Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Eroberung durch russische Truppen Ukraine verliert Wuhledar

Stand: 02.10.2024 09:33 Uhr

Die lange umkämpfte ostukrainsche Stadt Wuhledar ist offenbar von russischen Truppen erobert worden. Damit verliert die Ukraine einen seit zwei Jahren verteidigten Vorposten.

Russische Truppen haben nach inoffiziellen Berichten die ostukrainische Bergarbeiterstadt Wuhledar erobert. Russische Militärblogs veröffentlichten Fotos russischer Flaggen auf mehreren Gebäuden der zerstörten Stadt, die seit 2022 ein stark befestigter Vorposten der ukrainischen Armee war. Auch ukrainische Militärbeobachter markierten auf ihren Karten Wuhledar als russisch kontrolliert. Von offizieller ukrainischer Seite wurde der Verlust der Stadt bislang nicht bestätigt.

Diese liegt im Gebiet Donezk, vor dem Krieg lebten hier knapp 15.000 Menschen. Jüngsten Angaben des Gouverneurs des Donezker Gebiets zufolge blieben zuletzt noch 107 Menschen im Stadtgebiet. Alle Kinder und Jugendlichen seien rechtzeitig evakuiert worden.

Mehr Festung als Stadt

Russische Truppen sind seit Monaten in der Ostukraine auf dem Vormarsch. Die Situation hat sich seit dem ukrainischen Vorstoß ins russische Grenzgebiet Kursk im August und der Verlegung von mehreren Brigaden aus der Ostukraine in das neue Operationsgebiet verschlechtert. Mehrere Kleinstädte konnten seither von russischen Truppen erobert werden.

Im Fall Wuhledar versuchte die russische Armee seit Langem vergeblich, die Stadt einzunehmen, erlitt aber mehrmals hohe Verluste. Zuletzt gelang es den russischen Truppen, die zur Festung ausgebaute Stadt im Osten und Westen zu umgehen und nahezu einzukreisen. Berichte über einen geordneten Rückzug der letzten ukrainischen Verteidiger gab es nicht. Russische Militärblogger gingen davon aus, dass in der Stadt noch einzelne versprengte ukrainische Soldaten seien.

Selenskyj erwähnte Wuhledar nicht

Aus den Lageberichten des ukrainischen Generalstabs ließ sich die Entwicklung nur indirekt herauslesen. Er erwähnte am Dienstagmorgen noch Kämpfe um Wuhledar, in den Berichten für den Nachmittag und Abend aber schon nicht mehr. Die russischen Angriffe konzentrierten sich auf das nächstgelegene Dorf Bohojawlenka, hieß es.

Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj erwähnte Wuhledar in seiner abendlichen Videoansprache nicht. Stattdessen ging es um die ukrainische Kooperation mit ausländischen Rüstungsfirmen. In Kiew findet derzeit zum zweiten Mal ein Forum der Verteidigungsindustrie mit Vertretern aus mehr als 30 Ländern und fast 300 ukrainischen und ausländischen Unternehmen statt.

Wieder Luftalarm in der Nacht

Die Nacht zu heute begann für mehrere Gebiete im Norden und in der Mitte des Landes erneut mit Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe ortete zahlreiche russische Kampfdrohnen. Es ist der 951. Tag seit Beginn des großangelegten russischen Überfalls auf die Ukraine.

Bei einem russischen Angriff gestern in Cherson kamen nach ukrainischen Angaben mindestens sechs Menschen ums Leben. Die Geschosse schlugen demnach auf einem Marktplatz nahe einer Haltestelle ein. Cherson im Süden der Ukraine war in letzter Zeit kein Brennpunkt des russischen Angriffskrieges. Die heftigsten Kämpfe finden in der ostukrainischen Region Donezk statt, wo die russische Armee versucht, vor dem Winter weiteres Territorium zu erobern.