Griechenland Hunderte Bootsflüchtlinge landen auf Lesbos
Auf Lesbos sind rund 650 Bootsflüchtlinge angelandet - das ist die größte Massenankunft seit drei Jahren. Die Gesamtzahl derer, die über das Mittelmeer nach Europa kommen ist derweil zurückgegangen.
16 Flüchtlingsboote mit rund 650 Menschen an Bord sind auf der griechischen Insel Lesbos angelandet - allein 13 Boote innerhalb einer Stunde. Das ist die größte Massenankunft seit drei Jahren, teilten die örtliche Polizei und das Flüchtlingshilfswerk UNHCR übereinstimmend mit.
UNHCR-Sprecher Boris Cheshirkov sagte, man sei überrascht gewesen. "Wir haben diese Art abgestimmter Ankünfte in dieser Zahl seit 2016 nicht mehr erlebt.
Aus diplomatischen Kreisen hieß es, die griechische Regierung habe den türkischen Botschafter einbestellt. Ihm sei das Missbehagen der Zunahme der über die Türkei nach Griechenland gelangenden Flüchtlinge ausgedrückt worden.
Der türkische Botschafter versicherte, die Türkei halte sich an an das 2016 mit der EU abgeschlossene Flüchtlingsabkommen. Das sieht vor, dass die EU alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann.
Im Gegenzug nehmen EU-Staaten der Türkei schutzbedürftige Flüchtlinge aus Syrien ab und finanzieren Hilfen für in der Türkei lebende Flüchtlinge.
Die Zahl der Flüchtlingsankünfte stieg im August 2019 auf rund 7000, der höchste Wert seit drei Jahren. DIe meisten Menschen kamen aus Afghanistan.
Insgesamt rund ein Drittel weniger Bootsflüchtlinge
Laut UN sind seit Anfang des Jahres rund 46.500 Migranten und Flüchtlinge mit Booten über das Mittelmeer nach Europa gelangt - etwa ein Drittel weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Von Januar bis August 2018 hätten 68.000 Menschen Europa über den Seeweg erreicht, teilte die Internationale Organisation für Migration der UN (IOM) mit.
Die Meisten kamen demnach von Januar bis August 2019 in Griechenland an, insgesamt 23.200. Allein im August sei die Zahl mit rund 7000 Menschen der höchste Wert seit drei Jahren, teilte die UN mit. Danach folgten Spanien, Italien, Malta und Zypern.
Anders als Griechenland handhaben andere EU-Staaten ihre Flüchtlingspolitik restriktiver. So verbietet Italien privaten Seenotrettungsschiffen die Einfahrt in seine Häfen. IOM sieht darin den Grund für den Rückgang der Flüchtlingszahlen über das Mittelmeer.
Fast 1000 Todesopfer - die Dunkelziffer könnte höher liegen
Bei der Passage mit Schlepperbooten seien in diesem Jahr bereits 909 Menschen ums Leben gekommen. Im Vorjahreszeitraum seien es 1.562 Todesfälle gewesen. Die Dunkelziffern könnten jeweils weitaus höher liegen, hieß es.
Athen will Flüchtlinge aufs Festland bringen
Die angekommenen Bootsflüchtlinge wurden zunächst in das Lager Moira auf Lesbos gebracht. Dort leben über 10.000 Menschen. Menschenrechtsorganisationen bezeichnen Moira als überbelegt, unsicher und unmenschlich.
Athen kündigte an, rund 1000 Migranten von der Insel Lesbos aufs Festland bringen. Sie sollen demnach an Bord von zwei Kriegsschiffen der griechischen Marine Anfang September zum Lager von Nea Kavala nahe Thessaloniki gebracht werden.