Vor australischer Küste Mindestens 470 Wale gestrandet
Es ist die größte Strandung in der Geschichte Tasmaniens. Vor der australischen Insel sind rund 470 Grindwale im flachen Wasser auf Sandbänken gefunden worden. Man könne hören, wie die Wale einander in ihrer Not rufen, berichten Helfer.
Rund 200 Grindwale haben sich vor der tasmanischen Insel in Australien verirrt und sind gestrandet. Die meisten Tiere schienen bereits tot zu sein, sagte Nic Deka von der zuständigen örtlichen Behörde. Die nun entdeckte Grindwal-Gruppe befindet sich nur wenige Kilometer von der abgelegenen Macquarie-Bucht entfernt, in der am Montag bereits rund 270 gestrandete Tiere gefunden worden waren.
Die Zahl gestrandeter Wale stieg damit auf insgesamt etwa 470. Der Biologe Kris Carlyon sprach von der größten bisher vor Tasmanien verzeichneten Strandung. Man könne hören, wie die noch lebenden Langflossen-Grindwale einander in ihrer Not rufen.
Gerettete Wale schwimmen oft zurück
Bisher gelang es Einsatzkräften, etwa 50 von ihnen wieder in tieferes Wasser zu bringen. Über Nacht seien einige Meeressäuger allerdings erneut gestrandet, so Deka. Ein Problem bei den Rettungsaktionen ist, dass in tieferes Wasser gebrachte Tiere häufig wieder zu ihren noch gestrandet liegenden Gefährten zurückschwimmen.
Die Einsatzkräfte versuchen derzeit, von einem Hubschrauber aus die Zahl noch lebender Tiere mittels Infrarot-Technologie zu ermitteln. Die meisten seien mit Booten nicht zu erreichen, sagte Carlyon. Die Rettungsaktion werde wohl einige Tage dauern. Langflossen-Grindwale seien aber robuste Tiere und könnten bei kühlen Temperaturen und Regen mehrere Tage überleben. Die Retter konzentrierten sich auf die Tiere mit den besten Überlebenschancen.
Helfer versuchen, den gestrandeten Grindwalen zurück ins offene Meer zu helfen. Viele von ihnen strandeten aber erneut, weil sie zurück zu ihren Verwandten schwammen, die noch festsaßen.
Navigationsfehler könnte Ursache sein
In Tasmanien stranden Wale recht häufig, meist sind aber weit weniger Tiere betroffen. Zuletzt war in der Gegend eine kleinere Gruppe von Pottwalen an die Küste geraten. Langflossen-Grindwale, auch Pilotwale genannt, sind sehr soziale Tiere. Mehrere hundert Wale können gemeinsam auf Wanderschaft sein. Dabei folgen die Gruppen einzelnen Leittieren. Diesen schwimmen sie auch in flaches Wasser nach, wo sie sich nicht mehr orientieren können.
Die vor Tasmanien gestrandeten Wale seien möglicherweise an die Küste geschwommen, um zu fressen. Es könne aber auch ein Missgeschick von ein oder zwei Leittieren gewesen sein, die die anderen Mitglieder der Gruppe verleitet hätten, nachzufolgen, sagte Carlyon.
Helfer bleiben optimistisch
Diese Vermutung wird auch von anderen Experten gestützt. Es gebe mehrere mögliche Gründe dafür, dass Wale an Strände gelangen, darunter auch Navigationsfehler, sagte die Meeresbiologin Vanessa Pirotta. "Sie hören möglicherweise die Laute der anderen Wale, oder sie sind einfach desorientiert und in diesem Fall extrem gestresst und einfach wahrscheinlich so erschöpft, dass sie in manchen Fällen nicht wissen, wo sie sind", so Pirotta gegenüber dem australischen Sender ABC.
Die Helfer blieben optimistisch, dass weitere Wale befreit werden könnten, sagte Carlyon. Das kühlere Wetter werde helfen. "Wir haben eine sehr gute Chance, mehr von der Sandbank zu befreien."
Die bisher größte Strandung registrierte Australien 1996. Damals strandeten 320 Grindwale in der Nähe der westaustralischen Stadt Dunsborough. An der Südinsel des benachbarten Neuseeland saßen 2017 sogar mehr als 600 Grindwale fest.