Tod des ukrainischen Innenministers Kommission soll Hubschrauberabsturz untersuchen
In der Ukraine laufen nach einem tödlichen Hubschrauberabsturz die Ermittlungen zur Ursache. Bei dem Absturz war auch der Innenminister des Landes ums Leben gekommen. Insgesamt starben nach neuesten Angaben 14 Menschen.
Nach dem tödlichen Hubschrauberabsturz nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew, bei dem auch der Innenminister des Landes ums Leben kam, soll eine Kommission helfen, die Ursache des Unglücks aufzuklären. Das kündigte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, an.
Noch ist völlig unklar, wie es zu dem Absturz des Hubschraubers kommen konnte. An der Unglücksstelle in dem Kiewer Vorort Browary dauern noch die Bergungs- und Aufräumarbeiten an, wie ARD-Korrespondent Vassili Golod vor Ort berichtet. Ein Teil des Hubschraubers stürzte demnach auf das Gelände eines Kindergartens, ein Teil schlug vor einem Wohnhaus ein.
Es gebe derzeit drei mögliche Ursachen, auf welche sich die angelaufenen Ermittlungen konzentrierten, so Golod weiter: ein eventueller technischer Fehler, ein möglicher Fehler des Piloten oder der Verdacht der Sabotage des Hubschraubers.
Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin erklärte, es werde auch der Geheimdienst in die Ermittlungen einbezogen, um "alle möglichen Versionen des Hubschrauberabsturzes" zu untersuchen.
Opferzahl nach unten korrigiert
Auch Stunden nach dem Absturz gibt es leicht schwankende Angaben zu den Opferzahlen. Zunächst hatten ukrainische Behörden von 18 Todesopfern gesprochen, später die Zahl jedoch leicht nach unten korrigiert. Der Zivilschutz der Ukraine meldete insgesamt 17 Opfer, auch mehrere Kinder seien ums Leben gekommen.
Zunächst bestätigte auch ARD-Korrespondent Golod, dass wohl vier Kinder zu den Todesopfern zählten. Neuesten Angaben von Rettungsdiensten zufolge sei die Opferzahl aber ein weiteres Mal korrigiert worden: Demnach habe es 14 Tote gegeben, darunter ein Kind. Mindestens 25 Menschen seien verletzt worden. Die meisten trugen laut Rettungskräften Brandwunden davon. Zehn Verletzte seien daher in ein Zentrum verlegt worden, welches auf die Behandlung von Brandverletzungen spezialisiert ist.
Zu den Todesopfern gehören neben dem Innenminister der Ukraine, Denys Monastyrskyj, auch dessen erster Stellvertreter und der Staatssekretär des Innenministeriums, teilte Polizeichef Ihor Klymenko mit. Insgesamt seien neun Personen an Bord des Hubschraubers durch den Absturz ums Leben gekommen.
Deutschland bietet Unterstützung bei Aufklärung an
In Reaktion auf den Absturz sprach Präsident Wolodymyr Selenskyj von einer "schrecklichen Tragödie" und einem "schwarzen Morgen".
Auch im Ausland sprachen Politiker nach dem Absturz ihre Anteilnahme aus. Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf Twitter: "Unsere Gedanken sind an diesem traurigen Tag bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzten" sowie beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, "der heute seinen Innenminister verloren hat". Der Absturz zeige erneut "den immensen Tribut, den die Ukraine in diesem Krieg zahlt". Auf dem Weltwirtschaftsforum wurde ein kurzes stilles Gedenken für die Opfer des Hubschrauberabsturzes abgehalten.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser drückte eigenen Angaben zufolge in einem Telefonat dem ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev ihre "tief empfundene Anteilnahme" aus und bot Unterstützung von deutscher Seite bei der Aufklärung der möglichen Absturzursache an.
Die britische Innenministerin Suella Braverman würdigte den verstorbenen Innenminister Monastyrskyi als eine führende Persönlichkeit im Kampf des ukrainischen Volkes gegen die russische Invasion. Sie sei beeindruckt von seiner Entschlossenheit, seinem Optimismus und seinem Patriotismus.
Polizeichef übernimmt vorerst
Monastyrskyj ist das ranghöchste ukrainische Regierungsmitglied, das seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor elf Monaten ums Leben kam. Er war 2021 von Präsident Selenskyj zum Innenminister ernannt worden und in diesem Amt für die Polizei und die Innere Sicherheit zuständig.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf den ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal berichtet, wurde bereits Polizeichef Klymenko zum neuen stellvertretenden Innenminister ernannt. Bis auf Weiteres solle Klymenko in dieser Funktion auch die Aufgaben des Ressortchefs übernehmen.
Keine Kampfhandlungen in Absturzgebiet
Laut des Vizechefs des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko waren Monastyrskyj und die Führungsriege des Innenministeriums auf dem Weg zu einem der Frontabschnitte in der Ukraine. Nähere Angaben wollte er nicht machen. Kampfhandlungen in der Region rund um Kiew seien zum Zeitpunkt des Absturzes aber keine gemeldet worden.
Der Hubschrauber stammt aus Frankreich und wurde Angaben des dortigen Verteidigungsministeriums zufolge 2019 an die Ukraine verkauft. Laut der ukrainischen Luftwaffe handelte es sich um einen Hubschrauber des Typs Airbus H225. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hatte 2016 gegen den H225 wegen Sicherheitsbedenken ein vorläufiges Flugverbot verhängt. Schon das Vorgänger-Modell AS332 war in mehrere Flugunfälle verwickelt.