JD Vance (zweiter von rechts) und seine Ehefrau Usha Vance (ganz rechts) in Grönland.
Player: videoUmstrittener Besuch von US-Vizepräsident Vance in Grönland

US-Besuch der Basis Pituffik Vance teilt in Grönland gegen Dänemark aus

Stand: 28.03.2025 21:51 Uhr

Nur wenige Stunden war der US-Vizepräsident in Grönland. Genug Zeit, um seine Botschaft loszuwerden: Dänemark habe sich zu wenig um die Sicherheit in der Arktis bemüht. Die Grönländer würden sich am Ende für die USA entscheiden.

Es war eine Stippvisite, die äußerst frostige Reaktionen auslöste: "Es ist scheißkalt hier. Niemand hat mir das gesagt", sagte JD Vance kurz nach seiner Ankunft in Grönland. Eine Bemerkung, die offenbar als Scherz gemeint war. Die Temperaturen liegen derzeit bei Minus 19 Grad. Die Reise der Delegation, zu der neben dem US-Vizepräsidenten selbst noch seine Ehefrau, der nationale US-Sicherheitsberater Mike Waltz und der Energieminister Chris Wright gehörten, hatte im Vorfeld auf der größten Insel der Welt und in Dänemark für Unruhe und Verstimmungen gesorgt.

Wegen der massiven Kritik kürzte die US-Delegation den ursprünglich dreitägigen Besuch - zu dem sie offiziell nicht eingeladen war - auf rund drei Stunden zusammen. Statt eines Hundeschlittenrennens und Händeschüttelns in den Privathäusern von Grönländern in Nuuk gab es eine Besichtigung des US-Weltraumstützpunkt Pituffik an der Nordwestküste der Insel.

Gemäß eines Abkommens von 1951 haben die USA das Recht, ihren Stützpunkt zu besuchen, wann immer sie wollen, sofern sie Grönland und Dänemark, zu dem die Insel gehört, davon in Kenntnis setzen.

"Dänemark hat Grönland nicht gut behandelt"

Der US-Vizepräsident hielt sich bei seiner Reise auf dem US-Stützpunkt nicht zurück. Mit deutlichen Worten kritisierte er den engen US-Verbündeten Dänemark. "Unsere Botschaft an Dänemark ist klar", sagte Vance. "Ihr habt die Grönländer nicht gut behandelt." Kopenhagen habe zu wenig in Grönlands Sicherheit investiert. So sei die Umgebung rund um den US-Stützpunkt nicht so sicher wie noch vor 30 bis 40 Jahren.

Die Verbündeten in Europa würden angesichts der Gefahren durch Russland und China zu wenig Geld in die Hand nehmen, sagte der Republikaner. "Sie haben bei den Militärausgaben nicht Schritt gehalten, und Dänemark hat nicht die Mittel bereitgestellt, die notwendig sind, um diesen Stützpunkt zu erhalten, um unsere Truppen zu schützen."

Vance: China und Russland haben großes Interesse an Grönland

Die strategisch wichtige, arktische Insel war bis 1953 eine dänische Kolonie. Seit 1979 ist sie in vielen Bereichen autonom, doch entscheidet etwa über Außen- und Verteidigungspolitik immer noch Dänemark. Grönland hat das Recht, selbst über seine Unabhängigkeit zu entscheiden. Eine große Mehrheit der Grönländer befürwortet eine Abtrennung, will sich dafür aber Zeit lassen, denn die Insel mit etwa 57.000 Einwohnern ist derzeit vor allem finanziell auf Dänemark angewiesen.

Die Vereinigten Staaten planten aktuell nicht, ihre Militärpräsenz in Grönland zu erhöhen, sagte Vance. Es werde aber zusätzliche Investitionen in Eisbrecher und Schiffe geben. "Wir können unsere Köpfe nicht in den Sand - oder in diesem Fall in den Schnee - stecken und so tun, als seien die Chinesen nicht an dieser Insel interessiert." Die Chinesen hätten versucht, wirtschaftlichen Druck auf Grönland auszuüben. Auch Russland zeige gesteigertes Interesse. Belege dafür nannte er nicht.

US-Weltraumstützpunkt Pituffik
Der abgelegene US-Weltraumstützpunkt Pituffik im Nordwesten Grönlands ist die nördlichste Einrichtung des US-Verteidigungsministeriums. Betrieben wird er von der 821. Space Base Group.
Der Stützpunkt wurde im Anschluss an ein Verteidigungsabkommen zwischen Dänemark und den USA aus dem Jahr 1951 errichtet. Er unterstützt Raketenwarn-, Raketenabwehr- und Weltraumüberwachungsoperationen für die USA und die NATO. In Pituffik befindet sich der nördlichste Tiefseehafen der Welt.
Bis 2023 hieß der etwa 1.500 Kilometer von Grönlands Hauptstadt entfernte Stützpunkt Thule Air Base und wurde dann umbenannt, um die grönländische Geschichte zu würdigen.
Neun Monate im Jahr ist die US-Base vom Eis umschlossen. Per Flugplatz ist Pituffik jedoch ganzjährig erreichbar. Von November bis Februar herrscht ständige Dunkelheit, von Mai bis August ist es durchgehend hell.

USA wollen Selbstbestimmungsrecht Grönlands respektieren

Der Vizepräsident betonte, dass die USA das Selbstbestimmungsrecht Grönlands respektierten. "Wir glauben nicht, dass militärische Gewalt jemals notwendig sein wird", so der Republikaner. Er glaube, dass sich die Grönländer für die Unabhängigkeit von Dänemark entscheiden werden und dann werde man "Gespräche mit den Grönländern führen".

Die Insel sei derzeit extrem verwundbar, deshalb sei es im Interesse der Grönländer eine Partnerschaft mit den USA einzugehen. Eine klare Mehrheit der Grönländer, etwa 85 Prozent, ist Umfragen zufolge jedoch dagegen, Teil der Vereinigten Staaten zu werden. Vor diesem Hintergrund ist es zum jetzigen Stand völlig unrealistisch, dass die neue grönländische Regierung dem US-Wunsch in irgendeiner Weise Folge leistet.

Trump: "Wir brauchen Grönland"

Während Vance in Grönland für eine Eingliederung in die USA warb, äußerte sich auch US-Präsident Donald Trump in Washington. "Wir brauchen Grönland", sagte er im Weißen Haus. "Wir haben keine andere Wahl." Für die internationale Sicherheit und den Weltfrieden sei es sehr wichtig, "dass wir Grönland haben". Auf den Wasserstraßen rund um die Insel im Nordatlantik seien "überall chinesische und russische Schiffe" unterwegs. Man könne sich nicht auf Dänemark verlassen, sich darum zu kümmern. Weiter führte er seine Behauptungen nicht aus und nannte keinerlei Belege.

Frederiksen: Werden uns stärker in der Arktis-Region bemühen

Nach dem Besuch des US-Vizepräsidenten betonte die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen, dass Dänemark in "sehr schwierigen Situationen" Seite an Seite mit den USA gestanden habe. Kopenhagen sei ein "guter und starker Verbündeter". Die Art und Weise, wie der Vizepräsident Dänemark kritisiere, sei deshalb nicht fair. Zugleich sei es wichtig, dass Vance klargemacht habe, dass die USA die Souveränität Grönlands und das Recht der Grönländer auf Selbstbestimmung respektierten.

Es sei jedoch richtig, dass die Dänen der Sicherheit in der Arktis eine höhere Priorität einräumen müssten. Frederiksen kündigte an aufrüsten zu wollen - unter anderem soll in Überwachung, neue Eisbrecher, Langstreckendrohnen und Satelliten investiert werden. Dänemark könne schneller agieren, wenn das Land auf Rüstungsvorräte von Partnern - wie den USA - zugreifen könne, sagte die Regierungschefin. Die Sicherheit Grönlands und der Arktis sei eine gemeinsame Aufgabe der NATO und aller arktischen Verbündeten.

Karte: Grönland, Dänemark und USA

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 28. März 2025 um 21:45 Uhr.