Russischer Angriffskrieg Ukraine meldet Gegenoffensive bei Cherson
Ukrainische Einheiten sollen im Süden des Landes mit groß angelegten Angriffen begonnen haben - Ziel könnte unter anderem die besetzte Großstadt Cherson sein. Nach ukrainischen Angaben ist die russische Armee dort geschwächt.
Die ukrainische Armee hat nach eigener Aussage eine Großoffensive zur Rückeroberung der seit Monaten von russischen Truppen besetzten Großstadt Cherson im Süden des Landes gestartet. In der gesamten Region liefen "starke Artillerieangriffe auf feindliche Stellungen", sagte der stellvertretende Chef des Regionalrats, Serhij Chlan, dem Fernsehsender Pryamyj TV. Das zuständige Militärkommando Süd teilte mit, die Offensive gehe in verschiedene Richtungen inklusive der Region um die Großstadt Cherson.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Gegenoffensive wurde erwartet
"Dies ist die Verkündung dessen, worauf wir seit dem Frühling gewartet haben - der Anfang vom Ende der Besatzung in der Region Cherson", so Chlan weiter. Ziel ist es demnach, die russischen Truppen auf das andere Ufer des Flusses Dnipro zurückdrängen. Das nahe der von Russland annektierten Halbinsel Krim gelegene Cherson war Anfang März als erste Großstadt der Ukraine nach dreitägiger Belagerung von der russischen Armee eingenommen worden.
Die Zivilbevölkerung wurde aufgerufen, die umkämpften Gebiete zu verlassen. Seit zwei Monaten wird erwartet, dass die Ukraine die im Süden von Russland besetzten Gebiete angreift. Die Regierung und Armeeführung hatten dies immer wieder erklärt.
"Zweifellos den Feind geschwächt"
Die Sprecherin des ukrainischen Südkommandos, Natalia Humenjuk, sagte, jüngste Angriffe auf russische Nachschubwege hätten "zweifellos den Feind geschwächt". Innerhalb der vergangenen Woche seien unter anderem zehn Munitionsdepots der Russen getroffen worden. Weitere Angaben zu der Offensive wollte sie nicht machen. Sie verwies aber darauf, dass die russischen Streitkräfte im Süden "ziemlich stark" und über einen längeren Zeitraum aufgebaut worden seien.
Nach russischer Darstellung vom Abend blieb die ukrainische Offensiven im Süden des Landes ohne Erfolg. Die ukrainischen Soldaten hätten bei ihren Vorstößen in den Regionen Mykolaiw und Herson signifikante Verluste erlitten, zitiert die Nachrichtenagentur RIA das Verteidigungsministerium in Moskau. "Die versuchte Offensive des Feindes ist erbärmlich gescheitert", heißt es weiter.
Russland kontrolliert derzeit rund 20 Prozent des Territoriums der Ukraine. Konzentriert haben sich die russischen Truppen in den vergangenen Wochen auf den Donbass im Osten mit den Regionen Donezk und Luhansk und den Süden der Ukraine entlang der Schwarzmeerküste. In jüngster Zeit rückten die Einheiten allerdings kaum noch vor.
Ukrainischen Einheiten gelang es in den vergangenen Wochen wiederholt, russische Nachschublinien zu stören sowie Waffendepots und Basen anzugreifen. Dabei kamen auch aus dem Westen gelieferte Waffensysteme zum Einsatz.