Ein Jahr nach Amtsantritt von Hollande Massenproteste gegen Sparpolitik
Anlässlich des Amtsantritts von Frankreichs Staatschef Hollande vor einem Jahr sind zehntausende Gegner der sozialistischen Regierung auf die Straßen gegangen. Anhänger der linken Opposition protestierten gegen die zu strikte Sparpolitik.
Mehrere zehntausend Menschen haben in Paris gegen die europäische Sparpolitik sowie für eine Änderung des auf Präsident François Hollande zugeschnittenen Systems in Frankreich demonstriert. "Widerstand, Widerstand", riefen die Demonstranten, die sich am Platz der Bastille versammelt hatten. Aufgerufen zu dem Protest hatte die extreme Linke um Hollandes früheren Parteifreund Jean-Luc Mélenchon.
"Die Probezeit ist vorüber", sagte Mélenchon zum ersten Jahrestag von Hollandes Wahlsieg. Zugleich forderte er eine Abkehr Hollandes vom europäischen Sparkurs. "Hollande ist einer der Gründe der Krise - genauso wie Frau Merkel und andere europäische Führer, die sich für die Sparpolitik entschieden haben", sagte Mélenchon. Den Europäern einen Sparkurs aufzuzwingen, wohl wissend, dass die Schulden "niemals zurückgezahlt werden", sei "sinnlos, grausam und sadistisch". Auf Plakaten forderten die Demonstranten eine "Sechste Republik" mit stark beschnittenen Befugnissen des Präsidenten.
Proteste gegen "Homo-Ehe"
In der Hauptstadt sowie in anderen Städten des Landes gingen zudem Gegner der Homo-Ehe auf die Straße. Die Reform ist äußerst umstritten und sorgt bereits seit Wochen für Demonstrationen sowohl von Befürwortern als auch Gegnern.
Bereits am Samstag waren etwa tausend Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche, durch die Innenstadt von Straßburg gezogen. Sie riefen Slogans wie "Hollande, wir wollen dein Gesetz nicht". Mitorganisator Georges Villiers sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Problem sei, dass die Homo-Ehe "automatisch" künstliche Befruchtung und Leihmutterschaften nach sich ziehe.
Unbeliebt - nur ein Jahr nach Amtseintritt
Frankreich befindet sich am Rande einer Rezession, die Arbeitslosigkeit hat den höchsten Stand seit 16 Jahren erreicht. Fast drei Viertel der Franzosen sind nach eigenen Angaben unzufrieden mit Hollande. Damit ist er so unbeliebt wie noch nie ein französischer Präsident ein Jahr nach Amtsantritt.