Weltwirtschaftsforum Zeitenwende in Davos
Frühling statt Winter: Das Weltwirtschaftsforum in Davos findet zu einem ungewohnten Zeitpunkt statt. Thematisch geht es um die Folgen des Kriegs in der Ukraine, Präsident Selenskyj wird zugeschaltet.
Zeitenwende in Davos - und eine Premiere in vielerlei Hinsicht: Nach zweieinhalb Jahren Pandemiepause versammelt sich die Welt-Elite zum ersten Mal im Mai. Statt verschneiter Berglandschaft wird laut Wettervorhersage reichlich Frühlingsregen die Kulisse bilden für das Treffen des Weltwirtschaftsforums, kurz WEF.
Und es wird deutlich kleiner ausfallen als beim letzten Mal. Rund 2200 internationale Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden in Davos erwartet - fast ein Drittel weniger als im Januar 2020.
Groß wie nie sind dagegen die Erwartungen von Klaus Schwab, dem Gründer der WEF-Stiftung: "Unter dem Motto 'Geschichte am Wendepunkt' wird das diesjährige Jahrestreffen das aktuellste und wichtigste seit der Gründung des Weltwirtschaftsforums vor über 50 Jahren."
Selenskyj zugeschaltet
Zeitenwende auch auf der Rednerliste: Noch im vergangenen Januar durfte Chinas Staatspräsident Xi Jinping eine virtuelle WEF-Veranstaltung eröffnen. Zum Auftakt jetzt in Davos wird am Montag der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zugeschaltet.
"In Gedanken sind wir zuerst beim Krieg in der Ukraine", sagt Schwab. "Russlands Angriff wird in die Geschichtsbücher eingehen als der Zusammenbruch der Weltordnung nach dem 2. Weltkrieg und dem Kalten Krieg.“
Krieg in der Ukraine großes Thema
Zeitenwende in Davos, das bedeutet auch: keine Gäste aus Russland, weder aus Wirtschaft noch aus Politik, so WEF-Präsident Börge Brende. "Stattdessen wird eine große Delegation aus der Ukraine nach Davos reisen, darunter mehrere Parlamentsabgeordnete und der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko."
Der Krieg in der Ukraine wird beim WEF das dominierende Thema sein: "Einerseits die schwere Situation in der Aktualität versuchen, vielleicht etwas zu verbessern, aber sicherlich auch auf den Wiederaufbau dann in der Ukraine hinzuarbeiten", sagt Alois Zwinggi, geschäftsführender Direktor der WEF-Stiftung in Cologny bei Genf.
Globale Krisen
Aber auch die anderen brandaktuellen globalen Krisen, die Pandemie und der menschengemachte Klimawandel, so betont er, seien dieses Jahr "Schlüsselthemen" für das Weltwirtschaftsforum.
Um die 1000 multinationale Unternehmen und Konzerne mit Umsätzen im Milliarden-Bereich sind Mitglieder des WEF. Es war die Globalisierung, die die Organisation am Genfersee groß gemacht hat.
Nun aber ist das globale Business ins Stocken geraten. Lieferkettenprobleme, Protektionismus und Nationalismus - Konfrontation statt Kooperation lähmen Welthandel und Globalisierung. Ob diese neue Realität, die Deglobalisierung, das Weltwirtschaftsforum lähmt oder womöglich beflügelt, auch darum wird es diese Woche in Davos gehen.
Enorme Herausforderung
Die Herausforderung, so WEF-Direktor Zwinggi, sei jedenfalls enorm: "Ich glaube, die Stärke unserer Organisation ist ja, dass wir über mehr als 50 Jahre die Plattform kreiert haben, wo sich der Privatsektor und die öffentliche Hand treffen kann."
Die Deglobalisierung sei effektiv da und man müsse ihr in die Augen schauen. "Wie werden sich Unternehmen und Regierungen in Zukunft aufstellen? Welche Strategien, welche Ansätze braucht es in einer sich deglobalisierenden Welt? Man muss sich dem stellen."