Krieg gegen die Ukraine Russland rückt vor
Das russische Verteidigungsministerium meldet die Einnahme von Ortschaften in drei ukrainischen Regionen. Am wichtigsten dürften Erfolge westlich der Großstadt Donezk sein.
Im Krieg gegen die Ukraine liegt die Initiative klar in russischer Hand: Während Luft- und Raketenangriffe die wirtschaftliche Basis, rückwärtige Stützpunkte und den Kampfeswillen des ukrainischen Volkes im Visier haben, wird in der Ostukraine fast an der gesamten Frontlinie erbittert gekämpft. Dabei gelingt es russischen Einheiten offenbar, in einigen Regionen vorzurücken.
In der ostukrainischen Region Donezk meldet das russische Verteidigungsministerium die fast vollständige Einnahme der Kleinstadt Krasnohoriwka westlich der annektierten Gebietshauptstadt Donezk. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass wurden beim Vormarsch auch ukrainische Soldaten gefangen genommen. Außerdem seien Zivilisten aus der Stadt "in Sicherheit gebracht worden".
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Die US-Forschungseinrichtung Institute for the study of war (ISW) bestätigt nach Auswertung geolokalisierter Aufnahmen ein Vorrücken russischer Soldaten bis ins Zentrum Krasnohoriwkas. Zudem habe es in den vergangenen Tagen südwestlich der Großstadt Donezk russische Angriffe am Boden gegeben.
Die vollständige Einnahme der Region Donezk ist eines der wichtigsten strategischen russischen Kriegsziele. Die Region wurde von Russland völkerrechtswidrig annektiert, befindet sich aber nicht unter vollständiger Kontrolle der Invasionstruppen. Umso weiter die Frontlinie von Donezk nach Westen verschoben werden kann, desto besser lässt sich die Großstadt von Russland als Nachschubbasis sowie für die Ausbildung und Stationierung von Soldaten nutzen.
Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Dörfer in Luhansk und Charkiw erobert
Auch weiter nördlich in den Regionen Luhansk und Charkiw vermeldet das Verteidigungsministerium in Moskau die Einnahme weiterer Ortschaften. Das Dorf Rosiwka in Luhansk sowie das Dorf Pischtschane Nischne in Charkiw seien "befreit" worden, berichten staatliche russische Nachrichtenagenturen.
An vielen weiteren Frontabschnitten werden vom ISW Kämpfe ohne Geländegewinne gemeldet. Insgesamt ist die Front mehr als 1100 Kilometer lang. Die ukrainischen Truppen haben nach einigen Angaben nicht genug Munition und Flugabwehr, um sich effektiv zu verteidigen. Vor allem sind sie Russland zahlenmäßig unterlegen und viele ukrainische Kräfte sind pausenlos im Einsatz - bis hin zur völligen Erschöpfung.
Viele kampferfahrene Armeeangehörige seien gefallen, sagte Militärexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relation vor einigen Tagen dem ARD-Studio Kiew. Die Ukraine habe erfahrene Brigaden, aber auch viele, die schlecht ausgebildet seien. Und der Stand der Ausbildung einzelner Kommandeure sei sehr unterschiedlich. "Das ist das Problem jeder Mobilmachungsarmee", so Gressel.
Die ukrainische Armee hat große Personalsorgen - dieses Foto soll frisch mobilisierte Infanteristen bei der Ausbildung zeigen (Juli 2024).
Hohe russische Verluste?
Nach ukrainischen Angaben erleiden die russischen Streitkräfte massive menschliche Verluste - angeblich werden derzeit täglich Hunderte Soldaten getötet oder verletzt. Westliche Nachrichtendienste schätzen, dass Russland jeden Monat etwa 30.000 Soldaten rekrutiert.