40 Jahre nach Verschwinden Vatikan ermittelt neu in Vermisstenfall Orlandi
Seit 40 Jahren ist Emanuela Orlandi verschwunden. Rund um den Fall der Tochter eines Vatikan-Angestellten gibt es viele Gerüchte. Jetzt leitet die Staatsanwaltschaft wieder Ermittlungen ein und will offenbar Dokumente von damals neu prüfen.
Fast 40 Jahre nach dem Verschwinden eines 15 Jahre alten Mädchens aus dem Vatikan hat die Staatsanwaltschaft des Kirchenstaates neue Ermittlungen eingeleitet. Die Strafverfolger wollen dem Verdacht und den Hinweisen nachgehen, wonach Emanuela Orlandi, die Tochter eines Kurien-Angestellten und Staatsbürgerin des Vatikans, entführt oder ermordet wurde.
Die Teenagerin kam am 22. Juni 1983 nach einer Musikstunde in der Altstadt Roms nicht mehr nach Hause. Eine Leiche wurde nie gefunden. Wie italienische Medien berichteten, will der vatikanische Hauptstrafverfolger Alessandro Diddi nun alle Beweise und Dokumente von damals neu prüfen und Zeugen hören, darunter auch Kardinäle.
Familie hatte für Wiederaufnahme gekämpft
Zuvor hatte die Familie Orlandi über Medien und durch ihren Anwalt Druck aufgebaut, um eine Wiedereröffnung des Falls zu erwirken. Die italienische Staatsanwaltschaft hatte ihre Ermittlungen 2015 ohne Anklage abgeschlossen. Auf welcher Grundlage nun neu ermittelt werde, gab der Vatikan allerdings nicht bekannt. Auch die Familie Orlandi wurde nach Angaben ihrer Anwältin nicht über Details informiert.
Durch die Netflix-Serie "Vatican Girl" hatte der Vermisstenfall im Jahr 2022 weltweit neue Aufmerksamkeit erlangt. In den ersten Jahrzehnten nach Orlandis Verschwinden im Sommer 1983 hatten Anwälte, Ermittler und Medien immer neue Hypothesen über einen vermuteten Tathergang und mutmaßliche Zusammenhänge aufgestellt. Manche brachten eine Verwicklung der römischen Mafia ins Spiel, andere spekulierten über eine versuchte Erpressung des Vatikans in Zusammenhang mit dem Papst-Attentäter von 1981 Ali Agca.