Mitarbeiter des Roten Kreuzes neben einem Wohnhaus in Mariupol, Ukraine (Archivbild 07.03 2022)

Evakuierungsmission Rotes Kreuz auf dem Weg nach Mariupol

Stand: 31.03.2022 13:14 Uhr

Ein Konvoi des Roten Kreuzes ist auf dem Weg nach Mariupol, um Hilfsmittel auszuliefern und Menschen zu evakuieren. Derweil bereiten sich ukrainische Truppen auf einen massiven russischen Angriff im Osten des Landes vor.

Teams des Internationalen Roten Kreuzes sind mit Hilfsgütern auf dem Weg nach Mariupol. Zivilisten sollten aus der belagerten Hafenstadt gebracht werden, sagt ein Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Das Internationale Rote Kreuz sei bereit, den geplanten Konvoi raus aus der Stadt zu begleiten, vorausgesetzt, die genauen Bedingungen wie Route, Beginn und Dauer würden im Vorfeld festgelegt.

Es sei dringend nötig, dass Hilfslieferungen in die Stadt kämen und Menschen herausgebracht würden. "Die Leben von Zehntausenden in Mariupol hängen davon ab." Auch die ukrainische Regierung schickte nach eigenen Angaben 45 Busse in die belagerte Hafenstadt.

Skepsis gegenüber russischen Ankündigungen: Hoffnung auf Feuerpause für Mariupol

Jens Eberl, WDR, tagesschau 12:00 Uhr

Russland bietet Feuerpause an

Zuvor hatte Russland eine Feuerpause für die schwer zerstörte südukrainische Stadt angeboten. Der Fluchtweg soll laut Moskau über die unter russischer Kontrolle stehende Stadt Berdjansk ins 250 Kilometer entfernte Saporischschja führen. 

Die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk hatte die Ankündigungen aus Moskau in der Nacht zunächst noch als weiteren Versuch russischer "Manipulation" bezeichnet. Am Vormittag teilte sie dann aber mit, dass 17 Busse bereits von Saporischschja in Richtung des rund 220 Kilometer entfernten Mariupol losgefahren seien. Weitere 28 Busse warteten noch auf die Genehmigung zur Weiterfahrt am russischen Kontrollpunkt Wasyliwka nahe Saporischschja. "Wir werden alles tun, um sicherzustellen, dass Busse heute in Mariupol ankommen und Menschen aufnehmen, die nicht in der Lage waren, aus der Stadt herauszukommen", sagte sie.

Großoffensive im Osten?

Unterdessen gingen in der Nacht die Kämpfe in weiten Teilen der Ukraine weiter. Bei einem Raketeneinschlag in der Großstadt Dnipro wurde nach ukrainischen Angaben ein Treibstofflager zerstört. Aus der Umgebung von Kiew seien allerdings Truppen abgezogen und in den Donbass verlegt worden. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, man bereite sich daher auf einen massiven russischen Angriff im Osten des Landes vor. Man sehe dort bereits eine Truppenkonzentration. Auch von russischer Seite hieß es, Ziel sei es, die Gebiete des Donbass zu erobern, die bisher noch nicht unter der Kontrolle der prorussischen Separatisten stehen.

Nach US-Angaben haben die russischen Streitkräfte auch mit einem Abzug aus der Zone um die Atomruine Tschernobyl begonnen. Russische Soldaten würden die Gegend verlassen und in das benachbarte Belarus abziehen, sagte ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums. Bereits am Dienstag hatte Washington erklärt, es handle sich aber nicht um einen "Rückzug" russischer Truppen, sondern um eine "Neupositionierung". Es drohe eine "Großoffensive gegen andere Regionen in der Ukraine".

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Russland meldet Erfolge

Im Osten meldet Moskau bereits erste Erfolge: Die Ortschaft Solota Nywa südwestlich von Donezk sei nun unter russischer Kontrolle, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums. Bis zu 60 Gegner seien getötet worden. Einheiten des von Russland als unabhängig anerkannten Separatistengebietes Luhansk seien unterdessen fünf Kilometer vorgerückt und lieferten sich Kämpfe mit ukrainischen Einheiten nordwestlich von Luhansk. Seit Mittwoch wurden nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums insgesamt 53 ukrainische Militärpunkte durch Luftschläge zerstört, darunter Flugabwehr-Raketensysteme sowie Munitions- und Waffenlager.

Auch im Norden des Landes setzten russische Truppen ihre Angriffe fort. Das Verteidigungsministerium in London teilte mit, der russische Beschuss und Raketeneinschläge auf die Stadt Tschernihiw dauerten an. In der letzten Verhandlungsrunde mit ukrainischen Vertretern am Dienstag in Istanbul hatte Russland zugesichert, die Kampfhandlungen um Kiew und Tschernihiw zurückzufahren, um Vertrauen zu schaffen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Putin will vorerst kein Treffen mit Selenskyj

Der russische Präsident Wladimir Putin sieht nach den Worten des italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi die Bedingungen für einen Waffenstillstand oder gar Frieden mit der Ukraine noch nicht erfüllt. Das habe ihm Putin in einem Gespräch mitgeteilt, erklärt Draghi. Putin sehe es auch als verfrüht an, ein Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Selenskyj zu arrangieren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 31. März 2022 um 12:00 Uhr.