UN-Bericht Mehr als 27.000 Gewaltverbrechen an Kindern
Im vergangenen Jahr haben so viele Kinder wie noch nie unter schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen leiden müssen. UNICEF beklagt, dass die Kinder nicht genug geschützt werden.
Die 17-Jährige Violeta möchte den UN-Sicherheitsrat aufrütteln. Nachdrücklich beschreibt die junge Kolumbianerin die Situation von Millionen Mädchen und Jungen in ihrem Land - gezeichnet vom bewaffneten Konflikt zwischen Regierung, Guerillas und Paramilitärs.
Du hast sogar Angst, Ball zu spielen, denn du könntest auf eine Mine treten oder in einen Kampf geraten.
Violeta kämpft zusammen mit der Hilfsorganisation "Save the Children" für die Fortsetzung des Friedensdialogs an einem Ort, der zu den brutalsten der Welt zählt - und an dem Minderjährige wie sie reihenweise für den bewaffneten Kampf rekrutiert worden sind. "Es nicht einfach zu sehen, wie Tag für Tag mehr Stühle in deinem Klassenzimmer leer stehen, weil immer mehr Kinder mit ihren Familien ihrem Land den Rücken kehren, weil sie Sicherheit suchen", sagt Violeta.
Terrortaktik richtet sich häufig gegen Schulkinder
Die Teenagerin engagiert sich auch in einer Aktivistengruppe, die die kolumbianische Regierung dazu gebracht hat, eine Erklärung zu unterschreiben, die Kindern ein Recht auf Bildung einräumt und ihre Schulen gegen Angriffe beschützt.
Immer häufiger richtet sich die Terrortaktik bewaffneter Gruppen gegen Schulkinder. Erst kürzlich hatten islamistische Rebellen im Südwesten Ugandas den Schlafsaal einer privaten Sekundarschule niedergebrannt. Mehr als 40 Kinder starben, weitere wurden verletzt oder entführt. Eines von vielen Beispielen.
Der stellvertretende Exekutivdirektor des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, Omar Abdi, ist alarmiert: "In diesem Jahr enthält der Bericht des Generalsekretärs die höchste Zahl der Gewaltverbrechen gegen Kinder, die jemals von den Vereinten Nationen verifiziert worden sind: über 27.000."
Kinder sterben in bewaffneten Konflikten weltweit
Heute seien mehr Kinder in Regionen bewaffneter Konflikte gefährdet als zu irgendeiner Zeit in den vergangenen 75 Jahren, warnt Abdi vor dem Sicherheitsrat. Der Grund läge offen, so Abdi: "Kinder leiden und sterben aus Grausamkeit und Gleichgültigkeit ihrer Notlage gegenüber."
Und zwar weltweit, wie die UN-Sonderbeauftragte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Virginia Gamba unterstreicht: Von Kampfregionen in der Ukraine über Myanmar bis zum Sudan. Der jährliche UN-Bericht, der bislang noch nicht einmal gewaltgeprägte Länder wie Haiti einschließt, erfasst nahezu 19.000 Fälle, in denen Kinder direkte Gewalt erfahren haben. "8630 Kinder wurden getötet oder verstümmelt. 7622 Kinder wurden zum Kämpfen rekrutiert und benutzt. Und 3985 Kinder sind entführt worden", so Gamba.
Deutschland sei sehr besorgt über die Zahlen des UN-Berichts und verurteile jeglichen Missbrauch von Kindern weltweit, erklärte UN-Botschafterin Antje Leendertse.
Die Bundesrepublik dränge alle UN-Mitgliedsstaaten, die es noch nicht getan hätten, die internationale Erklärung zum Schutz von Schulen in bewaffneten Konflikten zu unterschreiben. Mit ihrer Unterschrift bekräftigen Staaten, dass sie das humanitäre Völkerrecht einhalten und jegliche militärische Nutzung von Schulen und Universitäten unterlassen.