Rettungskräfte arbeiten in der ukrainischen Stadt Uman an einem von Raketen getroffenen Wohnblock

Luftangriffe auf die Ukraine Selenskyj spricht von "Nacht des Terrors"

Stand: 28.04.2023 14:14 Uhr

In der Nacht sind Kiew und andere ukrainische Städte mit Raketen beschossen worden. Auch Wohngebäude wurden getroffen. Mehrere Menschen starben. Der ukrainische Präsident Selenskyj sprach von einer "Nacht des Terrors".

Nach ukrainischen Angaben hat Russland mehrere Städte in der Ukraine mit Raketen angegriffen und dabei auch die zivile Infrastruktur ins Visier genommen. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, sprach von 23 Marschflugkörpern, die in der Nacht auf die Ukraine abgefeuert worden seien. Seinen Angabe zufolge gelang es der Luftabwehr, 21 Raketen und zwei Drohnen abzuschießen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer "Nacht des Terrors" und fügte hinzu: "Terroristen haben Zivilisten als Ziel genommen."

Erstmals seit knapp zwei Monaten war auch die ukrainische Hauptstadt Kiew wieder Ziel von Luftangriffen. "Nach einer Pause von 51 Tagen hat der Feind wieder einen Raketenangriff auf Kiew geflogen", sagte der Leiter Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko. Die Luftabwehr sei aktiviert worden und habe elf Marschflugkörper zerstört, hieß es. Berichte über Verletzte oder Einschläge in der Hauptstadt lagen zunächst nicht vor. Allerdings stürzten Trümmer abgefangener Geschosse auf die Stadt.

Vassili Golod, ARD Kiew, zzt. Uman, zu den russischen Luftangriffen auf Kiew

tagesschau24, 28.04.2023 14:00 Uhr
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Mehrere Tote bei Angriffen auf Wohngebäude in Uman

In anderen Landesteilen wurden bei den Angriffen nach ukrainischen Angaben mehrere Menschen getötet. In der südlich von Kiew gelegenen Stadt Uman wurden mehrere Wohngebäude getroffen. Nach Angaben des Innenministeriums kamen 15 Menschen ums Leben, unter ihnen zwei Kinder, elf Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht. Selenskyj verurteilte den Angriff als "Terror gegen Zivilisten". Einsatzkräfte suchten in den Trümmern nach weiteren Opfern.

Tote wurden bei den nächtlichen Angriffen auch aus der Stadt Dnipro gemeldet. Dort seien eine Frau und ein drei Jahre altes Kind getötet worden, teilte Bürgermeister Borys Filatow mit. Darüber hinaus gab es Verletzte.

"Das russische Böse kann durch Waffen gestoppt werden, unsere Verteidiger tun dies", sagte Selenskyj und dankte der Flugabwehr für den Abschuss von Raketen. Die Ukraine werde die Verbrechen nicht ungesühnt lassen, betonte er. Jede dieser Attacken bringe Russland seiner Niederlage in dem Krieg näher.

Schoigu: Westen will Russland strategisch besiegen

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu warf unterdessen dem Westen vor, sich das Ziel gesetzt zu haben, Russland strategisch zu besiegen. Zudem wolle er eine Gefahr für China darstellen, um seine eigene Monopolstellung zu bewahren, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur RIA den Minister. Fast alle NATO-Staaten hätten ihre militärischen Fähigkeiten gegen Russland eingesetzt.

Die heftigen Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut hielten unterdessen an. Ukrainischen Militärangaben zufolge versuchen russische Streitkräfte, wichtige Nachschubwege und Kommunikationswege in Bachmut zu unterbrechen. Der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte im Osten, Serhi Tscherevatji, sagte im ukrainischen Fernsehen, rund um Bachmut habe es in den vergangenen 24 Stunden 13 Gefechte gegeben. Die ukrainischen Truppen hätten mit ständigen Gegenangriffen dafür sorgen können, dass Nachschub geliefert und Verwundete evakuiert werden konnten. Das russische Verteidigungsministerium meldete seinerseits Erfolge gegen ukrainische Stellungen in verschiedenen Sektoren. Die Angaben beider Seiten konnten nicht überprüft werden.

Frederik Rother, ARD Kiew, tagesschau, 28.04.2023 11:28 Uhr