UN-Nothilfebüro schlägt Alarm "Die Welt steht in Flammen"
Mehr als 300 Millionen Menschen werden im kommenden Jahr auf lebensrettende Unterstützung angewiesen sein. Das sagt das UN-Nothilfebüro OCHA. Doch schon jetzt zeichnet sich ab: Für viele wird es keine Hilfe geben.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden im kommenden Jahr rund 305 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Etwa in Syrien, Gaza, der Ukraine, im Sudan, Afghanistan, und dem Jemen. "Die Welt steht in Flammen", sagte der neue UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher in Genf. Und in einer "brennenden Welt" zahlten die Schwächsten den höchsten Preis: Kinder, Frauen, Menschen mit Behinderungen, Arme. Es sei ein "perfekter Sturm", hervorgerufen durch Krieg, Klimakrise und soziale Ungleichheit.
Geld für Nothilfeplan reicht nicht aus
Mit ihrem globalen Hilfsappell wollen die Vereinten Nationen 47 Milliarden Dollar zusammenbekommen - Geld, mit dem lebensrettende Hilfe wie Nahrung und Medizin für rund 190 Millionen Menschen finanziert werden soll.
Über ein Drittel der Menschen in Not wird nach dem neuen UN-Nothilfeplan also keine Unterstützung bekommen. "Es wäre einfacher für mich, hier zu sitzen und zu sagen, dass wir alle 305 Millionen Notleidenden erreichen müssen", so der UN-Nothilfechef. "Wir wollen das, und ich wünschte, wir könnten es." Falls es ein erfolgreiches Finanzierungsjahr werde, würde auch mehr getan. "Aber mit Blick auf die Chancen dafür muss ich leider zynisch und realistisch sein. Das führt zu wirklich harten Entscheidungen. Aber sie beruhen auf Fakten", sagte Fletcher.
UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher schlägt Alarm
Hilfe wird priorisiert
Man habe priorisieren müssen. Es sei analysiert worden, wo das Geld am sinnvollsten und effektivsten eingesetzt werden könne. Doch selbst die nun geforderten 47 Milliarden Dollar - gut zwei Milliarden weniger als für 2024 - dürften kaum zusammenkommen. Die Hilfsprogramme der UN und ihrer Partnerorganisationen sind chronisch unterfinanziert. In diesem Jahr ist bis jetzt nicht einmal die Hälfte des benötigten Geldes gezahlt worden.
"Wir müssen uns für mehr globales Mitgefühl einsetzen", sagte Fletcher. Die Botschaft gehe an traditionelle Geberländer wie Großbritannien, Deutschland, die USA, die ihre Beiträge kürzen wollten. "Wir müssen ihnen zeigen, dass konkrete Hilfe die wirksamste Methode der Krisenbewältigung ist."
Kürzungen wegen zu wenig Geld
Die Folgen der Unterfinanzierung sind gravierend. In diesem Jahr musste die Nahrungsmittelhilfe in Syrien um 80 Prozent gekürzt werden. Im Tschad habe sich die Hungersnot verschärft, weil nicht genug Geld da war. Darüber hinaus seien systematische Verletzungen des humanitären Völkerrechts in vielen bewaffneten Konflikten das größte Hindernis für lebensrettende Hilfe.
2024 war das bislang tödlichste Jahr für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Nie zuvor sind so viele humanitäre Helferinnen und Helfer im Einsatz getötet worden. Zusammengefasst beschreibt Fletcher die Lage so: "Das humanitäre System ist überstrapaziert, unterfinanziert und im Wortsinn unter Beschuss."