Menschen suchen in Kiewer Metroanlagen Schutz vor den russischen Angriffen

Massive russische Angriffe Mehr als eine Million Ukrainer ohne Strom

Stand: 28.11.2024 11:34 Uhr

Nach massiven russischen Luftangriffen in der Ukraine sind Hunderttausende von der Stromversorgung abgeschnitten. Der ukrainische Präsident Selenskyj warf Russland den Einsatz von Streumunition vor.

Die Ukraine meldet erneut landesweite massive russische Luftangriffe. Ziel sei wieder vor allem die Energieinfrastruktur, schrieb der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko auf Facebook. Er sprach von "massiven feindlichen Angriffen". "Angriffe auf Energieanlagen finden in der ganzen Ukraine statt", führte er aus.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland dabei auch den Einsatz von Streumunition vor. Die russische Armee habe bei Angriffen in mehreren Regionen diese Art von Munition verwendet und die Energieanlagen damit de facto vermint, erklärte Selenskyj in Onlinenetzwerken. Er bezeichnete dies als "verabscheuungswürdige Eskalation". 

Selenskyj: Streumunition erschwert Arbeit der Rettungskräfte

Der Einsatz von Streumunition erschwere "deutlich die Aufgabe unserer Rettungskräfte und unserer Energie-Ingenieure, die die Folgen der Angriffe beheben müssen", hob der ukrainische Präsident hervor. Die Verwendung von Streumunition und der Beschuss von ziviler Infrastruktur sei "eine sehr verabscheuungswürdige Eskalation von Russlands terroristischen Taktiken". 

Von Stromausfällen im Zuge der Angriffe betroffen sind die Hauptstadt Kiew sowie die südlichen Regionen Odessa und Mykolajiw, die westlichen Regionen Lwiw, Wolhynien und Riwne sowie Dnipropetrowsk und Donezk im Osten. Allein in den drei westlichen Regionen wurde den örtlichen Behörden zufolge die Stromversorgung von mindestens einer Million Menschen unterbrochen, teilweise habe es auch Störungen bei der Wasserversorgung gegeben.

Stromausfälle im ganzen Land

In der Region Lwiw seien 523.000 Stromkunden von der Energieversorgung abgeschnitten, erklärte der dortige Gouverneur Maksym Kosyzkyj in Online-Netzwerken. Die Behörden in Riwne sprachen von 280.000 Betroffenen und in Wolyn von weiteren 215.000 Kunden ohne Strom. Vor allem in der Gebietshauptstadt Riwne sei ein Teil der Schulen auf Fernunterricht umgestellt worden.

Der Betreiber des nationalen Stromnetzes DTEK führte nach eigenen Angaben Notstromabschaltungen vor allem in Kiew, Odessa und Dnipro aus.

Präsidialamtschef Andrij Jermak schrieb auf Telegram, Russland habe Raketen gehortet, um die ukrainische Infrastruktur anzugreifen und während der kalten Jahreszeit Krieg gegen die Zivilbevölkerung zu führen. "Ihre verrückten Verbündeten haben ihnen geholfen, auch Nordkorea", schrieb er.

Neun Stunden Luftalarm in Kiew

Explosionen wurden aus fast allen Landesteilen gemeldet, unter anderem auch im ostukrainischen Charkiw und dem zentralukrainischen Kropywnyzkyj. Jeweils einen Verletzten gab es Behördenangaben nach in den Gebieten Winnyzja und Odessa. Schäden an Gebäuden gab es demnach in den westukrainischen Gebieten Iwano-Frankiwsk und Tscherniwzi (Czernowitz).

Zuvor hatte die ukrainische Luftwaffe landesweiten Luftalarm ausgelöst, in der Hauptstadt Kiew galt dieser in der Nacht bis in die Morgenstunden über neun Stunden am Stück.

Die Ukraine wehrt sich seit über zweieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion. Das russische Militär greift regelmäßig das ukrainische Energiesystem auch in westlichen Regionen nahe der EU-Grenze an. Dabei wurde bereits mehr als die Hälfte der ukrainischen Energie-Infrastruktur zerstört.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. November 2024 um 10:00 Uhr.