Griechische Reaktion auf Erdogan "Alles tun, um die Grenze zu schützen"
Ausgerüstet mit Helm und Schutzschild stehen griechische Polizisten an der Grenze zur Türkei. Auf der anderen Seite hoffen Flüchtlinge auf die Einreise. Sie hatten sich nach Erdogans Äußerungen dorthin aufgemacht.
Hunderte Flüchtlinge harren den ganzen Tag lang aus: Männer, Frauen, Familien mit kleinen Kindern in dicken Anoraks - hier am geschlossenen Grenzübergang Kastanies nahe der türkischen Stadt Edirne. Sie stehen bereits hinter den Gebäuden der türkischen Passkontrollen - direkt am Zaun und den frisch aufgebauten Stacheldrahtrollen, die die Grenze zu Griechenland genau markiert.
Auf griechischer Seite stehen Dutzende Polizisten mit Helm und Schutzschild. Manche tragen Gasmasken. Die griechische Polizei hatte hier gestern mehrfach Tränengas und Pfefferspray eingesetzt, damit die Migranten keinen griechischen Boden erreichen.
Nahe dem türkischen Grenzort Edirne warten die Flüchtlinge - und hoffen, die Grenze nach Griechenland passieren zu dürfen.
Griechenland schickt weitere Einheiten zur Grenze
"Mit diesem Einsatz haben wir 4000 illegale Grenzübertritte verhindert", sagte der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas heute. "Wir verstärken unsere Kräfte sowohl entlang der Landgrenze als auch im Meer. Derzeit sind weitere Einheiten von Polizei und Armee unterwegs zur Grenze. Auch auf den Inseln verstärken wir unsere Truppen - dort sind derzeit 54 Patrouillenboote im Einsatz. Die griechische Regierung wird alles tun, um die Grenze zu schützen."
Der Regierungssprecher wies Behauptungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zurück, wonach Tausende bereits die Grenze passiert hätten. Nein, man habe 66 illegale Einwanderer aufgegriffen. Die seien jetzt in Polizeigewahrsam, so Regierungssprecher Petsas.
Von der griechischen Polizei wollen sich die Flüchtlinge nicht abhalten lassen.
Geflüchtete wollen sich nicht abhalten lassen
All das aber kann die vielen tausend Afghanen, Syrer und Afrikaner nicht abhalten. Sie wollen nach Europa - wie dieser 18-jährige Flüchtling aus Syrien, der lange Zeit in der Türkei Schutz gefunden hatte und nun am türkischen Ufer des Grenzflusses Evros steht.
Er will rüber, denn "hier in der Türkei finden wir keine Arbeit, das Leben ist teuer. Wir haben gehört, dass es in Griechenland besser ist. Wir wollen zur Schule gehen, wir wollen Geld verdienen. Deshalb machen wir das."
Aus der Türkei gibt es Berichte, dass Tausende Migranten unterwegs sind zur Küste. Dort warten sie, bis sich das stürmische Wetter legt. Dann wollen sie in Schlauchbooten rüber auf griechische Inseln wie Lesbos - nur zehn Kilometer von der türkischen Küste entfernt und schon EU-Gebiet.
Die türkische Küstenwache wird sie nach den deutlichen Worten von Erdogan wohl ziehen lassen. Der türkische Präsident hatte erklärt, die Grenze für Flüchtlinge geöffnet zu haben.
Wenn sie erst einmal griechische Gewässer erreichen, dann darf die griechische Küstenwache sie nicht zurückschicken. Sie muss die Menschen, die dann als Schiffbrüchige gelten, retten und an Land bringen.
Potsdamer OB will Moria-Flüchtlinge aufnehmen
So werden es wohl viele auf eine Insel wie Lesbos schaffen. Dort werden sie dann im völlig überfüllten Lager Moria festsitzen. Mike Schubert, der Oberbürgermeister von Potsdam, war heute früh noch auf der Insel Lesbos, hat die unmenschlichen Zustände im Lager Moria gesehen.
Er koordiniert die Aktion "sichere Häfen". Darin haben sich 140 Städte in Deutschland zusammengeschlossen, die bereit sind, Flüchtlinge aus Lagern wie Moria sofort aufzunehmen, vor allem Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern unterwegs sind.
"Wir sehen heute, insbesondere an der türkisch-griechischen Grenze: Der Konflikt wird nicht aufhören in den nächsten Wochen und Monaten. Es ist ein Gebot der Stunde und der Humanität, Kinder als erste aus dieser Situation herauszuholen." Schubert bejaht die Frage, ob Potsdam Platz habe, um einige dieser Kinder zu betreuen.
Die 140 deutschen Städte sind bereit, insgesamt 500 Kinder und Jugendliche sofort aufzunehmen. Sie bekommen aber kein grünes Licht von der Bundesregierung. So bleiben auch diese Kinder und Jugendlichen weiterhin im Lager Moria, das in den kommenden Tagen wohl noch mehr Flüchtlinge aufnehmen wird. Denn die griechische Küstenwache wird die Seegrenze nicht komplett abriegeln können, wenn die Türkei die Flüchtlinge ziehen lässt.