Tote und Verletzte Massive russische Angriffswelle trifft Ukraine
Viele Tote und Verletzte: Zum Jahreswechsel hat das russische Militär die Ukraine wieder massiv angegriffen. In der Nacht gab es 90 Angriffe mit Kampfdrohnen iranischer Bauart. Russland meldet ukrainische Bombardements.
Auch zum Jahreswechsel hat Russland die Ukraine mit einer massiven Angriffswelle überzogen. Die ukrainische Luftwaffe meldete, das russische Militär habe mit 90 Schahed-Kampfdrohnen iranischer Bauart angegriffen, von denen 87 abgefangen worden seien. Aus mehreren ukrainischen Regionen wurden Todesopfer gemeldet.
Die Drohnenangriffe seien aus vier Richtungen erfolgt und hätten insbesondere die Städte Odessa im Südwesten und das weit im Westen gelegene Lwiw getroffen, erklärte die ukrainische Luftwaffe. Aus der Region Lwiw meldete Gouverneur Maksym Kosyzky, die Luftabwehr habe mehrere russische Drohnen abgefangen.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe nahm Russland zudem die nordöstliche Region Charkiw mit vier Boden-Luft-Raketen vom Typ S-300 unter Beschuss. Zudem seien die südukrainischen Gebiete Cherson und Saporischschja mit vier Anti-Radar-Raketen attackiert worden.
Tote und Verletzte in Cherson und Odessa
In der Stadt Lwiw im Westen der Ukraine wurde ein Museum schwer beschädigt, das dem umstrittenen ukrainischen Nationalisten Roman Schuchewytsch gewidmet ist. Auch Universitätsgebäude in der Stadt Dubljany wurden beschädigt, allerdings wurden keine Verletzten gemeldet. Der Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowji, bezeichnete den Angriff in den sozialen Medien als symbolisch und zynisch. "Dies ist ein Krieg für unsere Geschichte", so Sadowij.
In Cherson wurde dem regionalen Verwaltungschef Oleksandr Prokudin zufolge eine Frau getötet. In der südwestlichen Region Odessa kam dem örtlichen Gouverneur Oleh Kiper zufolge bei russischem Beschuss mindestens ein Mensch ums Leben. Acht weitere Menschen seien verletzt worden.
Kämpfe in den vergangenen Tagen verschärft
In der russisch besetzten ostukrainischen Großstadt Donezk starben nach Angaben des von Russland eingesetzten Verwaltungschefs Denis Puschilin vier Menschen. 13 weitere Menschen seien verletzt worden. Am Sonntagabend hatte Puschilin von "massiven Bombardements" in mehreren Bezirken der Großstadt gesprochen, bei denen sieben Menschen verletzt worden seien. Russische Behörden meldeten zudem Bombardements und Drohnenangriffe auf die grenznahe Region Belgorod. Dabei sei aber niemand zu Schaden gekommen.
In den vergangenen Tagen hatten sich die Kämpfe zwischen Kiew und Moskau verschärft. Am Freitag war die Ukraine von einer der schwersten russischen Angriffswellen seit Kriegsbeginn getroffen worden, bei der nach ukrainischen Angaben 39 Menschen getötet wurden. Bei einem anschließenden ukrainischen Angriff auf die russische Grenzregion Belgorod waren am Samstag 24 Menschen getötet worden. Der Neujahrstag war in Kiew als Trauertag ausgerufen worden, um der 19 Menschen zu gedenken, die am Freitag allein in der Hauptstadt getötet worden waren.
ZDF-Mitarbeiter in Charkiw verletzt
Am Samstag waren bei einem russischen Raketenangriff auf ein vorwiegend von Journalisten genutztes Hotel in Charkiw im Nordosten der Ukraine auch zwei Mitarbeiter des ZDF verletzt worden. Eine ukrainische Übersetzerin sei von Trümmerteilen getroffen worden und habe dabei schwere Verletzungen erlitten, teilte das ZDF mit. Ein Sicherheitsmann sei mit leichteren Verletzungen davongekommen.
Getroffen wurden sie laut ZDF im Hotel "Kharkiv Palace", das vorwiegend von Journalisten genutzt werde, weil es über einen Bunker verfüge. Nach dem Anschlag teilte das russische Verteidigungsministerium mit, der Angriff habe "Vertreter des Hauptnachrichtendienstes und der ukrainischen Streitkräfte" ausgeschaltet.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verurteilte das russische Bombardement als Angriff auf den Journalismus. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster nannte die Begründung des russischen Verteidigungsministeriums für den Angriff auf das Hotel "menschenverachtend und zynisch". "Wir Journalisten sind kein Nachrichtendienst und auch keine Kriegspartei, sondern unabhängige Beobachter des Geschehens", so Beuster. Kriegsberichterstatter ständen unter dem Schutz der Genfer Konvention.
Selenskyj und Putin schwören auf fortlaufenden Krieg ein
In ihren Neujahrsansprachen stimmten der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Kremlchef Wladimir Putin die Bevölkerung auf einen Fortgang des Kriegs ein. Selenskyj verwies auf die aus seiner Sicht wachsende Schlagkraft seiner Armee. Die Ukraine werde 2024 mindestens "eine Million" zusätzliche Drohnen in ihrem Arsenal haben, sagte Selenskyj am Silvesterabend. Dazu kämen von den westlichen Partnern gelieferte F-16-Kampfjets. Russlands Streitkräfte würden sehen, "wie unser wahrer Zorn aussieht", versicherte er.
Kremlchef Putin versicherte in seiner Neujahrsansprache, sein Land werde "niemals" zurückweichen. Russland habe seine Interessen 2023 "hart verteidigt". Russland, das eine "historische Phase" durchlebe, werde nächstes Jahr "noch stärker" sein, so Putin. Am Neujahrstag kündigte er angesichts der ukrainischen Angriffe auf Belgorod beim Besuch eines Militärkrankenhauses an, dass Russland seine Angriffe auf "militärische Einrichtungen" in der Ukraine "intensivieren" werde.