Kuleba in den tagesthemen "Wir wollen Frieden, aber wir werden uns nie ergeben"
Im Interview mit den tagesthemen äußert der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba Verständnis für jene Deutschen, die sich wegen der steigenden Energiepreise sorgen. In seinem Land aber gehe es um Menschenleben - nicht um Komfort.
"Wenn man Geburtstag feiert, freut man sich über jedes Geschenk, und wir schätzen die Entscheidung der Bundesregierung" - so kommentierte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba im Interview mit tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga in Kiew die Ankündigung Deutschlands, neue Waffen zu liefern.
Man müsse jedoch sicherstellen, dass "diese Bemühungen fortgesetzt werden und dass die Lieferungen schneller und kontinuierlicher erfolgen". "Es fühlt sich so an, als hätten wir diesen Krieg bereits gewonnen, denn laut russischem Plan sollte es uns heute gar nicht mehr geben", sagte Kuleba weiter.
Ziel: "Befreiung unserer Gebiete"
Verhandlungen könne es nicht geben, solange die russischen Angriffe mit Raketen auf Ziele im ganzen Land und an den Fronten im Donbass und im Süden der Ukraine andauerten. "Man setzt sich an den Tisch, sobald die Waffen schweigen, sobald die russischen Truppen nicht mehr auf unserem Boden sind. [...] Wir haben diesen Krieg nicht begonnen. Dieser Krieg wurde uns aufgezwungen. Wir wollen Frieden, aber wir werden uns nie ergeben."
Jeder Krieg ende letztlich mit Diplomatie - doch die Frage sei, was die Diplomaten auf das Papier schreiben. "Was ich als Außenminister meines Landes zu Papier bringen möchte, ist ganz klar die Befreiung unserer Gebiete und die Wiederherstellung unserer international anerkannten Außengrenzen", sagte Kuleba.
Kuleba betonte, dass er jene Deutschen verstehen könne, die sich wegen der Energiepreise und der Inflation mehr um ihr eigenes Leben sorgten - und dass er sie beneide: "Ich mache mir Sorgen darüber, ob ich am nächsten Morgen aufwache. Heute gab es einen Fliegeralarm in Kiew und man weiß nie, ob die russische Rakete das eigene Haus trifft und man nicht mehr aufwacht." Natürlich seien steigende Energiekosten ein wichtiges Problem, aber letztlich gehe es in Deutschland um Komfort, der auf dem Spiel stehe. "Was hier [in der Ukraine, Anm. d. Red.] auf dem Spiel steht, ist das Leben der Menschen."
Klitschko: "Wir verteidigen Euch in Europa"
Für die Ausgabe der tagesthemen aus Kiew interviewte Moderatorin Miosga auch den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko. Sie sprach mit ihm über Fragen, die Zuschauerinnen und Zuschauer über soziale Medien stellen konnten.
Bei Deutschland bedankte sich Klitschko für Städtepartnerschaften, für die Aufnahme von Flüchtlingen, für Waffen und finanzielle Unterstützung. "Denn ich möchte eines sagen: Wir verteidigen nicht nur unsere Familien, nicht nur unsere Kinder, nicht nur unsere Häuser - wir verteidigen euch in Europa."
Aus Moskau höre man Stimmen zu den baltischen Ländern, zu Polen und den Wunsch, die Sowjetunion wieder aufzubauen. "Ihr Deutsche dürft nicht vergessen: Ein großer Teil Deutschlands war auch Teil des sowjetischen Imperiums."