Selenskyj in einer Video-Übertragung

Krieg gegen die Ukraine Ermittlungen wegen Enthauptung gefordert

Stand: 13.04.2023 10:26 Uhr

Das Video, das mutmaßlich die Enthauptung eines ukrainischen Soldaten zeigt, hat international für Entsetzen gesorgt. Laut Bürgerrechtlern hat ein russischer Ex-Söldner frühere Kameraden als Täter identifiziert.

Die mutmaßliche Enthauptung eines ukrainischen Kriegsgefangenen hat weit über die Grenzen der Ukraine hinaus für Entsetzen und Fassungslosigkeit gesorgt. Schockiert zeigten sich etwa Beobachter der Vereinten Nationen in der Ukraine, Tschechiens Präsident Petr Pavel.

Die UN-Menschenrechtsbeobachtermission in der Ukraine erklärte, die jüngsten Ereignisse müssten angemessen untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Man habe bereits früher schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht festgestellt, unter anderem an Kriegsgefangenen.

Vergleich mit dem "Islamischen Staat"

Pavel verglich Russland mit dem "Islamischen Staat". "Falls sich dieses Video als authentisch erweisen sollte, dann haben sich russische Soldaten damit in eine Reihe gestellt mit dem 'Islamischen Staat', was wir alle weltweit verurteilen sollten", sagte der General außer Dienst in Prag.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief bei einer Veranstaltung in Washington zu einer Schweigeminute auf. "Ich bitte Sie nun, mit einer Schweigeminute des ukrainischen Soldaten zu gedenken, dessen Tod wir gestern alle miterlebt haben", sagte der per Video zugeschaltete Selenskyj bei einem Runden Tisch zur Ukraine während der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.

Bislang noch nicht abschließend verifiziert

Das Video ist bislang von unabhängiger Seite noch nicht abschließend verifiziert. Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar hatte gestern gesagt, Spezialisten untersuchten das Video, um die Verantwortlichen zu identifizieren.

Der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez schrieb auf Telegram, dass "eine öffentliche Hinrichtung eines Gefangenen ein weiteres Indiz für die Verletzung der Normen der Genfer Konvention, des humanitären Völkerrechts und des Grundrechts auf Leben ist". Er habe Briefe an den UN-Kommissar für Menschenrechte, die UN-Beobachtungsmission in der Ukraine, UN-Generalsekretär António Guterres und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz geschrieben.

Kreml zweifelte Echtheit an

Der Kreml hatte die Echtheit des Videos gestern angezweifelt. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, das Video müsse gründlich geprüft werden, um unter anderem festzustellen, ob es authentisch sei. "In der Welt der Fälschungen, in der wir leben, muss die Echtheit der Aufnahmen untersucht werden", sagte er.

Ein ehemaliger russischer Söldner will aber im Video bereits "eindeutig" frühere Kameraden als Täter identifiziert haben. Man habe Andrej Medwedjew, der vor Monaten nach Norwegen geflohen war und derzeit in Schweden inhaftiert ist, das Videomaterial zukommen lassen, sagte der Gründer der russischen Bürgerrechtsorganisation Gulagu.net, Wladimir Ossetschkin.

"Er hat es mehrmals aufmerksam angehört und geschaut und er erkennt dort eindeutig seine früheren Kollegen, Kämpfer der Söldnertruppe Wagner", erklärte Ossetschkin in dem Beitrag, der auf dem YouTube-Kanal des im Ausland lebenden russischen Oppositionellen Michail Chodorkowski veröffentlicht wurde. Medwedjew, der früher selbst für die russische Söldnergruppe kämpfte, habe die Männer anhand "charakteristischer Rufzeichen und ihrer Art zu sprechen" identifiziert, sagte der Bürgerrechtler weiter.

Täter trägt für russische Soldaten typische Kleidung

In der Nacht zum Mittwoch war im Internet ein rund eineinhalbminütiges Video aufgetaucht. Es zeigt, wie ein uniformierter Mann enthauptet wird. Der Täter trägt dabei eine für russische Soldaten typische weiße Kennzeichnung an der Kleidung.

Außerdem soll das Video einen Mann in grüner Uniform und gelber Armbinde zeigen, wie sie üblicherweise von ukrainischen Kämpfern getragen wird. Man hört ihn schreien, bevor ihn ein anderer Mann in Tarnkleidung mit einem Messer enthauptet. Ein dritter Mann hält eine kugelsichere Weste hoch, die offenbar dem Enthaupteten gehört. Alle drei Männer sprechen russisch.

Rebecca Barth, Rebecca Barth, ARD Kiew, 12.04.2023 17:11 Uhr