Demonstrationen in Frankreich Hunderttausende protestieren gegen Rentenreform
Erneut haben Hunderttausende Menschen gegen die geplante Rentenreform in Frankreich demonstriert. Zu einem überraschenden Streik kam es auf dem Pariser Flughafen Orly. Weitere Proteste wurden bereits angekündigt.
In Frankreich sind zum vierten Mal in gut drei Wochen zahlreiche Menschen gegen die umstrittene Rentenreform auf die Straße gegangen. Die ersten Demonstrationszüge starteten in Nancy, Straßburg und Toulouse, am Nachmittag versammelten sich nach Angaben der Gewerkschaft CGT rund 500.000 Menschen in Paris. Zahlreiche Beschäftigte, die finanzielle Einbußen bei einem Streik scheuen, nutzten die Möglichkeit, an einem Samstag zu demonstrieren.
Die Polizei ging landesweit von mehreren Hunderttausend Teilnehmenden aus. Rund 10.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz, 4500 davon in der Hauptstadt. Die Proteste begannen friedlich. Allerdings nahm die Polizei in Paris nach eigenen Angaben eine Person wegen Besitzes einer Schusswaffe fest. Mehrere weitere seien wegen Vandalismus in Gewahrsam genommen worden.
Überraschender Streik am Flughafen Orly
Da die Mitarbeitenden im öffentlichen Personenverkehr nicht zum Streik aufgerufen worden waren, funktionierten Züge und U-Bahnen weitgehend normal. Die Bahngewerkschaften hatten auf einen Streikaufruf verzichtet, weil am Samstag für einen Teil des Landes die Winterferien begannen.
Ein überraschender Streik sorgte aber auf dem Pariser Flughafen Orly für Behinderungen. Ab mittags seien die Fluggesellschaften daher aufgerufen worden, die Hälfte ihrer Abflüge zu streichen, teilte die Zivilluftfahrtbehörde mit.
Gewerkschaften drohen mit "Shutdown"
Umfragen zufolge wächst der Widerstand gegen die geplante Reform. An den drei bisherigen Protesttagen hatten sich nach Angaben der Behörden jeweils zwischen 757.000 und 1,27 Millionen Menschen beteiligt, die Gewerkschaften sprachen von mehr als zwei Millionen Teilnehmenden.
Die Gewerkschaften drohten nun mit einem landesweiten "Shutdown" ab dem 7. März, sollte der Gesetzentwurf nicht zurückgezogen werden. Bereits am 16. Februar steht ein weiterer Streik an.
Die französische Regierung will das Renteneintrittsalter bis 2030 von 62 auf 64 Jahre anheben. Aber längst nicht alle Menschen in Frankreich gehen bereits mit 62 in den Ruhestand. Abschlagfrei wird die Rente erst, wenn lange genug eingezahlt wurde - oder mit 67 Jahren. Präsident Emmanuel Macron begründet die Reform mit einem drohenden Defizit in der Rentenkasse.