische Truppen haben dieses Vorgehen bereits im syrischen Bürgerkrieg angewendet.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ähnlich äußerte sich auch der Chef der regionalen Militärverwaltung, Pawlo Kyrylenko. Ihm zufolge konnten zwischen den Einschlägen am Montag dennoch Menschen gerettet werden. Nach der ersten Rakete hätten noch mehr Menschen zum Einschlagsort gewollt, darunter auch Journalisten: "Wenn wir nicht innerhalb von zehn Minuten zusätzliche Maßnahmen ergriffen hätten, dann wären die schrecklichen Folgen dieser beiden Raketenangriffe noch schlimmer ausgefallen", sagte Kyrylenko.

Ein Kran steht zwischen zwei Wohnblöcken in Pokrowsk, die bei einem russischen Raketeangriff zerstört wurden.

Der Tag nach dem Angriff in Pokrowsk: Mit einem Kran werden große Trümmer beseitigt und gesichert.

Russland behauptet Angriff auf Kommandoposten

Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine, Denise Brown, bezeichnete den jüngsten Angriff als absolut rücksichtslos und sprach von einem schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht, der jedes Prinzip der Menschlichkeit verletze.

Russland dagegen gab an, in Pokrowsk einen Kommandoposten der ukrainischen Armee getroffen zu haben. Tatsächlich ist unter den zerstörten Gebäuden ein Hotel, in dem Journalisten oft übernachteten, wenn sie in der Gegend waren - auch Korrespondentinnen und Korrespondenten der ARD.

Mit Informationen von Andrea Beer, ARD Kiew

Andrea Beer, ARD Kiew, tagesschau, 09.08.2023 06:16 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. August 2023 um 18:17 Uhr.