Wolodymyr Selenskyj

Krieg gegen die Ukraine Selenskyj stellt Szenario für Kriegsende vor

Stand: 06.01.2025 08:47 Uhr

In einem Podcast-Interview hat der ukrainische Präsident Selenskyj ein mögliches Szenario für ein Kriegsende skizziert: Eine NATO-Mitgliedschaft seines Landes sei auch ohne die von Russland besetzten Gebiete in der Ostukraine möglich.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einem Interview ein Denkmodell für ein mögliches Kriegsende ins Spiel gebracht. In einem mehrstündigen Gespräch mit dem US-Podcaster Lex Fridman spekulierte Selenskyj unter anderem über mögliche Bedingungen einer Einladung der NATO an sein Land. Dabei unterschied er indirekt zwischen von der Ukraine kontrollierten ukrainischen Gebieten und den fünf von Russland teilweise oder ganz besetzten Gebieten in der Ostukraine.

Fridman hatte im Gespräch zuvor die Möglichkeit einer NATO-Akzeptanz der Ukraine ohne die Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja, Cherson und Krim angesprochen. Darauf sagte Selensky: "Rechtlich gesehen ergeht eine Einladung der NATO an die Ukraine. Für uns sind diese Gebiete weiterhin ukrainisch. Die NATO kann aber in dem Teil operieren, der unter ukrainischer Kontrolle steht." Er sei sicher, dass man sich darauf einigen könnte.

NATO-Mitgliedschaft und Waffen als Sicherheitsgarantien

Um zu einem Frieden zu kommen, müsse die Ukraine neben der NATO-Mitgliedschaft als weitere Sicherheitsgarantie starke Waffenpakete von den USA und der EU erhalten. "Denn ohne Sicherheitsgarantien kommt (Kremlchef Wladimir) Putin wieder", sagte Selenskyj.

Und um einen möglichen Frieden oder einen Waffenstillstand weiter zu festigen, wären weitere Sanktionen gegen Russland nötig, um zu verhindern, dass Putin seine Kriegskasse weiter mit Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas fülle.

Trump muss Putin zu Waffenstillstand bewegen

Selenskyj wiederholte in dem Interview seine Ansicht, dass der designierte US-Präsident Donald Trump für den Ausgang des Krieges entscheidend sein könnte. Trump müsse den russischen Präsidenten zu einem Waffenstillstand bewegen.

"Trump und ich werden zu einer Einigung kommen und (...) gemeinsam mit Europa starke Sicherheitsgarantien anbieten, und dann können wir mit den Russen reden", sagte Selenskyj. "Wir und Trump kommen zuerst, und Europa wird die Position der Ukraine unterstützen."

Frieden "binnen 24 Stunden"?

Trump tritt am 20. Januar sein Amt an. Er hatte im Wahlkampf angekündigt, den Frieden in der Ukraine nach seiner Amtsübernahme "binnen 24 Stunden" wiederherzustellen. Dies stieß in der Ukraine auf Skepsis: Die Regierung in Kiew befürchtet, dass sie zu einer für das Land ungünstigen Vereinbarung gezwungen werden könnte.

Selenskyj hatte bereits vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem ukrainischen Fernsehen neben der Wichtigkeit von Sicherheitsgarantien Trumps Rolle betont: "Er ist in der Lage, Putin zu stoppen oder, um es anders auszudrücken, uns zu helfen, Putin zu stoppen." Alle Sicherheitsgarantien ohne die USA seien nur schwache Sicherheitsgarantien für die Ukraine.

Der Podcaster und Informatiker Fridman ist ukrainischer Abstammung und wuchs noch zu Sowjetzeiten in Moskau auf, ehe seine Familie in den 1990er-Jahren in die USA umsiedelte. Zu seinen Gästen gehörten unter anderem Trump, der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu und der argentinische Staatschef Javier Milei.